Nach der ersten voll-elektrischen Binnen-Autofähre der Welt für die Mosel will das Stralsunder Unternehmen Ampership jetzt auch auf dem russichen Markt Fuß fassen. Für Kaliningrad ist eine Elektro-Solar-Fähre geplant
Für die Mosel-Fähre »Sankta Maria II«, die weltweit die erste vollelektrische Solar-Autofähre für den Binnenverkehr, hatte es im vergangenen Jahr den Europäischen Solarpreis gegeben. Jetzt folgt für das 2018 als Tochter von Ostseestaal gegründete Schiffbauunternehmen Ampership das nächste Projekt, dieses Mal im russischen Kaliningrad.
»Wir verzeichnen zunehmend Nachfragen nach emissionsfreien Schiffen für den öffentlichen Transport von Personen und Fahrzeugen«, sagt Philipp Peuß, Marketing-Manager des Unternehmens. Das gelte sowohl in Europa als auch in den europäischen Nachbarländern.
Derzeit arbeitet der Trendsetter der Branche, der erst kürzlich deutliche Zuwächse bei Umsatz und Mitarbeitern verbuchte, an einem Vorhaben mit russischen Partnern, bei dem es um die Entwicklung einer vollständig batteriebetriebenen Elektrofähre geht.
Künftig könnten andere Lösungen an Bord Einzug halten. Aufgrund der steigenden Anforderungen hinsichtlich Geschwindigkeit und Reichweite seien zunehmend neue, alternative Antriebskonzepte gefragt. »Aus diesem Grund bearbeiten wir derzeitig mehrere Projekte, die sich mit der Integration von Brennstoffzellensystemen beschäftigen.« Der Strom für Antrieb und Bordelektrik soll aus gespeichertem Wasserstoff erzeugt werden. Laut Ampereship ist der Bau von mindestens sechs derartiger Fähren geplant.
Das erste Schiff entsteht in Kaliningrad mit deutschem Know-how. Aus Sicht der russischen Auftraggeber könnten die Schiffe sogar Teil einer neuen Serie werden: »Solche Schiffe sind sowohl in St. Petersburg als auch auf Flussrouten in anderen Regionen Russlands gefragt. Wir glauben, dass das Kaliningrader Projekt zu einer Massenproduktion führen könnte«, sagte ein Vertreter des russischen Handelsministeriums im Mai.
Künftig werden, je nach gefordertem Last- und Fahrprofil, sowohl mit Batterien als auch über Brennstoffzellen betriebene Schiffe zum Einsatz kommen, heißt es bei Ostseestaal. Diese Schiffe seien bereits heute ökonomisch eine reale Alternative zu konventionell betriebenen Schiffen.
Bislang hat das Stralsunder Unternehmen insgesamt zehn emissionsfreie Schiffsneubauten abgeliefert, darunter Solar-Boote für die Berliner Verkehrsbetriebe oder zum Einsatz in der VW-Autostadt in Wolfsburg. Die neu gegründete Tochtergesellschaft Ampereship soll sich noch stärker auf diesen Zukunftsmarkt fokussieren und zum führenden Anbieter entwickelt werden«, sagt Geschäftsführer Thomas Kühmstedt.
Die Solar-Autofähre »Sankta Maria II« war das bislang spektakulärst Projekt. Die Mosel-Fähre kann sechs Pkw und 45 Passagiere an Bord nehmen. Mit ihrem Einsatz werden jährlich 14.000 l Diesel eingespart. Je nach Bedarf können von Ampereship Schiffe von bis zu 50 m Länge und 12 m Breite geliefert werden, die bis zu 300 Gäste befördern können.