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Vor zehn Monaten wurde der Kiel der »Trischen« gelegt, nun folgte die Werfttaufe. Nach der »Hooge« geht damit ein weiteres Küstenarbeitsschiff für Schleswig-Holstein in die Erprobungsphase

Auf den ersten Blick ähnelt die »Trischen« ihren Vorgängern »Oland« und »Hooge«. Die Tiefgangsanforderungen des Auftraggebers, zwischen 0,8 und 1,0m, konnten durch eine größere Rumpfbreite eingehalten werden. Das neue Schiff hat die Maße von 22,50m Länge und 7,50m Breite bei einem Tiefgang von 90cm. Wer einen Blick unter Deck wirft, kann sehen, dass die »Trischen« vollgestopft ist mit modernster Technik.

Hier arbeiten zwei ScanDiesel-Power-Units mit einer Gesamtleistung von 736 kW. Diese speisen über einen Gleichstromzwischenkreis sowie entsprechende Umrichter- und Steuerungstechnik der Firma Baumüller aus Nürnberg zwei elektrische Fahrmotoren mit einer Antriebsleistung von je 225 kW.

Gesteuert durch das Powermanagementsystem werden aus dem Zwischenkreis alle weiteren Bordnetzverbraucher, der Pumpjet wie auch zwei große Injektionspumpen gespeist. Diese sind das Hauptwerkzeug für den späteren Schiffseinsatz und werden mit einer mechanischen Leistung von 380 kW und einem Fördervolumen von bis zu 40.000 l pro Minute am Grund für gewaltigen »Wirbel« sorgen. Trotz dieser hohen Leistungsanforderung arbeiten im Schiffsinnern nur zwei »Verbrenner«, deren Abgase zudem von modernen Nachbehandlungsanlagen der Firma Fischer Abgastechnik gereinigt werden.

Laut SET-Geschäftsführer Olaf Deter ist eine moderate Marschfahrt des Schiffes dann sogar mit nur einem Diesel möglich, sodass man sagen könne, in puncto Effizienz wie auch bei der geringen Abgasemission stehe die neue »Trischen« ganz vorn im Ranking von Schiffen diesen Art. Ein Palfinger-Offshore-Kran inklusive Arbeitsboot, ein gekapselter Hafendiesel, diverse Winden, sonstige technische Anlagen wie auch modernste, navigatorische Systeme und ein wohnlicher Unterkunftsbereich mit klimatisiertem Ruderhaus seien hierbei bereits selbstverständlich.

Anlässlich der Werfttaufe begrüßte SET-Geschäftsführer Olaf Deter neben den Vertretern des Auftraggebers, des Landesbetriebes für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz von Schleswig Holstein (LKN.SH) auch Vertreter der Genehmigungsbehörden, des Konstruktionsbüros Lasse und Pache und des Ingenieursbüros S.M.I.L.E. sowie die Klasse 3c der Comenius-Grundschule von Tangermünde – als eventuell künftigen Berufsnachwuchs.

»Vor gut zehn Monaten wies ich bereits auf das neue, hochmoderne dieselelektrische Antriebs- und Injektionssystem hin, und dass aufgrund der Vorgabe an die Schiffsgröße noch einige Herausforderungen vor uns liegen und zu meistern sind. Heute können wir feststellen, dass es uns gut gelungen ist, alle Anforderungen zu erfüllen«, so Deter.

Seit dem 4. März geht die »Trischen« von der bereits laufenden Inbetriebnahme Schritt für Schritt in die Erprobungs- und Abnahmephase über. Nach aktuellem Terminplan soll sie dann aus eigener Kraft am 1. April ihre Reise nach Husum antreten. Bis Mitte April sind noch weitere Seeerprobungen und Tests auf der Nordsee geplant, bis das Schiff am 25. April offiziell an den Auftraggeber übergeben werden kann. Die offizielle Taufe soll Ende Mai in Husum erfolgen.

