In Europas größtem Seehafen Rotterdam gibt es ab Januar ein neues Tarifsystem auch für Binnenschiffe – es soll zur Vereinfachung beitragen, „grüne“ Aspekte besser integrieren und enthält Nachlässe und Zuschläge.
Die Port of Rotterdam Authority hat in Abstimmung mit der Vereinigung der Rotterdamer Schiffsmakler (Vereniging van Rotterdamse Cargadoors, VRC) die Tarife im Hafen für die nächsten drei Jahre festgelegt, wie jetzt bekannt gemacht wurde.
Ab dem 1. Januar wird sich die Art und Weise, wie die See- und Binnenhafengebühren berechnet werden, ändern. Nachhaltigkeit und Effizienz sollen dabei eine größere Rolle spielen, heißt es in einem Statement.
Bisher wurden die Seehafengebühren vor allem auf der Basis der Größe eines Schiffes und der Art und Menge des Umschlags berechnet. Nun wird eine Nachhaltigkeitskomponente hinzugefügt, die auf der Größe des Schiffes basiert. Bei dieser neuen Berechnungsweise soll der Nachhaltigkeit und der effizienten Beladung eine größere Bedeutung beigemessen werden.
Der Hafen Rotterdam
12.500 ha Hafengebiet (Land & Wasser, davon etwa 6.000 ha Industriegelände).
Güterumschlag: etwa 439 Millionen Tonnen Güter pro Jahr.
ca. 28.000 Seeschiffe pro Jahr
ca. 90.000 Binnenschiffe pro Jahr.
Für die gesamten Niederlande bedeutet der Rotterdamer Hafen mehr als 500.000 Arbeitsplätze und eine Wertschöpfung von über 60 Milliarden Euro.
Nachhaltigkeit und Transparenz in der Binnenschifffahrt
Auch bei der Berechnung der Binnenhafengebühren wird mehr Wert auf Nachhaltigkeit gelegt. Ab 2025 wird ein Nachhaltigkeitsbeitrag von 5% hinzugefügt. Dies bedeutet, dass die Gebühren für motorisierte Schiffe um 5% erhöht werden. Die Einnahmen aus dieser Erhöhung werden reserviert für Nachhaltigkeitsinitiativen in der Binnenschifffahrtsbranche eingesetzt. Schiffer, die ihre Emissionsdaten mit der Port of Rotterdam Authority über das Green Award-System teilen, erhalten einen Rabatt von 5% auf die Binnenhafengebühren.
Die derzeitige Umweltdifferenzierungsregelung wird durch ein Anreizsystem auf Basis von Green Award-Zertifikaten ersetzt. Schiffe mit Bronze- und Silberzertifikaten erhalten 15% Rabatt, Schiffe mit Gold 30% Rabatt, und Schiffe mit Platin-Zertifikat erhalten 100% Rabatt auf die Binnenhafengebühren.
Für Schubleichter, die Standortdaten über einen Tracker mit der Port of Rotterdam Authority teilen, gilt ein Rabatt von 5% auf die Binnenhafengebühren. Transparenz in diesem Bereich trägt zur Sicherheit im Hafen bei und gibt Einblick in die Liegeplatzbelegung von Schubleichtern.
Weniger Vergünstigungen in Rotterdam
Die allgemeine Indexierung der aktuellen See- und Binnenhafentarife für das Jahr 2025 beträgt den Angaben zufolge 6%. Für die Folgejahre liegt sie bei 3,5% im Jahr 2026 bzw. 2,5% im Jahr 2027. Ab 2025 wird zudem eine Reihe bestehender Vergünstigungen auf Seehafengebühren abgeschafft. Damit soll die Gesamtberechnung der Hafengebühren vereinfacht werden. WDie Abschaffung dieser Nachlässe wird in den Basistarifen kompensiert werden. Es wird 3 verschiedene Preisnachlässe geben, die sich an Nachhaltigkeit und Effizienz orientieren“, so die Hafenbehörde.
Wenn ein Schiff auf dem Environmental Ship Index (ESI) gut abschneidet, können ab dem 1. Januar 2025 die gesamten Hafengebühren für eine Reederei niedriger ausfallen, genau wie bei einem Schiff mit einem sogenannten Green Award-Zertifikat. Außerdem wird der Auslastungsgrad auf die neuen Seehafengebühren angerechnet. Die Hafengebühren pro Tonne umgeschlagener Fracht werden niedriger sein, wenn die Kapazität eines Schiffes so effizient wie möglich genutzt wird. Dies wird sich auch positiv auf die Emissionen pro umgeschlagene Tonne auswirken.
Es handelt sich um die erste Anpassung der Hafentarife seit 2022. Für die Port of Rotterdam Authority sei es sehr wichtig, sich bei dieser Anpassung auf Nachhaltigkeit und Effizienz zu konzentrieren, betont Matthijs van Doorn, Commercial Director der Port of Rotterdam Authority. „Der Rotterdamer Hafen soll bis 2050 klimaneutral werden und gleichzeitig vital und wettbewerbsfähig bleiben. Die Anpassung der Hafentarife passt in dieses Bild.“
Kees Groeneveld, Vorsitzender der VRC, fügt hinzu: „Die Reedereien investieren derzeit in großem Stil und mit hohem Risiko in die Inbetriebnahme von energieeffizienten und nachhaltigen Schiffen. Diese nutzen u. a. Methanol als Treibstoff. Es ist gut, die Reedereien dafür zu honorieren. Gemeinsam haben wir gute Vereinbarungen erzielen können. Wichtig ist, dass die Port of Rotterdam Authority weiterhin in einen sicheren Hafen mit einer hervorragenden physischen und digitalen Infrastruktur und guten Verbindungen investiert.“