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Das Nederlands Bureau Keuringen Binnenvaart, bekannt unter dem Kürzel NBKB, ist einer der großen Zertifizierer für die niederländische Binnenschifffahrt. Ende Oktober wurde der NBKB durch den Raad voor Akkreditatie (RVA, Akkreditierungsrat) die Erlaubnis zur Zertifizierung entzogen. Mit weitreichenden Folgen.

Das NBKB ist in den Niederlanden und teils darüber hinaus eigentlich eine feste Größe. Rund 62% der niederländischen Binnenschiffe, so wird geschätzt, haben diese Stiftung als Zertifizierer. Das sind etwa 7.900 Binnenschiffe, überwiegend Trockenfrachter, aber auch Fahrgastschiffe. Etwa 30 NBKB-Experten führten mehr als 1.500 Zertifizierungen pro Jahr durch.

Ende Oktober wurde bekannt, dass dem NBKB die Erlaubnis entzogen worden sei, weiterhin Zertifizierungen vorzunehmen oder anstehende Verlängerungen vorzunehmen. Vorausgegangen waren Mitteilungen der Inspectie Leefomgeving en Transport (ILT) an den Akkreditierungsrat, dass das NBKB vorgesehene Abläufe und Standards nicht eingehalten habe und es zu Unstimmigkeiten bei den Inspektionen gekommen sei.

NBKB-Direktor Johan Schot hatte sich überrascht gezeigt ob der harten Maßnahme. Ihm seien keine Beschwerden bekannt, die Aussetzung der Erlaubnis träfe ihn aus heiterem Himmel. Allerdings stellte sich heraus, dass der RVA bereits im Frühjahr 2023 Aufforderungen an die NBKB geschickt hatte, die Missstände, die nicht näher benannt werden, zu beseitigen. Schot war diesen Aufforderungen nicht gefolgt und hatte zudem darauf verzichtet, seinen Vorstand darüber zu informieren. Die Freistellung des Direktors erfolgte umgehend.

Bis zu 40 Binnenschiffer pro Woche betroffen

Für die betroffenen Schiffer ist die Situation damit aber nicht gelöst. Bis zu angeblich 40 Binnenschiffer pro Woche, deren Zertifikate ablaufen, sind darauf angewiesen, dass die bislang von der NBKB erteilte Zertifizierung verlängert wird. Ansonsten verlieren sie ihre Zulassung, bis hin zu der Möglichkeit, dass sie auch die Schiffswohnung verlassen müssen.

Der Algemene Schippersverband (ASV) wie auch KBN (Koninklijke Binnenvaart Nederland) haben den Interimsminister Harbers inzwischen aufgefordert, die Situation mit Übergangsregelungen zu lösen. Die fälligen Zertifizierungsinspektionen können von anderen Zertifizierern wie Register Holland (RH) und Bureau Scheepvaartcertificering (BSC), nicht vollständig übernommen werden. Nach jüngsten Meldungen sagten sie aber zu, so viele wie möglich zu übernehmen. Auch die Klassifizierungsbüros sähen keine Abhilfemöglichkeit. Teilweise sind auch die Inspektionen bereits durchgeführt, es fehlen oft noch die Bescheinigungen. Auch diese darf das NBKB nicht mehr ausstellen. Gesucht wird von ASV und KBN auch nach rechtlich machbaren Lösungen, allerdings ist die Rechtslage nicht ganz eindeutig. Nationale und internationale Regelwerke setzen unterschiedliche Fristen für vorübergehende Verlängerungen und Ausnahmen fest.

Für die ASV ist aber eines klar: die betroffenen Binnenschiffer dürfen unter den Versäumnissen der NBKB nicht leiden. Gefragt sind schnelle Reaktionen des Ministers, denn Zeit haben die Binnenschiffer nicht, wenn die Zertifikate abzulaufen drohen. (ga)