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Das Startup-Unternehmen GoDiesel hat auf einem Fahrgastschiff am Mainzer Rheinufer mit der Wassereinspritzung ein Verfahren vorgestellt, mit dem sich Stickoxid-Emissionen kostengünstig reduzieren lassen

Die hohe Stickstoffdioxid-Belastung in Städten wie Mainz oder Wiesbaden hat dazu geführt, dass inzwischen auch Schiffsmotoren in den Fokus gerückt sind. Die auf den Binnenwasserstraßen verkehrenden Schiffe sind nach Angaben von GoDiesel mit rund 25% an den NOx-Werten von Flussanrainerstädten beteiligt.

Die Branche sei zu freiwilligen Investitionen in Technologien zur Abgasminderung bereit, betonten Vertreter der Fahrgastschifffahrt. »Diese müssen aber auch finanzierbar sein«, sagt Burkhard van de Lücht, Fahrgastschiff-Unternehmer aus dem Rheingau. Er vermisse ein Anreizsystem für mehr Umweltschutz.

Wenn die Bundesgartenschau 2019 in Heilbronn ihre Pforten öffnet, wird sein Passagierschiff »Willy Schneider« besonders umweltfreundlich durch das BUGA-Gelände fahren. Denn es wird mit einer Wassereinspritzung des Start-up-Unternehmens GoDiesel ausgestattet und mit dem synthetischen, aus Erdgas gewonnenen Dieselkraftstoff GTL betankt.

Eine freiwillige Hardware-Nachrüstung von Pkw-Diesel-Motoren, die vor Fahrverboten und Wertverlust schützen würde, sei nicht möglich, weil eine Nachrüstrichtlinie fehle. Das will das GoDiesel-Team, hinter dem die erfahrenen Motorenprofis Rita Vogtmann, Fritz Cirener und Christian Elvers stehen, ändern. »Mit der Wassereinspritzung ergänzen wir die bislang vorhandenen Nachrüstoptionen um eine weitere, mit rund 1.000 € sehr kostengünstige Alternative«, betont Firmensprecher Christian Elvers. Er hofft, damit Bewegung in festgefahrene Situation zu bringen.

Eingriffe in die Motorsteuerung, für die meisten Fahrzeughersteller ein absolutes »No Go«, sind nicht erforderlich. Wie verschiedene Forschungsprojekte belegen, bleibt die Effizienz der Dieselmotoren vollständig erhalten. Kraftstoffverbrauch und CO2-Emissionen werden nicht erhöht, Laufkultur und Leistung nicht negativ beeinflusst. GoDiesel wird für sein Verfahren auch eine Garantieversicherung anbieten.

»Da die Wassereinspritzung mit NOx-Reduktionen von bis zu 50% und im Vergleich zur SCR-Nachrüstung technisch weniger aufwändig ist, kann diese zu einem deutlich günstigeren Preis angeboten werden«, sagt Professor Thomas Heinze von der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Saarbrücken. In seinem Institut laufen umfangreiche Versuche mit der Wassereinspritzung von GoDiesel. Das saarländische Forscherteam wird auch das »Green Ship«-Projekt während der BUGA wissenschaftlich begleiten. Prüfstandversuche mit der erstmals eingesetzten Kombination aus GTL-Kraftstoff und Wassereinspritzung seien bereits in Angriff genommen worden.

Die Wassereinspritzung des Neuwieder Unternehmens setzt am Kernproblem des Dieselmotors an: den hohen Verbrennungstemperaturen. Dazu wird destilliertes Wasser in die Ansaugluft des Motors eingedüst. Im Brennraum werden dadurch die Spitzentemperaturen abgesenkt, auf ein Niveau, das weiterhin die einwandfreie Funktion von Dieselpartikelfiltern, Oxidations- bzw. Speicherkatalysatoren gewährleistet. Die Elektronik sorgt für eine optimale Dosierung.

Die Wassereinspritzung rechnet sich auch für die überwiegend kleineren Motoren in der Binnenschifffahrt, zumal das System extrem wenig Bauraum benötige, sehr wartungsarm sei und daher die Betriebskosten kaum erhöht würden. Zusatznutzen für die Schiffsbetreiber: Mit der Steuerelektronik bringt GoDiesel neben einem NOx-Sensor auch eine integrierte Kraftstoff-Verbrauchserfassung mit an Bord.

In der Kombination der Wassereinspritzung mit neuen Kraftstoffen besteht ein weiteres Potential für die Binnenschifffahrt. Dafür steht ein Forschungsprojekt mit GTL-Kraftstoff, das GoDiesel derzeit an der htw saar durchführt. Ziel ist die gleichzeitige Reduktion von Stickoxiden und Partikeln in Höhe von 50% bei vollständiger Vermeidung von Dieselgerüchen.

Bei den Kosten einer Hardware-Nachrüstung plädiert das Team von GoDiesel für eine Drittelung zwischen Bund, Herstellern und Nutzern. Schließlich habe der Staat mit der erfolgreichen Förderung von Rußpartikelfiltern zur Nachrüstung von Autos seinerzeit gute Erfahrungen gesammelt.
Krischan Förster