Die Europäischen Verbände EBU und ESO, die die Binnenschifffahrt vertreten, haben der EU und dem österreichischen Verkehrsminister während der Donau-Wirtschaftstage ihre Forderung für ein Folgeprogramm von NAIADES II unterbreitet, um die Binnenschifffahrt nachhaltig zu stärken.
Die Binnenschifffahrt sei ein wichtiger Akteur, um die Ziele der Mobilität und Nachhaltigkeit in Europa zu erreichen. Sie ermögliche das Wirtschaftswachstum, schaffe viele Arbeitsplätze und biete interessante Karriereperspektiven, begründeten die beiden Europäischen Verbände ihre Forderung nach einer verstärkten politischen und finanziellen Unterstützung der Binnenschifffahrt durch ein Folgeprogramm von NAIADES II.
Ihr schriftliches Ansinnen haben sie sowohl dem österreichischen Verkehrsminister Norbert Hofer in seiner Eigenschaft als Präsident des Verkehrsministerrates der EU sowie der Vertreterin der Europäischen Kommission, Désirée Oen, übergeben.
Man verfüge in Europa über mehr als 40.000 km schiffbare Wasserwege sowie über 250 Binnenhäfen. Zudem würden Binnenschiffe jährlich rund 550 Mio. t Güter in Europa befördern. Darüber hinaus gebe es eine wachsende Bedeutung im Bereich Personenbeförderung über die Wasserstraßen.
Binnenschifffahrt hat freie Kapazitäten
Im Gegensatz zu den überlasteten Straßen verfüge das europäische Wasserstraßennetz noch über freie Kapazitäten und biete ein enormes Potenzial für die Verkehrsverlagerung. Die wichtigsten Industrien in Europa seien auf einen reibungslosen Transport ihrer Waren auf dem Wasserweg angewiesen. Angesichts der freien Kapazitäten an den europäischen Flüssen und Kanälen ließe sich ein wesentlich höherer Anteil durch die Binnenschifffahrt absorbieren. Das würde zu einem nachhaltigen Wirtschaftswachstum beitragen, sehen die Verbände weitere Argumente für die Binnenschiffahrt.
Die Infrastruktur bleibt das Rückgrat der Branche. Dieses Thema wurde speziell in der FAIRway Danube Session während der Binnenschifffahrtskonferenz in Wien behandelt. Die ordnungsgemäße Instandhaltung der Donau sei allen Beteiligten ein besonderes Anliegen, hieß es. In den vergangenen Jahren hätten verschiedene Flussabschnitte unter mangelnder Instandhaltung gelitten, was zu einer Unzuverlässigkeit des Sektors und enormen Verlusten der Industrie geführt habe. Wenn 75 % der Binnenschifffahrt grenzüberschreitend seien, sei eine nahtlose Infrastruktur für umweltfreundliche und intelligente Dienste im Rahmen der Dekarbonisierungsstrategie der EU unerlässlich.
Mit dem Ziel der EU, den Güterverkehr bis 2030 um 30 % von der Straße auf die Schiene und das Wasser zu verlagern und bis 2050 um 50 % zu sichern, sei es das langfristige Ziel, die Binnenschifffahrt zu einem synchromodalen Partner im Hinterland der Seehäfen und im kontinentalen Verkehr zu machen.
Die Binnenschifffahrt sei bestrebt, Fortschritte zu erzielen, um eine Modernisierung, Innovation und einen Beitrag zu einer saubereren, effizienteren, sichereren, nachhaltigeren und digitalisierten Industrie zu leisten.
Um das Potenzial voll auszuschöpfen, forderte die Generalsekretärin der Europäischen Binnenschifffahrtsunion, Theresia Hacksteiner, den österreichischen Vorsitz und die Europäische Kommission auf, im Anschluss an NAIADES II einen ehrgeizigen Aktionsplan aufzulegen.
»Die früheren NAIADES-Aktionspläne haben zu einem verstärkten Bewusstsein für das Potenzial der Binnenschifffahrt geführt und in vielen Bereichen umgesetzt. Es ist wichtig, diese Bemühungen durch eine verstärkte politische und finanzielle Unterstützung sowie durch erhebliche Mittel für die Industrie aus dem MFR und den zugrundeliegenden Fonds wie GER, Forschung und Innovation, Binnenmarkt und Wettbewerbsfähigkeit sowie Kohäsions- und Regionalfonds fortzusetzen«, so Hacksteiner.
Minister Hofer kündigte unterdessen an, dass die Erklärung Teil der Schlussfolgerungen des Rates zur Binnenschifffahrt sein wird, die dem Rat Verkehr im Dezember zur Annahme vorgelegt werden.