Eckelmann digitalisiert Barge-Transport

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Das Familienunternehmen Carl Robert Eckelmann treibt die digitalisierte Transportlogistik durch das Projekt »Smart Barge« voran. Ziel ist es, die Effizienz zu steigern und den Anteil der auf dem Wasser beförderten Waren zu erhöhen

Einen Großteil seiner etwa 100 Einheiten umfassenden Flotte mit insgesamt rund 60.000t Tragfähigkeit hat das überwiegend im Hamburger Hafen sowie auf den angrenzenden Wasserstraßen operierende Unternehmen bereits für das digitale Zeitalter umgerüstet. Unterstützung erhielt es dabei von der Firma Ingredion, für die Eckelmann pro Jahr nach eigenen Angaben jährlich rund 120.000t Mais transportiert. Der Mais wird von Speichern im Hafen oder von Seeschiffen aus über die Bille zur Produktionsstätte nach Hammerbrook gefahren.

Nach Auskunft von Carina Eckelmann, Prokuristin bei Carl Robert Eckelmann, wurden bisher insgesamt 44 Schiffseinheiten mit Datenloggern und GPS-Sendern ausgestattet. Für Hardware und auch Software seien zusammen bisher 350.000 bis 400.000€ investiert worden. Seit Jahresbeginn habe man die anfänglichen »Kinderkrankheiten« beseitigen können. Carina Eckelmann, Tochter von Robert Eckelmann, dem Chef und Inhaber der Eckelmann-Gruppe, hat das Projekt federführend betreut. Der gesamte Entwicklungsprozess habe etwa zweieinhalb Jahre gedauert, sagt sie.

Der Einbau der Technik erfolgte im Travehafen in Hamburg und dauerte pro Schiff etwa eine Woche lang. Jede der Einheiten wurde mit einer Sim-Card und mit vier Sensoren versehen, die unter anderem die Temperatur messen. »Die Temperatur ist bei Massengütern eine kritische Größe«. Informationen darüber zu erhalten, sei eine Anforderung des Kunden gewesen, sagt Robert Eckelmann, der die Geschäfte in fünfter Generation führt. Bei Mais müsse in der Mitte des Laderaums gemessen werden, an der Seite jeder Schute sei deshalb ein Kabelkanal eingebaut worden. Zudem müssten die verwendeten Materialien food-konform sein, führt Carina Eckelmann weiter aus.

Wenn die Temperaturkurve nahe an den maximal zulässigen Wert heranreiche, würde das automatisch gemeldet. Dann könne entsprechend reagiert werden, indem beispielsweise der Transport forciert werde, so Robert Eckelmann. Die weiteren erfassten Daten beinhalten die Position der Schiffe, Warenbeschaffenheit, Lade- und Löschdatum, Luftfeuchtigkeit sowie Ankunfts- und Abfahrzeiten. Ferner gibt es ein Kommentarfeld, in das interne und externe Beteiligte Vermerke eintragen können.

Informationen in Echtzeit

Die Kommunikation mit den Bargen erfolgt via G4-Datenverbindung. Die Einheiten sind über ein Datenportal rund um die Uhr mit dem Office Operation des Unternehmens und seinen unterschiedlichen Kunden aus Industrie, Schifffahrt, Handel, Umschlagsanlagen und Spedition vernetzt. Die Informationen werden per Satellit in Echtzeit übermittelt. Dadurch könnten Kunden ihre Betriebsabläufe besser abstimmen, wodurch sich im Endeffekt die Effizienz der Transporte erhöhe, sagt Sven Saborosch, Geschäftsführer bei Carl Robert Eckelmann. Saborosch sprach auch davon, dass sich Container künftig einzeln buchen und dass sich freie Plätze auf den Bargen durch den IT-Einsatz besser und schneller erkennen ließen. Transporte könnten letztlich besser geplant und die Flotte somit optimaler eingesetzt werden, unterstreicht Robert Eckelmann. Durch die eingesparten Verbringungszeiten würden zudem die Emissionen sinken, ferner würde der Verkehr auf den Straßen und Autobahnen in und um den Hamburger Hafen entlastet werden.

Der Standort der Bargen wird in einer Smart Map visualisiert und deren Zustand und Beschaffenheit mit Farbgebungen gekennzeichnet. Dadurch werde die Transparenz und Kontrolle für das Flottenmanagement erhöht, so der Transportdienstleister. Die Einheiten würden auch selbstständig erkennen, wann sie beispielsweise vom TÜV überprüft werden müssten und ein entsprechendes Signal geben, ergänzt Carina Eckelmann. Darüber hinaus würde der Datentransfer, der bis vor Kurzem noch manuell über E-Mail, Fax und Telefon abgewickelt worden war, durch die Bereitstellung eines Smart Barge Portal überflüssig. Ferner ließe sich die gesamte wasserseitige Logistik in die digitalen, multimodalen Kommunikationsprozesse integrieren und der Verkehrsträger Wasserstraße sich dadurch besser in die trimodalen Logistikketten eingliedern. Das Familienunternehmen hofft, dass durch das Projekt »Smart Barge« eine verstärkte Transportverlagerung von der Straße auf die norddeutschen Wasserwege erfolgen wird.

Bisher hat Carl Robert Eckelmann ausschließlich Einheiten für den Transport von Massengütern umgerüstet. Als nächstes sei das auch bei den sogenannten Containertaxis angedacht, mit denen die Boxenumfuhr im größten deutschen Seehafen erfolgt. Bis zu 80 Boxen können die Einheiten transportieren. Man sei mit Containerreedereien sowie mit den Terminalbetreibern in fortgeschrittenen Gesprächen, sagt Saborosch. Robert Eckelmann betont, dass ein enger Austausch mit den Kunden von großer Bedeutung sei, auch um sich über deren Anforderungen zu informieren.

Umweltschonende Antriebe

Bis zum Jahr 2023 hat das Familienunternehmen die Vision, ihre Schubbooteinheiten mit Hybrid und LNG-Antrieben auszustatten. »Wir haben bereits eine Neubaustudie begonnen«, sagt Robert Eckelmann. Hierbei sei man durch die Koalitionsvereinbarung bestärkt worden, Binnen- und Hafenschiffe mit umweltschonenden Antrieben zu fördern. Einer der Bestandteile dieser Studie seien alternative Antriebe, so Eckelmann weiter. Bis 2023 soll die Schubbootflotte sukzessive auf Hybrid oder LNG-Antiebe umgerüstet werden. Ziel müsse es sein, möglichst auf einer deutschen Werft ein modernes Schubboot mit einem zeitgemäßen Antrieb bauen zu lassen, so Eckelmann. Bis zum Jahr 2030 hat das Unternehmen zudem die Vision, einen Fully Automated Guided Tug (AGT) ohne Besatzung im Hafen fahren zu lassen, das mit Kameras, Echolot und verschiedenen Tools ausgerüstet werden soll. Als mittelständisches Unternehmen mit etwa 200 Mitarbeitern wolle und müsse man die Dinge aber Step by Step angehen, sagt Eckelmann.


Thomas Wägener