Projekt Smart Start – es geht in die Praxis

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Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt »Smart Start«, das seit Mai 2018 läuft, will Flüchtlinge für einen möglichen Berufseinstieg bzw. eine Ausbildung in Logistik und Binnenschifffahrt interessieren und vorbereiten. Projektpartner sind das DST, die Universität Duisburg-Essen und der BDB, assoziierte Partner sind der BDS, Duisport, IMBSE, EBW, ZfTI sowie als Experte für Ausbildung der ehemalige Schulleiter des SBK.

Ziel des Projekts ist es, ein Konzept zu entwickeln, das auf eine stabile Arbeitsmarktintegration ausgerichtet ist und das auch auf andere Branchen transferiert werden kann, denn das ist neben Spracherwerb sowie Akzeptanz und Anpassung an die kulturellen und gesellschaftlichen Werte Voraussetzung für eine erfolgreiche und dauerhafte Eingliederung. Dabei steht die Überlegung im Vordergrund, weniger auf eine schnelle Arbeitsmarktvermittlung zu setzen, als auf eine Ausbildung im dualen System oder eine logistiknahe Qualifizierung. Der Beruf des Binnenschiffers ist dabei ein Schwerpunkt.

Auswahl der Teilnehmer

Der Adressatenkreis wurde zum einen nach formalen Kriterien wie Aufenthaltsstatus oder Sprachniveau ausgewählt und zum anderen nach individuellen Merkmalen wie Motivation, Fähigkeiten, Fertigkeiten, Eignung oder Engagement. Unter Mitarbeit des Jobcenters Duisburg wurden potenzielle Teilnehmer identifiziert. Voraussetzungen waren z.B. Bleibestatus, das Interesse an gewerblichen technischen Berufen sowie ein gutes Sprachniveau. In dem dann folgenden mehrstufigen Auswahlverfahren, das u.a. aus einer Informationsveranstaltung, Bewerbung, Übungen und persönlichen Gesprächen bestand, wurden von ursprünglich 66 potenziellen Teilnehmern insgesamt 15 als geeignet und interessiert identifiziert. Weil diese Zahl den Verantwortlichen, z.B. mit Blick auf das mögliche Risiko eines Abbruchs, als zu gering erschien, wurde ein zweites Auswahlverfahren unter Einbeziehung des Jobcenters Essen durchgeführt, was dann letztendlich zu einer Teilnehmerzahl von insgesamt 20 führte.

Interessant dabei war, dass zu Beginn der Großteil der Teilnehmer eine möglichst schnelle Vermittlung auf eine Arbeitsstelle anstrebte, während bereits nach einigen Wochen vielen bewusst geworden war, wie wichtig eine fundierte Ausbildung für den deutschen Arbeitsmarkt ist. Inzwischen strebt die Mehrheit der Teilnehmer eine Berufsausbildung an.

Während des Lehrgangs werden die Teilnehmer in unterschiedlichen Modulen in sprachlichen, berufsorientierenden, berufsfachlichen und berufspraktischen Inhalten geschult. Im ersten Block geht es um Grundlagen der Berufsausbildung und des deutschen Berufsbildungssystems, erste überblicke über Verkehrswirtschaft und Logistik und zusätzlich Gesellschaftslehre. Im zweiten Block geht es um die Berufsfelder in der Transportlogistik sowie dazu gehörige grundlegende Fachinhalte. Der dritte Block beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der Binnenschifffahrt. Hier werden Grundkenntnisse vermittelt, die fachlich und sprachlich auf eine Berufsausbildung zum Binnenschiffer vorbereiten. Im vierten Block schließlich geht es um die beruflichen Perspektiven, einschließlich eines zielgerichteten Bewerbungstrainings.

Praxiswochen integriert

In den Kurs sind drei Praxiswochen integriert, in denen die Teilnehmer an einem Trainingskurs zur Arbeitssicherheit, einem Office-Kurs sowie einem Kurs zum Erwerb des Gabestaplerscheins teilnehmen. Darüber hinaus findet Ende April/Anfang Mai ein zweiwöchiges Praktikum statt, das entweder jeweils eine Woche auf einem Binnenschiff und in einem Logistikbetrieb stattfinden wird oder auch beide Wochen auf dem Schiff oder im Logistikbetrieb. Intention ist auch, dass sich hieraus ggf. Ausbildungsverhältnisse ergeben können.

Nur ein Teilnehmer blieb übrig

Da die von den Teilnehmern angegebenen Berufswünsche während des Kurses immer wieder schwankten – was vermutlich mit nicht vorhandenen Kenntnissen über den Arbeitsmarkt zu erklären ist – ging die Zahl derjenigen, die an einer Ausbildung in der Binnenschifffahrt interessiert waren, im Laufe der Zeit zurück. Im aktuellen Kurs ist leider nur ein Teilnehmer mit Interesse für eine Ausbildung zum Binnenschiffer geblieben. Das soll sich im zweiten Durchgang nach Möglichkeit ändern.

Der nächste Kurs

Mit Blick auf die Binnenschifffahrt müssen ggf. die Kriterien für die weitere Teilnehmerauswahl angepasst werden. Handlungsbedarf besteht aber auch in anderen Fragen. So zeigen die Teilnehmer ein sehr unterschiedliches Engagement, was Lernen, Durchhaltevermögen und Präsenz anbelangt. Während der große Teil der Teilnehmer regelmäßig und engagiert bei der Sache ist, bestehen bei anderen Defizite. Deshalb muss die Auswahl für den zweiten Lehrgang stärker darauf ausgerichtet sein, diese Faktoren zu erkennen.

Insgesamt aber muss man sagen, dass es sich um ein lohnendes und spannendes Projekt handelt. Wenn es gelingt, den großen Teil der Teilnehmer für logistische Berufe und idealerweise auch noch stärker für die Binnenschifffahrt zu interessieren, dann kann das mit Blick auf den Personalmangel nur gut sein. Ein Erfolg spricht sich herum, und diejenigen, die ein Ausbildungsverhältnis oder einen Beruf gefunden haben und zufrieden sind, werden möglicherweise weitere Kandidaten aus ihrem Umfeld nach sich ziehen.