Der Hafen von Rotterdam hat die neu entwickelte App »Timetobunker« vorgestellt, die papierloses Bunkern ermöglicht. Damit können auch Informationen von Hafenmeister und Zoll abgerufen werden.
Durch die App sei ein elektronisches Anmelden von Bunkervorgängen möglich, so der Hafenbetrieb. Dadurch soll sich die Effizienz der Bunkertätigkeiten erhöhen.
Im Rotterdamer Hafen seien die Bunkerbetriebe verpflichtet, vor jeder Lieferung von Kraftstoffen an Schiffe, der Hafenaufsichtsbehörde und dem Zoll Meldung zu erstatten. Dies könne mithilfe des Tools erfolgen, so der Hafenbetrieb.
»Das Bunkern zählt zu einer der wichtigsten maritimen Dienstleistungen im Hafen. Weltweit gehören wir diesbezüglich zu den Top Drei«, sagt Maud Eijgendaal, Business Manager Bunkering, LNG (Flüssiggas) und Cruise.
Jährlich rund 20.000 Bunkervorgänge
»Jährlich führen Seeschiffe ungefähr 20.000 Mal einen Tankvorgang durch. Insgesamt bunkern sie dabei rund Mio. t Kraftstoff – mit einem Gesamtwert von mehreren Milliarden Euro«, so Eijgendaal. Wichtig sei in diesem Zusammenhang, dass der vollständige Bunkerablauf möglichst sicher und effizient vonstatten gehe. Die Transaktionen am Bunkermarkt verliefen jedoch noch häufig über das Telefon oder das Papier. Das koste unnötig viel Zeit und Geld und führe nicht immer zu einem zuverlässigen Einblick in die Bunkertätigkeiten. »Wir haben daher diese App entwickelt, weil das Ganze anders gemacht werden kann und muss«, sagt der Bunkerexperte.
Das digitale Tool »Timetobunker« ist der erste Schritt auf dem Weg zum papierlosen Bunkern. Elektronische Meldungen seien wesentlich effizienter als die derzeitige Vorgehensweise und führten zu einem zuverlässigeren Einblick in geplante Bunkertätigkeiten. Zudem sei es einfacher, Informationen zu teilen, so die Niederländer. Die App bietet die Möglichkeit, die Meldung mit ein und demselben Klick sowohl dem Hafenmeister als auch optional dem Zoll zukommen zu lassen.
»Mit der App ist es möglich, viel effizienter zu arbeiten. Das gilt nicht nur für unsere Kunden, welche die Bunkertätigkeiten über die App anmelden, sondern auch für uns selbst«, betont Ejgendaal. Die Registrierung von 20.000 Meldungen sei zeitaufwändig und durch die manuelle Erfassung liefe auch schon mal etwas schief, wodurch Informationen unzuverlässig würden. Gerade jetzt, in Zeiten der Energiewende und des Wechsels zu immer saubereren Brennstoffen sei es entscheidend, einen zuverlässigen Einblick in alle Brennstoffe zu haben, die im Hafen gebunkert werden. Das gelte für die traditionellen, jedoch ebenfalls für die sauberen Brennstoffe, wie LNG (Flüssiggas) und Biokraftstoffe. »Diesen Einblick hatten wir bislang nicht, wodurch es schwieriger ist, Trends zu folgen, Prognosen zu erstellen und diesbezüglich zu antizipieren. Mit der neuen App steht uns dieser Einblick wohl zur Verfügung«, führt Eijgendaal weiter aus.
»Timetobunker« ist an die App »Pronto« angebunden, anhand derer Reedereien, Agenten, Terminals und andere Dienstleister alle Aktivitäten während eines Hafenaufenthalts planen, ausführen und überwachen können.
Etwa 80 % der Seeschiffe bunkern in Rotterdam
»Mit dem Einblick in die geplanten Bunkertätigkeiten können Schiffsabfertigungen noch optimaler organisiert werden. Durchschnittlich bunkern 80 % aller Seeschiffe und der Bunkervorgang kann mehrere Stunden dauern. Es ist wichtig, dass die Schiffsreise und die Bunkertätigkeit nahtlos ineinander übergehen«, informiert Marc de Vries vom Hafenbetrieb Rotterdam. Dies werde von »Timetobunker« unterstützt.
Die Bunker-App wurde im März eingeführt. Innerhalb weniger Wochen seien auf diese Weise bereits 1.000 Bunkertätigkeiten angemeldet worden, so der Hafenbetrieb. Mittlerweile setzten ca. 50 % der Marktteilnehmer darauf.
Derzeit arbeiten die Niederländer an der weiteren Implementierung der App. »Das tun wir, indem wir möglichst vielen Akteuren die Vorteile der Benutzung dieser App zeigen und sie so für deren Einsatz begeistern. Ab dem nächsten Jahr werden Meldungen obligatorisch digital erfolgen müssen. Als nächsten Schritt sehen wir den elektronischen Bunker-Lieferschein, die elektronische Version des Lieferscheins des gebunkerten Brennstoffs, der bestimmte Informationen über diesen enthalten muss und als Wertdokument angesehen werden kann. Diesbezüglich sind wir bereits mit verschiedenen Akteuren im Gespräch«, so Eijgendaal. Das Interesse dafür sei groß.