Die Binnenschifffahrt kann einen entscheidenden Beitrag zur Energiewende leisten – zu diesem Schluss kamen Vertreter mehrerer deutscher Häfen.
Um das zu erreichen, muss es jedoch Förderungen geben, beispielsweise für die Entwicklung neuer Schiffsantriebe und den Ausbau der Infrastruktur.
Binnenschiffe sind im Modalsplit der Verkehrsmittel ein wichtiges und angesichts der Energiewende vor allem ein ökologisches Transportmittel. Besonders beim Transport von Massengütern und großer Projektladung setzen Verlader verstärkt auf Wasserstraßen. Selbst beim Transport von Containern spielen Binnenschiffe ihre ökologischen Vorteile aus. Doch immer öfter kann das Verkehrsmittel nicht genutzt werden, weil die Flüsse nicht genug Wasser führen.
Auf der Veranstaltung „Binnenschifffahrt – Retter des Klimas? Chancen und Lösungen gestalten“ von Brunsbüttel Ports, der Sächsischen Binnenhäfen Oberelbe (SBO) und Hafen Hamburg Marketing wurde der Transport per Binnenschiff auf der Elbe als verbindendes Element der drei Hafenstandorte in den Fokus gerückt.
„Es wird nachlässig politisch reagiert“
Im Ergebnis forderten Teilnehmende von den politischen Akteuren, der Binnenschifffahrt mehr Aufmerksamkeit zu schenken und den Verkehrsweg Elbe so zu gestalten, dass eine wirtschaftliche Nutzung durchgehend möglich sei.
„Der jüngste Brückeneinsturz in Dresden zeigt eindeutig, wie nachlässig politisch reagiert wird“, betonte Heiko Loroff, Geschäftsführer der Sächsischen Binnenhäfen Oberelbe GmbH. „Es müsste viel schneller gehandelt werden, um die Schifffahrtsstraße Elbe wieder frei befahrbar zu bekommen.“
Dass die Elbe von Bedeutung für die deutsche Wirtschaft ist, habe die Bundespolitik laut einer gemeinsam Mitteilung der Häfen erkannt. „Die See- und Binnenschifffahrt ist für den Industriestandort Deutschland von immenser Wichtigkeit“, sagte Dieter Janecek, Koordinator der Bundesregierung für Maritime Wirtschaft und Tourismus. „Dazu tragen auch die Häfen an der Elbe bei. Das neue Ammoniakterminal in Brunsbüttel und weitere Projekte für den Umschlag von Ammoniak und Kohlendioxid sind wichtige Garanten für die Energiewende.“ Die nächste Bundesregierung soll – so eine Forderung des BDB – die Potenziale der Binnenschifffahrt weiter ausbauen. Dafür forderte Verband zuletzt einen „Masterplan“.
Energiewende nur mit Binnenschifffahrt möglich
Die Binnenschifffahrt spielt eine wichtige Rolle für die Energiewende, doch es mangelt ihr noch an der nötigen Wahrnehmung und Akzeptanz. Während sich die Häfen zunehmend positionieren, wird die Bedeutung der Binnenschifffahrt in diesem Kontext oft noch unterschätzt. Dabei ist das Binnenschiff ein äußerst verlässliches und effizientes Transportmittel, das nicht nur das Straßen- und Schienennetz entlastet, sondern auch einen entscheidenden Beitrag zum Klimaschutz leistet.
Im Vergleich zu anderen Transportmitteln – wie Lkw oder Bahn – benötigt das Binnenschiff verhältnismäßig wenig Energie pro Transporteinheit und weist einen deutlich geringeren Schadstoffausstoß auf. Sie ist damit ein unverzichtbarer Verkehrsträger in der Energiewende.
„Um ihr Potenzial voll ausschöpfen zu können, braucht die Binnenschifffahrt neben einer entsprechenden Infrastruktur mit gut ausgebauten Wasserstraßen und modernen Hafenanlagen auch eine breitere Akzeptanz bei den Verladern“, sagte Frank Schnabel, Geschäftsführer bei Brunsbüttel Ports. „Die Bereitschaft, die Binnenschifffahrt als klimafreundliche Alternative anzuerkennen und zu fördern, etwa mit klimafreundlichen Antriebsformen, ist entscheidend für ihren Erfolg. Um diesen Wandel herbeizuführen, sind attraktive politische Anreize und passende Rahmenbedingungen essenziell.“
Neben den technischen Voraussetzungen bedarf es auch intensiver Infrastrukturmaßnahmen. „Grundsätzliche Voraussetzung für mehr Transporte und mehr Schiffsraum ist mehr Verlässlichkeit bei der Schiffbarkeit der Elbe durch die Beseitigung der bekannten Bottlenecks, insbesondere an der Elbe-Reststrecke“, betonte Axel Mattern, Vorstand von Hafen Hamburg Marketing e.V. „Auch die Interessen Tschechiens dürfen nicht ignoriert werden. Das kürzlich ratifizierte deutsch-tschechische Abkommen zur Schiffbarkeit auf der Elbe bietet einen wichtigen Impuls dafür und zeigt das deutliche Interesse Tschechiens, die Binnenwasserstraße Elbe verstärkt zu nutzen.“
Förderungen sollen verstärkt werden
Grundsätzlich fasste der Staatsrat der Behörde für Wirtschaft und Innovation der Freien und Hansestadt Hamburg, Andreas Rieckhof, die Forderungen nach einer verstärkten Förderung zusammen: „Die Elbe ist eine wichtige zentrale Verkehrsachse, die umweltfreundliche Transporte zwischen Tschechien und der Nordsee ermöglicht. Mit Blick auf ihre wirtschaftliche Bedeutung für Hamburg und sämtliche über die Elbe verbundenen Regionen ist diese Wasserstraße mit ihren Potenzialen zu erhalten und zu entwickeln. Dementsprechend gilt es, die Maßnahmen des Gesamtkonzeptes Elbe endlich konsequent umzusetzen. Wir müssen die Binnenschifffahrt stärken, damit sie ihrer Rolle als wesentlicher Baustein klimafreundlicher Logistikketten gerecht werden und zum Gelingen der Energiewende sowie zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit beitragen kann. Es bedarf insbesondere deutlich verstärkter Investitionen in den Erhalt und den Ausbau der Bundeswasserstraßen, denn dort liegen noch nicht gehobene Potenziale, um Straße und Schiene zu entlasten und das Klima zu schonen.“
Davon profitiere nicht zuletzt auch ein Bundesland wie Schleswig-Holstein. So erinnerte Michael Pirschel, Abteilungsleiter im Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus des Landes Schleswig-Holstein, an die Bedeutung der Binnenschifffahrt im Bereich der Unterelbe: „Schiffe sind Transportmittel, die im Verhältnis zu den verbrachten Gütern einen geringen Ausstoß an Emissionen haben. Die Binnenschifffahrt ist somit ein kostengünstiges und umweltfreundliches Transportmittel, das gut zu unseren Kanälen und Flüssen passt. Daher gilt es, unsere Binnenhäfen und Wasserstraßen zukunftsfähig instand zu halten und auszubauen.“