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In-innovative navigation ist seit nunmehr 20 Jahren am Markt. Um über die einzelnen Themenfelder des IT-Spezialisten zu informieren, hat die Firma Ende September anlässlich der Jubiläumsfeier ein »inHOUSE«-Symposium sowie eine Ausstellung veranstaltet

Rund 80 Gäste, vornehmlich Vertreter der Branche und Weggefährten der Firma aus aller Welt, kamen in Kornwestheim zusammen, um in Vorträgen die neuesten Technologien und Möglichkeiten der Digitalisierung im Bereich Verkehrsüberwachung und Navigation vorzustellen und zu diskutieren, dem Tätigkeitsfeld von in-innovative navigation. Bei der Ausstellung gab es dann die Gelegenheit, sich über die tatsächliche Umsetzung zu informieren.

Software für die deutsche Küste

Das »inHOUSE«-Symposium und die Ausstellung standen unter dem Motto »in Future in Motion«. Eröffnet wurde die Konferenz durch Hans-Heinrich Witte, Präsident der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt (GDWS). Witte würdigte insbesondere Projekte im Bereich der Nordseeküste, an denen in-innovative navigation federführend mitwirkte: Im Unterauftrag an Signalis (heute Airbus) hat die Firma die komplette Software inklusive Systemüberwachung für 47 Radarstandorte mit zentraler Datenverarbeitung in drei Rechenzentren und Anzeige in fünf Verkehrszentralen geliefert. »Weil der Auftrag sehr umfangreich war und der operative Betrieb nicht unterbrochen werden durfte, hat es fast zehn Jahre lang gedauert, bis er im vergangenen Jahr abgeschlossen war«, sagt Martin Sandler, einer der vier Geschäftsführer von in-innovative navigation, der den Auftrag als Meilenstein bezeichnet.

Während der vergangenen 20 Jahre hat sich das Unternehmen zu einem Anbieter für Komplettlösungen für die Verkehrsüberwachung auf Wasserstraßen und entlang von Küsten entwickelt. Das reicht von der Überwachung einer Schleuse oder Klappbrücke oder auch Offshore Windfarm bis hin zu »nationwide systems«. Es werden VTS-Systeme, deren Zweck die Koordination des »normalen« Verkehrs ist, und die sogenannten Küstenschutzsysteme unterschieden. »Hier geht es auch darum, denjenigen zu sehen, der nicht so gerne entdeckt werden möchte, wie beispielsweise Schmuggler«, sagt Sandler. Radartechnologie sei eine Schlüsselkomponente hierfür. Einen AIS-Empfänger könne man schnell ausschalten, aber der aktive Sensor »Radar« sei nicht ganz so leicht auszutricksen. Deshalb sei hier eine ausgefeilte, hochwertige Radartechnologie im Einsatz, so der Manager.

Im Sommer dieses Jahres hat sich in-innovative navigation einen weiteren Großauftrag sichern können. Er umfasst die Verkehrsüberwachung auf den weitläufigen Wasserwegen in den gesamten Niederlanden, mit Ausnahme der Schelde. Die Kornwestheimer liefern die neue Software und Services für die zentrale Verarbeitung aller Sensordaten, sowie die Anzeigesysteme für sechs Verkehrszentralen entlang der niederländischen Wasserwege, wobei Koordination, Management und die Wartung des Systems enthalten sind.

Bis das gesamte System erneuert ist, werden nach Sandlers Angaben vermutlich fünf bis sechs Jahre vergehen. Der Vertrag läuft insgesamt über zehn Jahre und beinhaltet auch die Wartung des Systems. Bei diesem Projekt arbeitet in-innovative navigation mit Engie aus den Niederlanden als Subunternehmen zusammen, eine Firma, die auf Projektabwicklung und technischen Service spezialisiert ist. Da die technischen Anforderungen für diesen umfangreichen Auftrag besonders hoch sind, ist man bei in-innovative navigation durchaus stolz, als einzige Firma die Kriterien erfüllt und den Zuschlag bekommen zu haben.

Teil diverser Forschungsprojekte

Darüber hinaus wirkt das Unternehmen an unterschiedlichen Forschungsprojekten mit. Eines mit dem Namen »Hansa« hat das Ziel, in Bezug auf die Verkehrsüberwachung zu erkennen, wenn ein Schiff von dem an einer bestimmten Stelle üblichen Verhalten abweicht und den zuständigen Lotsen oder den Nautiker in der Verkehrszentrale gezielt darauf hinzuweisen, damit er sich diesem gesondert widmen kann.

