Print Friendly, PDF & Email

Weniger Unternehmen, weniger Schiffe, weniger Beschäftigte – das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) hat den Sektor Binnenschifffahrt untersucht. Erkennbar ist ein klarer Abwärtstrend seit 2002 und die Notwendigkeit für eine gute Ausbildung

Unternehmen

In der Güter- und Tankschifffahrt hatte es 2002 noch 845 Unternehmen gegeben. Diese Zahl sank bis 2017 auf 511 Betriebe – ein Rückgang um 39,5%. In der Personenschifffahrt ist die Situation dagegen stabil. Sowohl 2002 als auch 2016 gab es 325 Anbieter.

Schiffe

2002 wurden 1.787 Güterschiffe gezählt. 14 Jahre später waren es 1.603 Einheiten – ein Rückgang um 10,1%. Die Zahl der Fahrgastschiffe stieg im gleichen Zeitraum dagegen um 9,3% auf 834 an.

Fahrendes Personal

Hier verzeichnet das BAG seit 2002 einen Rückgang um knapp 15% (912 Stellen weniger) auf 5.250 Personen, allerdings zuletzt mit einem leichten Aufwärtstrend. Der deutliche Stellenrückgang traf ausschließlich die gewerbliche Güterschifffahrt – von 3.336 auf 2.316 Beschäftigte (–30,6%). Erneut der gegenteilige Trend in der Personenschifffahrt: Hier gab es zwischen den Jahren 2002 und 2016 einen Anstieg um rund 9,4% von 2.538 Stellen auf 2.776.

Konsolidierung hält an

Der prozentuale Rückgang bei der Anzahl der Beschäftigten fiel deutlich niedriger aus als die prozentuale Abnahme bei der Anzahl der Unternehmen. Das heißt: Die durchschnittliche Anzahl der Beschäftigten hat teilweise deutlich zugelegt. Waren in der in der Güter- und Tankschifffahrt im Jahr 2002 noch durchschnittlich 4,7 Personen je Unternehmen beschäftigt, so waren es 15 Jahre später 5,5 Personen. In der Personenschifffahrt waren es 11,9 statt 9,8 Mitarbeiter.

Analog dazu verfügten die Unternehmen durchschnittlich über durchschnittlich 3,1 statt 2,1 Schiffe – ein Plus von rund 47,6%. Bei Fahrgastschiffen fiel der Anstieg deutlich geringer aus – von 2,4 auf 2,6.

Ausländische Beschäftigte

Ende 2017 waren rund 20,9% aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Binnenschifffahrt ausländische Staatsbürger. Zum Vergleich: In Deutschland sind quer über alle Branchen rund 12,4%. Der Großteil (17,7%) stammen aus EU-Staaten. Mehr als die Hälfte (55%) entfielen auf die drei Länder Polen, Tschechien und Rumänien.

Digitalisierung im Trend

Die Digitalisierung in der Arbeitswelt hat auch auf die Arbeitsbedingungen in der Binnenschifffahrt signifikante Auswirkungen. Laut einer BAG-Umfrage im Mai 2018 schätzen rund 45% der Befragten diese Thema als sehr positiv oder eher positiv ein. Die Optimierung der betrieblichen Abläufe, eine bessere Transportzeitplanung, eine exaktere Positionserfassung und Nachverfolgung von Binnenschiffen, mehr Sicherheit auf den Wasserwegen sowie eine einfachere und schnellere Kommunikation werden dafür als Gründe genannt.

Rund 40% sind »neutral«. Sie führen die schlechte Netzabdeckung auf den Wasserstraßen, Datenschutzbedenken sowie mangelnde Anwendungsmöglichkeiten an. Negativ sehen die Digitalisierung immerhin rund 15%. Hauptgrund: bestehende Funklöcher im System Wasserstraße und der dadurch fehlende persönliche Kontakt.

Einig waren sich die Binnenschiffer mehrheitlich (72%) darin, dass die Anforderungen am Arbeitsplatz durch die Digitalisierung steigen.

E-Learning wenig genutzt

84% geben an, sich neues Wissen durch »Learning by doing« anzueignen. Nur rund 18% der befragten Unternehmen bieten allen Beschäftigten Schulungs- und Weiterbildungsmaßnahmen an. E-Learning-Angebote an Bord wurden mit Stand 2017 nur von rund 10% der Unternehmen genutzt. Bei rund 42% der Betriebe ist diese Möglichkeit nicht einmal bekannt.

Zufriedenheit der Schiffsführer

Über zwei Drittel der befragten Schiffsführer sind mit den Arbeitsbedingungen sehr zufrieden oder eher zufrieden, 14% sind unzufrieden. Auffällig an den Ergebnissen ist, dass mit zunehmenden Alter der Grad der Zufriedenheit größer wird.

Unterschiede gibt es auch in Bezug auf das jeweilige Einsatzgebiet. In der Personenschifffahrt sind 72% zufrieden, in der Tank- (73%) und Trockengüterschifffahrt (60%) sind es deutlich weniger. Ein wesentliches Kriterium ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Nur ein Viertel sieht dies als gegeben an, rund 44% bewerteten dies mit befriedigend oder ausreichend, 31% sogar mit mangelhaft oder ungenügend. Am kritischsten sind Schiffsführer in der Trockenschifffahrt und mit einer Fahrenszeit von 11 bis 35 Berufsjahren.

Ausbildung

Die Anzahl der Ausbildungsverträge ist seit 2010 (447) kontinuierlich zurückgegangen und erreichte 2016 mit nur 318 bestehenden Verträgen einen Tiefpunkt. Danach gelang die Trendwende: 2017 waren es 345, darunter 27 Frauen (7,8%). Allerdings sank die Anzahl der Prüfungsteilnehmer auf 96 bei einer »Durchfallquote« von 3,1%. 39 Ausbildungsverträge wurden vorzeitig aufgelöst, mehrheitlich bereits im ersten Jahr. Erstmalig gab es im Ausbildungsjahr 2016/2017 mehr gemeldete Stellen als Bewerber.

Die monatliche Durchschnittsvergütung von 1.072 € (2012: 989 €) liegt deutlich höher als der Branchendurchschnitt in Deutschland (2017: 876 €).