Print Friendly, PDF & Email

Erst Klaus-Michael Kühne, jetzt MSC: Die Reederei will große Anteile am Hamburger Terminalbetreiber HHLA übernehmen. Das Vorhaben sorgt für viel Kritik.

Das Hamburger Vorhaben, einen Teil seiner Anteile am Hafenbetreiber HHLA an die Reederei MSC zu veräußern, sorgt weiter für große Unruhe in der Hansestadt. Als Konsequenz aus dem Einstieg der weltgrößten Containerreederei MSC beim Hamburger Hafenbetreiber HHLA zieht Hapag-Lloyd einen Teil-Rückzug und die Verlagerung von Transportvolumen in Betracht, wie die Binnenschifffahrt-Schwesterpublikation HANSA berichtet. »Es hat sich etwas in Hamburg geändert«, lässt CEO Rolf Habben Jansen wissen.

Die Hansestadt hatte am Mittwoch den Einstieg der Schweizer Containerreederei bei dem Terminalbetreiber angekündigt. Dazu soll sich der Branchenführer mit knapp der Hälfte der Anteile an der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) beteiligen. Die Hansestadt reduziert ihren Anteil von knapp 70% auf 50,1%.

Anders als bei der Beteiligung von Hapag-Lloyd in Altenwerder geht es nicht um eine Terminalbeteiligung, sondern um den Einstieg bei der HHLA-Holding. Das Angebot richtet sich an alle Inhaber von Namensaktien, es geht demnach um knapp 50% der Anteile. Der größte Teil ist im Besitz der Stadt Hamburg, der Rest im Streubesitz. Das Aponte-Unternehmen bietet 16,75 € für jede sogenannte A-Aktie.

Hapag-Lloyd schlägt mehr in Hamburg um als MSC

Mit der Stadt ist alles geklärt. Hamburg und die Nr. 1 der Linienschifffahrt haben bereits eine verbindliche Vereinbarung geschlossen, in der die grundlegenden Parameter und Bedingungen des Übernahmeangebots geregelt sind. »Wir gewinnen einen strategischen Partner für den Hafen«, kommentierte Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher.

Hamburgs Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard verwies gemeinsam mit Tschentscher, Finanzsenator Andreas Dressel und MSC-CEO Søren Toft darauf, dass die HHLA im globalen Wettbewerb in ihrer heutigen Konstellation, sprich als städtische Gesellschaft, nicht mehr bestehen könne. MSC sei ein starker Partner, der zusätzliche Ladung für Hamburg versprochen habe und damit neue Entwicklungsmöglichkeiten im Hafen eröffne. Angeblich sichert MSC rund 1 Mio. TEU im Jahr zu. Leonhard hatte erst kürzlich im HANSA Podcast davon gesprochen, gern politische Steuerungsmöglichkeiten in der Hafenpolitik zurückzugewinnen.

Hapag-Lloyd sorgt aktuell für jährlich etwa 2,5 Mio. TEU an Umschlag im Hamburger Hafen und damit für weit mehr, als MSC mit bestenfalls 1 Mio. TEU bis zum Jahr 2031 verspricht. Außerdem ist die deutsche Linienreederei selbst am Terminal in Altenwerder mit 25% beteiligt. Hapag-Lloyd prüft nun, ob wie bisher 100% des für Zentraleuropa bestimmten Volumens über Hamburg abgewickelt wird. »Ich könnte mir auch ein Szenario vorstellen, in dem das nur noch 70- 80% sind«, so Habben Jansen in einem Interview.

Hamburg bleibe ein wichtiger Hafen, betont Habben Jansen. Mit einer steigenden Zahl von großen Containerschiffen würden für Hamburg die Chancen für weiteres Wachstum sinken. Bereits im Vorjahr hatte Hapag-Lloyd eine Beteiligung von 30% am Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven übernommen – und könnte künftig dort verstärkt ihre Schiffe abfertigen lassen. Ein Konkurrenzangebot für die HHLA, wie von Großaktionär Klaus-Michael Kühne angekündigt, sieht er hingegen skeptisch.

Erst vor wenigen Tagen hatte der milliardenschwere Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne sein Interesse bekundet, über seine Beteiligung an Hapag-Lloyd (30%) die HHLA zu übernehmen. Konkurrenten wie eben MSC oder CMA CGM hätte er nach eigenen Worten eine Beteiligungen angeboten, um sie an Hamburg zu binden und ihnen ein Mitspracherecht zu geben.

Der 86-Jährige wäre nach eigenem Bekunden bereit gewesen, rund 500 Mio. € für die Aktienmehrheit der HHLA zu zahlen und darüber hinaus in die Modernisierung der Anlagen zu investieren. Der Hamburger Senat hatte postwendend abgelehnt – nun weiß man auch, warum. Denn die Verhandlungen mit MSC liefen bereits seit Monaten, hieß es jetzt. Die Schweizer hätten zudem die deutlich attraktivste Offerte auf den Tisch gelegt, sagt Wirtschaftssenatorin Leonhard.

Eurokai zieht Gegenangebot in Betracht

Ohnehin scheint der Senat dafür nicht offen zu sein. Es sei keine Auktion eröffnet, sondern eine strategische Partnerschaft mit MSC besiegelt worden, heißt es aus dem Rathaus. Davon lässt sich ein bislang nicht in Erscheinung getretener Dritter aber offenbar nicht abschrecken. Medienberichten zufolge zieht Thomas Eckelmann, Hauptaktionär der Eurokai-Gruppe und Joint-Venture-Partner der Bremer BLG Logistics beim konkurrierenden Terminalbetreiber Eurogate, ein Gegenangebot »zu gleichen Konditionen« in Betracht.

Der MSC-Deal sei eine »Katastrophe für den Hamburger Hafen«, sagt Eckelmann in einem Zeitungsinterview. Größeren Schaden für das Eurogate-Terminal im Waltershofer Hafen befürchtet er hingegen nicht. Zwar dürfte der bisherige Stammkunde MSC zu den HHLA-Terminals wechseln und etwa 25-30% des Umschlagvsolumens mitnehmen. Doch im Gegenzug könnten viele HHLA-Kunden zu Eurogate wechseln. »Wir sind für jeden offen.«