Deter wies darauf hin, dass trotz dem schönen Anlass etwas Wehmut bei dieser Werfttaufe mitschwinge, da die Flottenerneuerung des LKN.SH nun erst einmal planmäßig abgeschlossen sei. Aber auch Pläne könnten sich bekanntlich ändern. »Für diesen Fall möchte ich die SET auch weiterhin als Werft empfehlen und ich nutze die Gelegenheit, mich nochmals im Namen der Geschäftsführung der SET beim Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz für die Beauftragung und das damit in uns gesetzte Vertrauen zu bedanken.« Besonderen Dank gebe es vor allem für die »sehr gute, zu jederzeit äußerst faire und stets konstruktive Zusammenarbeit.

»Der Besatzung des neuen Schiffes wünsche ich schon heute im Namen der gesamten Werftmannschaft alles erdenklich Gute für die Zukunft und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel, auch wenn mal ein Trockenfallen dem Schiff keine Probleme bereiten wird«, erklärte der Werftchef.

Volle Helling, volle Halle

Nun warten auf den Schiffbauer neue Aufgaben. In Tangermünde stehen die Neubauaufträge für einen weiteren Hydraulikschwimmbagger für das WSA Bremen (47m x 10,50m) sowie ein Fischereiaufsichtsschiff für die Staatliche Fischereiaufsicht Bremerhaven (ca. 31m x 8m) für die Nordsee an. Die Ablieferungen beider Einheiten sind im kommenden Jahr geplant.

An der Werft liegen derzeit noch die drei Flusskreuzfahrtschiffe »Frederic Chopin«, »Katharina von Bora« und in der Schiffbauhalle die »Königstein«. Alle drei Einheiten sind in Tangermünde gebaut worden und kommen über den Winter immer zur Saisonvorbereitung an die Werft zurück. Neben den üblichen Arbeiten erhält die »Königstein« noch eine neue Abwasserkläranlage der Firma Martin Membrane Systems.

Mit der »Libelle« liegt ein weiteres, aber kleineres Kreuzfahrtschiff auf der Helling, mit schiffbaulichen Arbeiten an Kimmgang und Antriebssystem. Es gehört dem Tangermünder Schiffseigner Thomas Magner jun. Das Schiff ist 37m lang, 5,05m breit und kann 50 Fahrgäste aufnehmen. Ein Schubleichter der Reederei Ed Line liegt ebenfalls für Stahlbauarbeiten auf der Helling.

Die SET-Werft Tangermünde beschäftigt derzeit 70 Mitarbeiter. Zu den Zulieferern gehören auch mittelständische Unternehmen aus Tangermünde und der Region. Somit ist die Werft auch ein wichtiger Arbeitgeber für andere Unternehmen. Zu den wichtigsten Zulieferern gehören die Firma Baumüller Anlagen- Systemtechnik aus Nürnberg (dieselelektrisches Antriebskonzept inklusive Generatoren, E-Motoren, Schaltanlagen etc), Scan Diesel Bremen in Sachen Dieselmotoren, und DSD Hilgers für alles, was mit elektrischen Schaltanlagen und Pulten zu tun hat.

In Sachen Funk- und Nachrichtentechnik arbeitet SET mit Alphatron Marine Deutschland zusammen, für Wellen und Ruderanlagen ist Promarin ein wichtiger Partner, beim Innenausbau die Tischlerei Berndt aus Tangermünde. Vor Ort arbeitet man zudem mit der Firma Querfurt zusammen (Heizung, Lüftung, Sanitär), die Schiffskonservierung übernimmt der Malerbetrieb Kubatzki aus Tangermünde. Was Abgasnachbehandlungsanlagen angeht, ist Fischer Abgastechnik Top-Zulieferer, außerdem spielen K&N Isoliertechnik Stendal (Isolierung) und die Klassifikationsgesellschaft DNV GL eine wichtige Rolle.


Christian Knoll