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Das Wasserstraßen-Neubauamt Berlin hat 2023 mit der höchsten Investitionsrate seit 15 Jahren abgeschlossen. Mit Blick auf die Haushaltskrise im Bund gibt man sich zuversichtlich. 

Für das vergangene Jahr meldet das Amt jetzt über 47 Mio. € Bauausgaben »in den Erhalt und den bedarfsgerechten und umweltverträglichen Ausbau« der Bundeswasserstraßen in der Region Berlin-Brandenburg. Ohne Berücksichtigung der Finanzierungsanteile für den Ersatzneubau des Schiffshebewerkes Niederfinow handele es sich dabei um die höchste Jahresrate an Investitionen seit über 15 Jahren.

»Mit der Fertigstellung des neuen Schiffshebewerkes Niederfinow im Jahr 2022 verlagert sich der Investitionsschwerpunkt noch mehr zu den Ersatzinvestitionen«, sagte Rolf Dietrich als Leiter des Wasserstraßen-Neubauamtes Berlin.

Er zeigt sich mit Blick auf die aktuelle Haushaltkrise im Bund zuversichtlich: Die Bauvorhaben im Projektpool des WNA Berlin zählen ausschließlich zur Netzkategorie C beziehungsweise den Freizeitwasserstraßen des Bundes und unterliegen daher bereits seit über zehn Jahren einer strengen Priorisierung. In der Folge werden hier ausschließlich Bauvorhaben bearbeitet, die für den Erhalt der Stand- und Verkehrssicherheit der wasserbaulichen Anlagen und der Ufereinfassungen an den Bundeswasserstraßen indisponibel sind. »Auswirkungen der aktuellen Verknappung von Investitionsmitteln im Kapitel 1203 des Bundeshaushaltes auf die Realisierung baureifer Bauvorhaben erwarte ich daher nicht«, so Dietrich weiter.

Berlin

Bis zum Jahresende 2024 werden im WNA Berlin fünf Ersatzneubauten an Wehren und 33 Kilometer Gewässerbett (Ersatz von Ufereinfassungen, teilweise mit Anpassungen an der Fahrrinne) Baureife erlangt haben beziehungsweise bereits in der Bauausführung sein.

Die Ersatzneubauten für die Wehre können den Angaben zufolge nur unter gleichzeitiger Herstellung der ökologischen Durchgängigkeit an den betroffenen Stauanlagen erfolgen, weshalb gleichzeitig auch fünf Fischaufstiegsanlagen errichtet werden. Als notwendige Folgemaßnahmen müssen dabei auch zwei nicht mehr benötigter Behelfswehre zurückgebaut und durch moderne Bootsschleppen für die muskelbetriebene Freizeitschifffahrt ersetzt werden.

Der Ersatzneubau des Wehres und der Neubau einer Fischaufstiegsanlage an der Staustufe Steinhavel in Fürstenberg/Havel sollen in diesem Jahr in Betrieb gehen. Der Ersatzneubau des Wehres und der Neubau einer Fischaufstiegsanlage an der Staustufe Mühlendamm in Berlin könne ausgeschrieben werden, sobald die Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt die Prüfung des zugehörigen Haushaltsentwurfes abgeschlossen hat, heißt es.

Brücken-Pläne

Bei den Brückenbauvorhaben können die Planungen für die Ersatzneubauten der Nachwendebehelfsbrücken an der Altglienicker Brücke und der Knesebeckbrücke über den Teltowkanal wiederaufgenommen werden. Hier hatte das Land Berlin zunächst eine Neuplanung auf der Grundlage einer 100%-Umsetzung des Berliner Mobilitätsgesetzes gefordert, was zu einer Aussetzung der Planungen geführt hatte.

Ende letzten Jahres hatte die Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt nun aber zugestimmt, beide Bauvorhaben ohne ein sogenanntes Änderungsverlangen des Landes Berlin weiter zu planen, sodass beide Vorhaben nun wieder in die Personal- und Haushaltsplanung des WNA Berlin eingestellt werden können. An beiden Brücken sind auch ohne 100%-Umsetzung des Mobilitätsgesetzes beidseitig großzügig angelegte, getrennte Geh- und Radwege vorgesehen.

Die Ersatzneubauten der Tegeler Brücke in Berlin und der Rautenkranzbrücke bei Eisenhüttenstadt sollen in diesem Jahr planmäßig abgeschlossen werden. An der Marggraffbrücke in Berlin Treptow-Köpenick liegen die seit über einem Jahr laufenden Arbeiten zur Umverlegung von Leitungen im Baufeld »weiter gut im Zeitplan«, sodass man hier voraussichtlich noch im I. Quartal 2024 mit dem Rückbau des westlichen und mittleren Brückenüberbaus beginnen könne.

»In Niederfinow läuft das neue Schiffshebewerk inzwischen so zuverlässig, dass wir das letzte Baubüro vor Ort und den für das Sonderbauvorhaben eingerichteten Projektbausachbereich aufgelöst haben«, schreibt das Amt. Das verbliebene Investitionspersonal wurde in den ständigen Sachbereich für den Bau wasserbaulicher Anlagen des WNA Berlin reintegriert.

»Erfreuliche Fortschritte«

Auch beim Neubau der Leitzentrale Berlin-Grünau gebe es erfreuliche Fortschritte zu verzeichnen. Nachdem am 14. November das Richtfest für den Hochbau gefeiert werden konnte, wurde am 4. Januar 2024 nun auch der Auftrag zur Errichtung der Anlagentechnik in der Leitzentrale und zur Anbindung der bereits für die Fernbedienung bzw. Fernwartung vorbereiteten Anlagen erteilt. Auftragnehmer ist die AllTec Automatisierungs- und Kommunikationstechnik GmbH aus Borna, die mit dem Wasserstraßen-Neubauamt Berlin bereits zu beidseitig vollster Zufriedenheit zusammengearbeitet hat.

Am Gewässerbett soll das Bauvorhaben an der Spreemündung (Spandauer Horn) planmäßig zum Jahresende 2024 fertig gestellt werden. Das zweite Baulos an der planfestgestellten Nordtrasse Berlin soll im Laufe des Jahres 2024 ausgeschrieben und vergeben werden. Am Charlottenburger Verbindungskanal wurden in 2023 vorwiegend Leistungen zur Kampfmittelsuche und –räumung ausgeführt. Mit der Ausführung der bereits vergebenen Bauleistungen für den Ersatz der Ufereinfassungen soll im Laufe des I. Quartals 2024 begonnen werden.