In einem offenen Brief fordern die Berliner Fahrgastreedereien mehr staatliche Hilfe zur Bewältigung der Corona-Krise. Die ganze Branche gerät in Existenznot.
Saisonstart ausgefallen und auf unbestimmte Zeit verschoben. Das sonst bunte Treiben auf Berlins Wasserstraßen ist komplett zum Erliegen gekommen. Ohne staatliche Hilfen fürchten viele Unternehmen das wirtschaftliche Aus. »Wir haben keine Handbreit Wasser mehr unter dem Kiel«, heißt es in einem offenen Brief an Berlins Regierenden Bürgermeister Michael Müller.
Im vergangenen Jahr wollten mehr als 3 Mio. Fahrgäste Berlin vom Wasser aus erleben. 34 Berliner und Brandenburger Reedereien mit weit über 100 Fahrgastschiffen und rund 1.000 Mitarbeitern leben davon. In diesem Jahr aber bleiben die Einnahmen aus.
Nahezu alle Anbieter können den aktuellen Zustand mit 0% Umsatz bei 100% Kosten nur noch eine sehr begrenzte Zeit überstehen. Bei vielen Reedereien seien die liquiden Mittel bereits aufgebraucht. Bisher gewährte Liquiditätshilfen, die ausschließlich aus rückzahlbaren Krediten bestehen, hätten zu kurze Laufzeiten und bedeuteten zudem eine Hypothek für die Zukunft.
Die Lage spitzt sich dramatisch zu: »Wir haben keine Rücklagen aus 2019 mehr, erwirtschaften voraussichtlich keine Umsätze für mindestens die kommenden zwei bis vier Monate und können daher weder die Kosten decken noch Rücklagen für die Wintermonate bilden«, heißt es in dem Brief. Auch die Folgen für die Mitarbeiter in Kurzarbeit »Null« seien unabsehbar bis vernichtend. Die Reedereien fordern daher dringend mehr finanzielle Hilfen über den September hinaus. Folgende Maßnahmen werden vorgeschlagen:
- Berücksichtigung der Unternehmen mit mehr als 10 Beschäftigen im Soforthilfeprogramm über Kredit- und Bürgschaftserleichterungen,
- Aussetzung der Insolvenzantragspflicht bis zum 1. Juni 2021,
- Landesbürgschaften und/oder rechtlichen Schutz vor Vollstreckungsmaßnahmen beim Aussetzen von Miet-, Leasing- und Kreditverträgen und
- Stundung aller Beiträge und Gebühren, die von staatlichen Stellen erhoben werden (unter anderem Wasserstraßenabgaben, Steuern, Mieten und Pachten).
Trotz einer Vielzahl geplanter und bereits verabschiedeter Rettungsschirme, werden extreme Spätfolgen befürchtet. Die Berliner Reedereien würden allerdings seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie in keiner Verordnung explizit genannt, sie seien aber von alle Verordnungen, Verboten und einschränkenden Maßnahmen von Anfang an zu 100% betroffen.