Die bayernhafen-Gruppe hat ihren Güterumschlag im vergangenen Jahr um 0,7 % leicht steigern können. Wasserseitig lag der Zugewinn allerdings deutlich höher bei 5,9 %. Zudem gewinnt die Verladung schwerer und sperriger Güter an Bedeutung
Für die bayernhafen-Gruppe begann 2017 alles andere als gut, denn der erste Monat war nach Angaben von Wetterexperten der kälteste seit 30 Jahren. Wegen Eisbildung ruhte deshalb die Schifffahrt auf dem Main-Donau-Kanal (MDK) für dreieinhalb Wochen.
Das hatte massive Auswirkungen auf den Schiffsgüterumschlag, der im 1. Quartal um rund ein Drittel gegenüber 2016 zurückgegangen war. Dies konnte über das gesamte Jahr aber wieder kompensiert werden. So erreichte die bayernhafen Gruppe beim Schiffsgüterumschlag eine Steigerung von 5,9% gegenüber 2016 auf 3,2Mio. t. Maßgeblich dafür war eigenen Angaben zufolge insbesondere die Entwicklung im vom Schiffsgüterumschlag her größten bayerischen Hafen Regensburg.
Den größten Anteil machten landwirtschaftliche Erzeugnisse sowie Nahrungs- und Futtermittel aus. Binnenschiffe nahmen auch hochwertiges Schwergut wie in Bayern gefertigte Trafos oder Anlagentechnik auf und entlasteten so die Straßen. Per Bahn wurden 5,9Mio. t umgeschlagen, 1,9% weniger als im Vorjahr. Ein Grund dafür sei die zum 30. Juni 2016 durch die italienische Staatsbahn eingestellte »Rollende Landstraße« (RoLa) von Regensburg nach Trento, heißt es seitens der bayernhafen-Gruppe.
Stabiler Containerumschlag
Auf relativ stabilem Niveau bewegte sich der Containerumschlag an den Standorten Aschaffenburg, Bamberg, Nürnberg und Regensburg: Mit 450.944TEU wurden die 459.794TEU vom Vorjahr nur knapp unterboten.
»Um die Ausgangsposition für den Gütertransport per Schiff und Bahn weiter zu verbessern, braucht es einen langen Atem«, sagt bayernhafen-Geschäftsführer Joachim Zimmermann. »Wir investieren daher kontinuierlich in die schienen- und wasserbezogene Infrastruktur und in die Dienstleistungen an unseren Standorten.«
62 Mio. € Investitionen
Für dieses Jahr plant die Gruppe nach eigenen Angaben Investitionen in Höhe von rund 32Mio. € – zusätzlich zu den 2017 bereits angestoßenen 30Mio. €. Dazu gehört die Vorbereitung von Ansiedlungsflächen sowie über mehrere Jahre laufende Optimierungsmaßnahmen an der schienen- und wasserbezogenen Infrastruktur.
So sei zum Beispiel 2017 in Bamberg mit der Umwandlung eines Schräg- in ein Senkrecht-Ufer begonnen worden, dadurch werde der Umschlag von und aufs Binnenschiff optimiert. Für dieses Jahr sei unter anderem eine Modernisierung des Kranparks vorgesehen, heißt es.
»Der Politik kommt die zentrale Aufgabe zu, alle Verkehrsträger ganzheitlich in den Blick zu nehmen und multimodale Infrastruktur zu stärken«, sagt Zimmermann, »die neue Bundesregierung hat hier die Chance, den Masterplan Schienengüterverkehr um die Binnenschifffahrt zu erweitern. Wir brauchen hier ein Gesamtkonzept, um den Wirtschaftsstandort Deutschland dauerhaft zu stärken und das Potenzial von Bahn und Binnenschiff zu nutzen.«
Dabei kommt dem Binnenschiff gerade beim Transport großer und sperriger Güter eine immer wichtigere Rolle zu. So wurden kürzlich in Passau erstmalig Flügel von Windenergieanlagen mit einer Länge von 60 m in ein Binnenschiff verladen. An Bord des Koppelverbands »Ursa Montana« ging die Reise auf der Donau bis zum rund 1.100 Flusskilometer entfernten Hafen Pancevo in Serbien. Mit 190 m Länge und 17,40 m Breite sei der Koppelverband einer der größten seiner Art in Europa.
