Die seit Wochen fallenden Pegelstände an den Binnenwasserstraßen werden für die Schifffahrt zunehmend problematisch. Die Versorgung der Kundschaft ist aber nicht gefährdet, informiert der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB).
Bereits seit mehreren Wochen sind in großen Teilen des deutschen Wasserstraßennetzes sinkende Wasserstände zu beobachten. Nahezu jedes Jahr komme es in den Sommermonaten aufgrund fehlender Niederschläge zu sinkenden Pegelständen an den Flüssen und Kanälen in Deutschland, so der BDB. Insofern stelle die momentane Situation grundsätzlich kein ungewöhnliches Ereignis dar, zumal die Wasserstände sich erfahrungsgemäß bei einsetzendem, ergiebigem Niederschlag auch innerhalb weniger Tage wieder normalisieren. Der fehlende Regen und die weiter fallenden Wasserstände würden der Binnenschifffahrt zurzeit allerdings erheblichen Mehraufwand bereiten, so der BDB.
Schiffe fahren mit weniger Ladung
Die niedrigen Wasserstände führten dazu, dass die Schiffe nicht maximal beladen werden können, da sie sonst zu viel Tiefgang hätten, informiert der Verband. Grundberührungen oder Festfahrungen wären die Folge. In vielen Regionen würden deshalb zurzeit Frachter mit deutlich weniger Ladung als sonst üblich fahren. Auch am Rhein – die mit Abstand wichtigste Wasserstraße im Bundesgebiet – könnten Binnenschiffe je nach Fahrtstrecke teilweise nur noch die Hälfte oder noch weniger der normalen Ladung transportieren. Das erfordert erheblichen Mehraufwand im Binnenschifffahrtsgewerbe, so der BDB. Ladungspartien, die üblicherweise mit einer Fahrt transportiert würden, müssten zum Beispiel auf mehrere Einheiten aufgeteilt werden. In vielen Fahrtgebieten sei es deshalb üblich, »dass die Kunden den Binnenschiffern ab einem bestimmten Pegelreferenzwert den sog. Kleinwasserzuschlag als Kompensation zahlen«.
»Entwarnung« könne derzeit für die Versorgung der Industrie gegeben werden: Im Dialog mit ihren Kunden könnten die Binnenschiffer Lösungen finden, damit der Transportauftrag durchgeführt werde und sprichwörtlich keine Tonne Fracht liegen bleibe. So bestehe etwa die Möglichkeit, die Ladung auf mehrere Schiffe zu verteilen oder einen späteren Liefertermin zu vereinbaren. Bei der Findung der effektivsten individuellen Lösungen seien die Pegelvorhersagen der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) hilfreiche Instrumente.
Dadurch, das Schiffe nur mit halber Ladungsmenge oder noch weniger fahren, erhöhen sich für die Betreiber jedoch die Kosten, etwa durch das Personal und den Kraftstoffverbrauch auf den zusätzlichen Frachtern. In einigen Häfen sei zudem ein höheres Eisenbahn-Aufkommen zu beobachten, etwa in Düsseldorf, heißt es.
Frei fließende Flüsse sind besonders betroffen
Von Niedrigwasser sind nach BDB-Angaben derzeit insbesondere frei fließende Flüsse wie etwa der Rhein, die Donau, die Elbe und die Oder betroffen. Auf staugeregelten Flüssen wie Mosel, Neckar und Main sowie im westdeutschen Kanalgebiet und auf weiteren Kanälen seien die Auswirkungen zurzeit noch geringer, da dort das Wasserabflussverhalten ein anderes sei, hießt es.
Mit welcher Auslastung Binnenschiffe zurzeit im Bundesgebiet noch fahren können, ließe sich nicht pauschal beantworten. Dies sei von verschiedenen individuellen Faktoren wie der Art der Ladung, dem Schiffstyp und nicht zuletzt der im entsprechenden Fahrtgebiet zur Verfügung stehenden Fahrrinne abhängig.
Anders als bei Hochwasserlagen, bei deren Auftreten ab bestimmten Hochwassermarken Maßnahmen wie Einschränkungen und Sperrungen von den zuständigen Behörden verhängt würden, sei Schifffahrt bei Niedrigwasser in der Regel bis an die physikalische Grenze möglich – so lange die Sicherheit gewährleistet sei, informiert der BDB.
Branche fordert Beseitigung von Engstellen
Der Appell des Binnenschifffahrtsgewerbes an die Politik lautet, »die seit Jahren bestehenden und hinlänglich bekannten Engstellen, die im gesamten Wasserstraßennetz existieren, so schnell wie möglich zu beseitigen«, bekräftigt der BDB. Zu nennen seien etwa die geplanten Abladeoptimierungen der Fahrrinnen an Mittelrhein und Main, die Beseitigung des 70 km langen Engpasses an der Donau zwischen Straubing und Vilshofen sowie die Umsetzung des Gesamtkonzepts Elbe. Diese Baumaßnahmen würden auch in Niedrigwassersituationen für die notwendige Planbarkeit und Verlässlichkeit beim Gütertransport auf dem Wasser sorgen.