Den Lotsen von Land unterstützen

Ein weiteres Projekt heißt »Kei.Pop«. Hierbei handelt es sich um eine deutsch-koreanische Zusammenarbeit, die sich mit der Bereitstellung von Information aus einem System an Land für den Lotsen an Bord befasst. »Der Lotse soll dadurch gewissermaßen mehr sehen, als das von seiner Position auf dem Schiff aus möglich ist«, erläutert Sandler.

Das Projekt »SciPPPer«, das seit November 2018 läuft, verfolgt das Ziel, mit einem Schiff automatisch in eine Schleuse zu fahren. Der Name SciPPPer steht für »Schleusenassistenzsystem basierend auf PPP und VDES für die Binnenschifffahrt«. Eine wichtige Komponente ist dabei ein Lasersensor mit einer Reichweite von bis zu 30m, der auf vier verschiedenen Ebenen scannt, die 2,5 Grad gegeneinander geöffnet sind. Dies soll zu einer Genauigkeit auf 1 cm führen, sagt Sandler. Die Aufgabe von in-innovative navigation besteht darin, den Sensor für diese Aufgaben bei der Schleuseneinfahrt nutzbar zu machen, ihn also in das Navigationssystem zu integrieren. Beim Projekt Akoon, das von Voith geleitet wird, soll eine Fähre automatisch den Rhein überqueren. Beginn dieses Vorhabens war im Sommer 2019.

Durch die Gesamtheit aller Projekte sind die derzeit 42 Mitarbeiter von in-innovative navigation gut ausgelastet. Oder wie Sandler sagt: »Wir laufen unter Volllast.«

Auch sucht das Unternehmen weitere Mitarbeiter. Dies gestaltet sich jedoch als nicht so einfach, denn man habe die vergangenen beiden Jahre bereits Stellen ausgeschrieben, auf die sich lange Zeit »kein geeigneter Bewerber gemeldet hat«, so Sandler. Einer der Hauptkonkurrenten sei die Autoindustrie, denn gerade in der Nähe von Stuttgart seien zahlreiche Autohersteller vertreten, die auch im IT-Bereich viele Ingenieure einstellen.

Sicherheit und Schnittstellen

Cyber-Security und die Problematik an Schnittstellen sind Bereiche, die in der maritimen Überwachungstechnik derzeit eine wichtige Rolle spielen und durchaus als Herausforderung betrachtet werden können. Früher wurden viele Systeme realisiert, blieben aber über die Betriebszeit weitestgehend unverändert. Heute gibt es dagegen viele Webanwendungen und es werden immer mehr Daten und Informationen (z.B. Wetter) von extern integriert, was zwangsläufig dazu führt, dass ein VTS-System nicht mehr hermetisch in sich geschlossen ist. Auch sollen die Daten an anderen Stellen (Behörden, Rechnungsstellen, Reedereien zur Verfügung gestellt werden, was eine Öffnung des Systems erforderlich macht.

»Hier müssen wir umdenken und dementsprechend regelmäßige Updates liefern«, sagt Sandler. Standards seien zwar gut und würden viel zum Datenaustausch beitragen, jedoch würde es häufig sehr lange dauern, etwas zu standardisieren. Schnittstellen sollten hier relativ schnell implementiert werden können, gleichzeitig sollen aber viele Institutionen die Möglichkeit haben, auf die Systeme zuzugreifen.

Entwicklungen im Bereich der autonomen Schifffahrt sind ein weiterer wichtiger Faktor für die Firma. Inland-ECDIS-Systeme gehören in der Binnenschifffahrt mittlerweile zum Standard. »Wir wollen diese Systeme weiterentwickeln, in Richtung Assistenzsysteme für die präzise Navigation«, blickt Sandler voraus. Fernziel sei ein vollautonomes Schiff, doch dafür sei eine schrittweise Entwicklung nötig.

Mittelfristig will man auch das Thema künstliche Intelligenz stärker in den Mittelpunkt rücken. Nicht nur im Umfeld des autonomen Schiffes sieht Sandler hier künftig Potenzial.


Thomas Wägener