Aufgrund ihrer Größe könne die »Ursa Montana« in Bayern nur Passau ansteuern, was die besondere Stellung dieses Standortes für Schwergut- und Volumentransporte unterstreiche.
Über die Straße waren die insgesamt 24 Windflügel, von denen jeder ein Gewicht von 17 t hatte, aus Polen nach Passau-Schalding angeliefert worden. Im Auftrag der Firma Transannaberg übernahm der bayernhafen Passau schließlich deren Umschlag. Viel Fingerspitzengefühl habe die präzise Verladung ins Binnenschiff mit dem hafeneigenen Mobilkran im Teamwork mit einem Autokran von Transannaberg erfordert, teilte der Hafen mit.
Trafo-Giganten aus Nürnberg
Auch in Nürnberg werden mittlerweile immer häufiger Großkomponenten verladen. Ein aus mehreren Teilen bestehendes Projekt startete Ende Januar dieses Jahres und dauert voraussichtlich noch bis Mai an. Insgesamt vier Transformatoren von Siemens treten von Nürnberg aus die lange Reise nach Nordchina an. Jeder der Transformatoren wiegt mehr als 535 t und misst 13,6 m x 6,14 m x 5,90 m. Die gesamte Logistikkette managt das im Hafen von Nürnberg ansässige Unternehmen Züst & Bachmeier Project. Dazu zählen der Straßentransport vom Siemens Transformatorenwerk Nürnberg zum Hafen, der Umschlag aufs Binnenschiff, die Reise auf der Wasserstraße nach Antwerpen sowie der Umschlag aufs Seeschiff und auch die Seefracht nach China.
Die erste, 8km lange Etappe legten die Transformatoren per Lkw zurück. Schlüsselstellen sei eine Bahnunterführung sowie verschiedene Brückenbauwerke. Der Transport erfolgte mittels einer speziellen Seitenträgerbrücke. Die Maße des dabei zum Einsatz kommenden Fahrzeugs lagen den Bayern zufolge bei 64,30 m x 7,45 m x 6,45 m, bei einem Gesamtgewicht von 875 t. Nachdem die Geräte im Schwerlast-Logistik-Zentrum von Züst & Bachmeier kurz zwischengelagert worden waren, erfolgte der Umschlag mit Hilfe einer hydraulischen Litzenhubanlage aufs Binnenschiff. Die Reise nach Nordchina dauert den Angaben zufolge insgesamt rund drei Monate.
Der Transport zeige, wie wichtig das hochmoderne trimodale Güterverkehrszentrum bayernhafen Nürnberg für die Stadt als Industriestandort sei. Nürnberg habe erstklassige Bedingungen für Schwergut-Lieferungen in die ganze Welt, sagte Wirtschaftsreferent Michael Fraas, der auch Vorsitzender des Deutschen Wasserstraßen- und Schifffahrtsvereins Rhein-Main-Donau ist.
Dabei hob er die Bedeutung der Wasserstraße für den Industriestandort hervor: »Das Siemens-Trafowerk kann die großen Hochleistungs-Transformatoren nur deswegen in Nürnberg produzieren, weil sie von hier sicher und zuverlässig auf der Wasserstraße abtransportiert werden können«, bekräftigte Fraas.
»Schwergut-Kompetenz ist ein entscheidender Standortfaktor für die exportstarke Industrie in der Region Nürnberg«, ergänzte Alexander Ochs, Geschäftsführer der Betreibergesellschaft Hafen Nürnberg-Roth. Man stehe an der Seite von Kunden wie Züst & Bachmeier Project, damit diese für ihre Kunden Anlagentechnik »made in Germany« zu Bestimmungsorten weltweit liefern könnten. Wasserstraße plus leistungsstarke Umschlagtechnologie – diese Kombination habe sich erneut hervorragend bewährt.
Der Transport solcher Giganten sei Millimeterarbeit, gab Karl-Heinz Webersberger, Geschäftsführer von Züst & Bachmeier Project, einen Einblick. Dies treffe sowohl auf die Vorbereitung als auch auf jeden Moment der Durchführung zu.
Thomas Wägener