Die lange Jahre erfolgreiche Schiffswerft GS Yard in Groningen ist zahlungsunfähig. Beim örtlichen Gericht wurde ein Insolvenzantrag gestellt. Was folgt, ist noch unklar.
»Am 8.04.2024 ist die GS Yard B.V. In Waterhuizen (Groningen) durch die Rechtbank in Noord-Nederland für insolvent erklärt worden.« So lautet die Bekanntmachung zum drei Tage zuvor gestellten Antrag (Insolvenznummer F.18/24/103).
Zuerst hatte RTV Noord über das Insolvenzverfahren berichtet. Die vom Reeder Daniel Gausch und vom Schiffsmakler Christian Hochbein geführte GS Yard, so heißt es, habe ein ungedecktes Negativsaldo von rund 20 Mio. €. Welche Verbindlichkeiten und welche Forderungen genau und aktuell zu Buche stehen, wurde bislang nicht bekannt.
Bekommt die GS Yard einen neuen Eigner?
Der eingesetzte Insolvenzverwalter J. C. M Silvius war aktuell für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Berichtet wurde allerdings in den letzten Tagen, dass es für einen Weiterbetrieb der Werft unter einem anderen Eigentümer »gute Chancen« geben soll. Silvius soll bereits Verhandlungen mit mehreren Interessenten aufgenommen haben.
Tatsächlich zeigen sich vor Ort keine Anzeichen dafür, dass der Betrieb still stehen könnte. An der Kaje liegen Schiffe zur Ablieferung, darunter drei Coaster und auch die kurz vor der Auslieferung stehende »Meine Fähre« für die gleichnamige Gesellschaft in Norderney.
GS Yard hat gut gefülltes Auftragsbuch
Für die insgesamt rund 130 Mitarbeiter auf der Werft gebe es genug Arbeit, heißt es, das Orderbuch sei gut gefüllt. Tatsächlich dürfte die Ursache der Insolvenz eher in der Vergangenheit liegen. Von Problemen während der Coronazeit ist dabei die Rede.
Aus den Jahresberichten des Unternehmens ist ersichtlich, dass für 2020 ein Verlust von 11,2 Mio. € verbucht werden musste, 2021 steht mit -3,8 Mio. € zu Buche und für 2022 ist ein Defizit von 736.000 € vermerkt.
Vor drei Jahren hatten die beiden deutschen Werfteigentümer sich weitgehend aus dem Bau von Binnenschiffen verabschiedet und sich der Fertigung von Kümos (Küstenmotorschiffen) zugewandt. Doch auch in diesem Segment hätten die Margen, so wird Silvius zitiert, für einen dauerhaft rentablen Betrieb nicht ausgereicht. Steigende Energiekosten sowie höhere Stahlpreise und eine starke Personalfluktuation hätten das Unternehmen belastet, heißt es. Dazu habe es Verzögerungen bei der Ablieferung von Neubauten gegeben.
Als nahezu ständige Subunternehmen waren in den vergangenen Jahren auch immer wieder etliche deutsche Firmen ständig auf der Werft präsent. Ob und in welcher Höhe offene Forderungen bestehen, ist derzeit nicht in Erfahrung zu bringen.
Die Auslieferung der »Meine Fähre« ist offenbar durch die Insolvenz nicht gefährdet, wie der Unternehmenschef Frank Voß gegenüber der Binnenschifffahrt versicherte. Die noch nötigen Restarbeiten würden durch eigenes Personal erledigt. In zwei bis drei Wochen soll die Probefahrt erfolgen. (ga)