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Schiffstaufen sind in Lauenburg an der Elbe nicht unbekannt. Am 10. August jedoch wird es dort zu einer bemerkenswerten Zeremonie kommen. Die Reederei Reich wird gleich drei Tanker nach Binnenschiffer-Art taufen

Auf diesen Tag haben Markus Reich, seine Familie und die Mitarbeiter lange hingearbeitet. Um genau zu sein, ganze 25 Jahre. Denn zeitgleich mit der Dreifachtaufe der Schiffsneubauten »Lisa Reich«, »Holly Reich« und »Saskia Reich« kann der Lauenburger Binnenschiffer sein 25-jähriges Jubiläum als selbstständiger Schiffer und Reeder feiern.

»Ich kann auf turbulente, aber auch erfolgreiche und schöne 25 Jahre zurückblicken«, schreibt Markus Reich in seiner Einladung zur Feier.

Auf dem Binnenschiff geboren

Reich begann seine Binnenschifferkarriere eigentlich mit seiner Geburt. Vor gut 60 Jahren erblickte er auf dem Binnenschiff »Bleckedia« im Hafen von Schnakenburg das Licht der Welt. Die Familie Reich ist seit mehr als 75 Jahren in der Binnenschifffahrt unterwegs. Seine berufliche Karriere begann Reich nach fundierter Ausbildung und Erfahrungsjahren als Schiffsführer 1981 mit seinem Güterschiff »Wicky«, das er allerdings zwei Jahre später verschrottete. Nach einem Jahr an Land ging er wieder an Bord mit Stationen bei seinem Vater, der Reederei Burmester und bei Tankrode. 1990 ging er ein zweites Mal an Land und begann seine zweite Selbständigkeit 1994 mit einem gemieteten Tankschiff.

Es dauerte nicht lange, bis ein zweites gebrauchtes Schiff hinzukam. Mit dem dritten, im Jahr 2002 in Dienst gestellten Neubau, einem in Königsberg erstellten Kasko, der in Sliedrecht komplettiert wurde, machte Reich den Sprung vom Partikulier zum Reeder. Seinen ersten Neubau benannte er nach seiner ältesten Tochter Saskia. Als die Geschäfte weiter gut liefen, folgte schon 2004 der zweite Neubau: die »Svenja Reich«, benannt nach der kleineren Schwester von Saskia. Die bis dahin genutzten, gebrauchten Schiffe hatte Reich inzwischen verkauft.

Mit der »Heike Reich«, dem dritten Neubau, setzte der Binnenschiffer erneut einen Meilenstein in der Firmengeschichte. Inzwischen ist das Unternehmen, auch nach dem Einstieg der beiden Söhne Sebastian und Sören in das Familienunternehmen, eine feste Größe in der Binnenschifffahrt. Alle Schiffe haben eine moderne Doppelhülle und sind auf dem Rhein oder den deutschen Kanälen unterwegs.

Die jüngsten Einheiten in der Reich-Flotte sind die 2017 und 2019 in Fahrt gekommenen Tanker »Lisa Reich«, »Holly Reich« und »Saskia Reich«. Die beiden erstgenannten haben eine Tragfähigkeit von 1.546t, sind 86m lang und haben einen Antrieb mit zwei je 500 PS starken Motoren. Entstanden sind sie auf der GSYard im niederländischen Waterhuizen in der Nähe von Groningen. Optisch sind sie nahezu baugleich und gehören zur »Sunrise«-Serie, einer speziellen Entwicklung der Werft mit Schwerpunkt auf wenig Gewicht bei hoher Tragfähigkeit.

Die neue »Saskia Reich« ist mit 110m Länge und einer Tragfähigkeit von 2.582t ebenfalls ein Schiff vom Typ Sunrise und mit zwei 500 PS starken Motoren ausgestattet. Das namensgleiche Vorgängerschiff hatte noch zwei Maschinen mit je 1.014 PS an Bord.

Vorgesehen ist der neue Reich-Tanker für den Transport von Mineralöl- und Leichtchemieprodukten zwischen Amsterdam, Rotterdam und Antwerpen den Rhein hinauf bis nach Basel. Die alte »Saskia« (125m x 11,45m mit 2.954t) geht an die Reederei Jaegers und wird dort einen Eiltank-Namen bekommen.

Am Ruder seiner eigenen Schiffe steht Markus Reich eigentlich nur noch selten. Eher zieht es ihn dann auf einen »alten Dampfer«: Dann lenkt er den fast 120 Jahre alten historischen Raddampfer »Kaiser Wilhelm«, für den er als Vorsitzender des Elbschifffahrtsmuseums Lauenburg besondere Verantwortung trägt. Die »Kaiser Wilhelm« ist einer der ganz wenigen mit Kohle befeuerten Raddampfer, weltweit soll es davon nur noch fünf Schiffe geben.

Zunächst aber gilt die Aufmerksamkeit Markus Reichs und seines Teams den geplanten Festlichkeiten. Insbesondere die Frage, ob denn die 110m lange neue »Saskia Reich« den Weg nach Lauenburg wird nehmen können, ist noch nicht abschließend beantwortet. Für den Törn von Delfzijl über die Nordsee bis Hamburg ist jedenfalls die Planung schon abgeschlossen.

Wenn die Dreifachtaufe gelungen ist, wird diese gemeinsam mit dem Jubiläum gefeiert. Fast 300 geladene Gäste werden erwartet, mit musikalischer Unterhaltung einer Band, die Markus Reich von den bekannten Sommerfesten der Groninger Werft kennt: »Sepp und die Steigerwalder Knutschbären« wurden von den Werftchefs Gausch und Hochbein für die Party an der Elbe vermittelt. Das verspricht Stimmung pur.

Nach den gebündelten Festlichkeiten kann sich Markus Reich dann wieder seinem Dampfer widmen oder seiner eigenen Flotte. Denn die wartet bereits auf die nächste Verstärkung: Zum Ende dieses Jahres soll eine neue »Svenja Reich« fertig gestellt sein. Der auf 86m x 9,60m bemessene Doppelhüller ist bereits im Bau. »Dann sind es sechs eigene Schiffe plus einem gemieteten Tanker« beschreibt Markus Reich den angestrebten Bestand.


Hermann Garrelmann