Beinahe alle Häfen der Nordrange haben im Containerumschlag im vergangenen Jahr Steigerungen verzeichnet. Einzig Bremerhaven verfehlte das Vorjahresergebnis deutlich
Im Hamburger Hafen sind im vergangenen Jahr insgesamt rund 9,3 Mio TEU über die Kaikanten gegangen. Im Vergleich zu 2018 entspricht dies einer Steigerung um 6,1%. Erstmals seit fünf Jahren wurde somit wieder die 9-Mio.-Marke überschritten. Dies sei ein sehr gutes Ergebnis, so Axel Mattern, Vorstand von Hafen Hamburg Marketing (HHM).
Hauptgrund für den Zuwachs sind vier neue Transatlantik-Dienste mit einem Jahresvolumen von 500.000 TEU, die zuvor Bremerhaven angelaufen hatten. Diese Menge ist an der Weser entsprechend weggefallen, somit lag dort der Boxenumschlag nur noch bei 4,9Mio. TEU (-7%). Deshalb konnte Bremerhaven seine langjährige Position als viertgrößter Containerumschlagplatz in Europa nicht halten. Weil die spanischen Häfen Valencia und Algeciras ebenso vorbeigezogen sind wie das griechische Piräus, wird die Seestadt nur noch auf Rang sieben geführt.
Mit China, dem wichtigsten Handelspartner, verbesserte Hamburg den Warenumschlag um 1,7% auf 2,6Mio. TEU. Einen großen Sprung machten hier auch die USA. Aufgrund der neuen Transatlantik-dienste hat sich Amerika zum zweitwichtigsten Partner entwickelt. Entsprechend legte der Boxenaustausch um 314% zu.
Auch der Handel mit Russland erlebte seit längerer Zeit wieder eine Steigerung (+14%). Dies sei nicht zuletzt auf den Hafen Kaliningrad zurückzuführen, so Mattern. Dort kämen viele Waren per Zug aus China an, die per Seeschiff nach Hamburg weitertransportiert würden. All dies hat dazu beigetragen, dass Deutschlands größter Universalhafen den Marktanteil in der Nordrange um einen Punkt auf 23% steigern konnte.
Der Tansshipmentumschlag ist mit 3,4Mio. TEU (+3,2%) ein wichtiges Segment für den Hamburger Hafen. Doch der größere Teil (5,8Mio. TEU) wird ins Hinterland transportiert. Dies geschieht vorzugweise per Bahn. Der Containertransport per Schiene zwischen den Terminals im Hamburger Hafen und den Umschlageinrichtungen im Binnenland wuchs um 10,4% auf einen Rekordwert von 2,7 Mio TEU. Rund 62.000 Güterzüge wurden gezählt mit etwa 1,7Mio. Waggons. Damit sei die Waggonzahl um 3,6% gestiegen, verdeutlichte Jens Meier, Vorsitzender der Geschäftsführung der Hamburg Port Authority (HPA). Auch die Gütermenge verbesserte sich um 3% auf 48,2Mio.t.
Rotterdam hält Vormachtstellung
Die Nummer eins im Containerumschlag in Europa ist unverändert Rotterdam. Nach dem ersten Halbjahr lag die Stadt an der Maasmündung noch auf Rekordkurs. Wegen einer schwächeren zweiten Jahreshälfte reichte es im größten europäischen Seehafen dann aber doch nicht für einen Bestwert. Infolge einer geringeren Industrieproduktion in Deutschland habe sich das Wirtschaftswachstum in der EU etabgeschwächt, zudem seien im November und Dezember von Asien aus geplante Abfahrten storniert worden, als Folge der rückläufigen Produktion und des sinkenden Wachstums im Welthandel. Dennoch stieg der Containerumschlag um 2,1% auf 14,8Mio. TEU an.
Nachdem die Anlage von Uniport im Bereich der Waalhaven-Region in diesem Jahr geschlossen worden ist, konzentriert sich der Umschlag der genormten Stahlbehälter nunmehr nahezu ausschließlich auf den Bereich der Maasvlakte.
Antwerpen schafft Kapazitäten
Antwerpen, Europas zweitgrößter Seehafen, hat im siebten Jahr in Folge einen Rekord im Containerumschlag verzeichnet. 2019 sind dort 11,86Mio. TEU über die Kaikanten gegangen, 6,8% mehr als 2018. Grund sind größere Schiffe und ein Zuwachs bei Transshipmentverkehren.
Weil die Belgier kaum noch Reserven haben und in den kommenden Jahren mit weiterem Wachstum rechnen, bauen sie die Kapazitäten aus. Für zusätzliche 7Mio. TEU werden Flächen geschaffen. Daher wurde das Projekt ECA (Extra Container Capacity Antwerp) gestartet. Geplant ist demnach ein zweites tideunabhängiges Hafenbecken mit einer Kailänge von 1.800m für Seeschiffe und zusätzlichen 600m für Binnenschiffe. Das Terminal hat eine Gesamtfläche von 81ha und bietet Platz für rund 4Mio. TEU. Darüber hinaus wird das von PSA betriebenen Noordzee Terminal um 500m erweitert, was eine zusätzliche Kapazität von 900.000TEU bringen soll. Am Waaslandkanal entstehen zwei neue Umschlagplätze für insgesamt 1,6Mio. TEU, zusammen beträgt die Kailänge 1.160m. Ferner gibt es eine neue 300m lange Anlage für Binnenschiffe, die 600.000 TEU umlagen soll.
In der laufenden Projektphase sollen die Vorhaben konkretisiert werden, teilte die Hafenbehörde von Antwerpen mit. »Der Start des ECA-Projekts ist ein wichtiger und notwendiger Schritt zur Entwicklung des wirtschaftlichen Potenzials«, sagt Hafenchef Jacques Vandermeiren.
Der Terminalbetreiber DP World Antwerp will auf seiner Anlage im Deurganckdok bis 2025 eine zusätzliche Kapazität für 900.000 TEU schaffen, um dort jährlich künftig 3,4Mio. Standardboxen umschlagen zu können. Das Unternehmen investiert dafür nach eigenen Angaben insgesamt 197Mio. €. Herzstück ist ein neues 4.200m2 großes Betriebsgebäude, das im Sommer 2021 fertiggestellt wird. Es soll Hafenarbeitern bessere Bedingungen bieten, gleichzeitig wird dort auch das für Schiff- und Hafenplanung zuständige operative Management untergebracht, ebenso wie eine Reihe von Verwaltungsdiensten.
Mangels Erweiterungsmöglichkeiten will DP World einen Teil seines Terminals neu gestalten, unter anderem werden neue Stapelkrane installiert, die nach Auskunft des Betreibers eine höhere und dichtere Stapelung der Boxen ermöglichen. Ferner sollen durch den Abriss des alten Terminalgebäudes rund 1.000 zusätzliche Boxenstellplätze am Boden entstehen.