Mit einem Investitionsvolumen von rund 1 Bill. € hat Chinas Megaprojekt »Neue Seidenstraße« die Logistikwelt aufgerüttelt. Zwar gibt es Unsicherheiten, wie sich europäische Firmen profitieren können. Doch mit der richtigen Strategie bieten sich Chancen.
China strebt an, die antike Seidenstraße mit dem Megaprojekt »One Belt, One Road« wiederzubeleben. Die Initiative soll dazu beitragen, Waren per Straße, Eisenbahn und Schiff zwischen Asien, Afrika und Europa zu transportieren und so die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen den eurasischen Ländern zu fördern sowie die interkontinentalen Handels- und Infrastrukturnetze zu verbessern. Daneben plant das Reich der Mitte Freihandelsabkommen abzuschließen sowie Sonderwirtschaftszonen zu errichten und vereinfachte Zollabfertigungsprozesse durchzusetzen.
Mehr Waren, mehr Logistik
So geht die Deutsche Bahn davon aus, ihren Warentransport über den Landweg deutlich zu steigern. Für 2018 schätzte das Unternehmen etwa 90.000 Containerbewegungen verteilt auf mehr als 3.600 Zügen zwischen China und Europa. Im Jahr 2020 kalkuliert es mit 100.000 Containern.
Der Logistik-Dienstleister Rhenus bietet über ein internationales Netzwerk sowohl in Asien als auch in Europa Tür-zu-Tür-Transporte an. »Auf eine steigende Nachfrage nach alternativen Routen haben wir mit Projekten für den Straßen- und Schienentransport mit Hilfe eigener Standorte reagiert«, sagt Tobias Bartz, Vorstand der Rhenus.
Fest steht: Die Neue Seidenstraße wird die Anzahl der Waren, die zwischen China und Europa transportiert werden, signifikant steigern. Gleichzeitig stellt sie die Unternehmen vor große Herausforderungen – insbesondere aufgrund von geografischen, kulturellen und wirtschaftlichen Unterschieden. »Die transport logistic bietet die Plattform, sich hierzu international auszutauschen und zu vernetzen«, erklärt Gerhard Gerritzen, Mitglied der Geschäftsführung bei der Messe München.
Die chinesische Regierung betont zwar, es ginge bei ihrer Initiative um Frieden, Integration und Sicherheit. Gleichzeitig will China seinen politischen Einfluss stärken und neue Absatzmärkte erschließen. Ein Großteil der Projekte wird an chinesische Unternehmen vergeben. Laut einer Umfrage der Deutschen Handelskammer aus dem Jahr 2017 zweifeln zwei Drittel aller befragten deutschen Unternehmen in China daran, ob sich ihre Investitionen in die Neue Seidenstraße überhaupt positiv auf ihr Geschäft auswirken werden.
In Duisburg setzt man bereits ganz auf die Verbindungen nach China. Erst jüngst hatte die Duisburger Hafen AG eine Kooperationsvereinbarung mit dem Unternehmen YuXinOu unterzeichnet, um die Zusammenarbeit mit der chinesischen 30-Mio-Metropole Chongqing auszubauen.
YuXinOu organisiert den Schienengüterverkehr der Chinazüge von und nach Chongqing. Die 2011 aufgenommene Verbindung zum Duisburger Hafen ist die älteste im Rahmen der Seidenstraßeninitiative »Belt & Road«. Von den 1.400 für Europa bestimmten Zügen aus Chongqing hätten 2018 etwa 80 % den Duisburger Hafen zum Ziel gehabt. Bereits jetzt würden insgesamt 30 % des gesamten Handels per Güterzug zwischen China und Europa über den Duisburger Hafen abgewickelt. Mittlerweile verkehrten rund 40 Güterzüge wöchentlich zwischen duisport und China.
Im Rahmen des Aufbaus von Chongqing zur wichtigsten Logistikdrehscheibe Chinas arbeiten die Regierungen von China und Singapur intensiv zusammen. Dabei spielt der singapurianische Terminalbetreiber PSA eine wichtige Rolle. Duisport hat jetzt mit PSA ebenfalls eine Kooperationsvereinbarung zur Entwicklung multimodaler Logistikplattformen unterzeichnet. Beide Unternehmen wollen über die Kooperation ihr Know-how bei der Entwicklung von Logistikarealen im Hinterland und in Seehäfen zusammenführen.