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Mit der »Störmthal« ist Ende April in Markkleeberg das dritte auf der Lux-Werft in Niederkassel-Mondorf gebaute Schiff an die Personenschifffahrt im Leipziger Neuseenland ausgeliefert und mit zwei Schwerlastkranen ins Wasser gesetzt worden

Bereits 2012 und 2014 waren die auf der Lux-Werft gebauten Schiffe »Wachau« und »Markkleeberg« auf gleiche Weise angeliefert und dem nassen Element übergeben worden. Nun folgte also das dritte Schiff, weil das Interesse an Seerundfahrten auf den mit einem Kanal verbundenen Markkleeberger und Störmthaler See in vier Jahren so gewachsen ist, dass der Bedarf durch die Reederei nicht mehr ausreichend befriedigt werden konnte. Alle drei Schiffe sind nach den Ortschaften benannt, die in unmittelbarer Seenähe liegen.

Anfang Mai lief die »Störmthal« zu ihrer Jungfernfahrt von der Markkleeberger Seepromenade in Richtung Kanal aus, der die beiden Seen verbindet und Kanupark-Kanal genannt wird. Der Höhenunterschied zwischen beiden Seen beträgt 4m, überwunden wird er durch die Kanupark-Schleuse.

Die beiden Schiffe »Wachau« und »Störmthal« sind den Schleusenmaßen von 22,30 x 5,00m angepasst. Die Maße der »Störmthal« sind 21,90 x 4,90m, eine Radwegbrücke über den Kanu-Kanal hat eine Durchfahrtsbreite von 4,98m und eine Durchfahrtshöhe von 4,80m bei 113m üNN. Schiffsführer Matthias Döring (50) hatte aber genug Fingerspitzengefühl, um die engen Durchfahrten unter der Brücke und die Schleuseneinfahrten tadellos zu meistern. Dabei informierte er die Fahrgäste der Jungfernfahrt über die Lausprecheranlage über alle Besonderheiten der beiden Seen, ihrer Ufer, ihrer Radwege und was es alles an Sehenswürdigkeiten zu vermitteln gab. Beide Seen besitzen glasklares Wasser mit einer Sichttiefe von über 1m, etwa vergleichbar mit dem Werbellinsee im Land Brandenburg.

Technik und Besonderheiten

Die Schiffe der Personenschifffahrt im Leipziger Neuseenland sind sogenannte Kopflander, das heißt, dass sie stevenrechts an Senkrechtufern wie an Schräg­ufern anlegen können. Die senkrechten Anlandestege sind mit der Deckshöhe gleich, sodass Rollstuhlfahrer mühelos an Bord sowie wieder herunter fahren können. Für die Schrägufer besitzen die Einheiten stevenseitig hydraulisch ausfahrbare Landeklappen. Für die Versorgung der Fahrgäste haben alle drei Schiffe jeweils eine Bordgastronomie mit einem breiten Angebot an Speisen und Getränken.

Die »Störmthal« besitzt einen klimatisierten Salon mit 70 Sitzplätzen und ein Freideck mit 60 Sitzplätzen sowie zehn Fahrradstellplätzen. Angetrieben wird der Neubau von einem VolvoPenta D/A-B-TA von 174 kW (237 PS) vom Hersteller Deutz AG Köln, der gleichzeitig auch der Stromerzeugung an Bord dient. Der Bugstrahler ist ein geräuscharmer BETA Super 40E von Kalkman Scheepstechniek.

»Ich bin glücklich, dass wir nun ein zweites Schiff haben, mit dem wir die Kanupark-Schleuse passieren können. Für die Route zwischen Markkleeberger See und Störmthaler See hatten wir in der Vergangenheit eine sehr starke Nachfrage, die wir nicht immer bedienen konnten. Mit dem neuen Schiff können wir nun noch mehr Passagieren dieses besondere Erlebnis ermöglichen«, so Reeder Wilfried Meyer von der Personenschifffahrt im Leipziger Neuseenland.

Auch der Oberbürgermeister der Stadt Markkleeberg, Karsten Schütze, heißt den Zuwachs auf den ansässigen Gewässern willkommen: »Wir freuen uns, dass mittlerweile das dritte neue Schiff das Leipziger Neuseenland bereichert. Und wir sind unheimlich dankbar, dass wir mit Reeder Wilfried Meyer einen Investor haben, der den unternehmerischen Mut besitzt, so viel Geld in eine Tagebaufolgelandschaft zu stecken. Davor ziehen wir den Hut.«

Die offizielle Schiffstaufe der »Störmthal« soll im Herbst erfolgen.

Fahrten von Mai bis September

Die Tour vom Markkleeberger See zum Störmthaler See findet in der Hauptsaison von Mai bis September zweimal täglich statt (Abfahrt 10:30 Uhr und 14:30 Uhr) und zusätzlich mittwochs, donnerstags und samstags (Abfahrt 11:30 Uhr und 15:30 Uhr). Möglichkeiten des Zu- oder Ausstiegs gibt es im Rahmen der dreistündigen Schiffsfahrt an acht verschiedenen Anlegestellen. Gänzlich neu im Fahrplan sind die Rundfahrten auf dem Störmthaler See, die sonntags angeboten werden. Diese Tour dauert 1,5 Stunden und beginnt jeweils um 11 Uhr, 12:30 Uhr, 14 Uhr und 15:30 Uhr am Ferienresort »Lagovida«.

Die beiden Seen sind Bestandteile des Leipziger Neuseenlandes, bei dem es sich um etliche renaturierte ehemalige Braunkohletagebaue oder noch zu renaturierende Tagebaue handelt. Der Markkleeberger See wurde vor zwölf Jahren für die touristische Nutzung freigegeben, der Störmthaler See vor sechs Jahren. Beide Gewässer sind bis zu 60m tief und jeweils mit einer künstlichen Insel angelegt, die unter Naturschutz stehen. Die Seen haben flache, aber auch steile Ufer und sind durchgängig neu mit Wald- und Heidegehölzen begrünt. Es gibt künstlich angelegte Badestellen und natürliche; am Kanupark-Kanal steht eine Slipanlage für größere Boote und kleine Schiffe zur Verfügung. Ferner gibt es Campingplätze, Bootsverleihe und eine Marina am Südufer des Störmthaler Sees. An beiden Seeufern sind asphaltierte Radwege angelegt.

Die etwa 300m lange Uferpromenade am Markkleeberger See ist nicht nur durch die Schiffsanleger und Schiffe der Personenschifffahrt im Leipziger Neuseenland attraktiv, sondern bietet auch eine größere Gaststätte, ein Fischrestaurant, einen Kiosk und ein Eiscafé.


Christian Knoll