Der Güterumschlag in den Schweizerischen Rheinhäfen ist in den ersten drei Monaten 2020 um über 20% hinter dem entsprechenden Vorjahreszeitraum zurückgeblieben.
Dies zum einen, weil das erste Quartal des Vergleichsjahr 2019 sehr stark gewesen war. Zum anderen beginnt sich – vor allem im März – der »Corona-Effekt« zu zeigen. In fast allen relevanten Gütersparten sind Rückgänge zu konstatieren, melden die Schweizerischen Rheinhäfen (SRH). Insgesamt wurden gut 1,2 Mio. t umgeschlagen. Der Containerbereich blieb mit -8% zum Vorjahr vergleichsweise stabil. »Der Güterumschlag in den Rheinhäfen funktioniert aber nach wie vor, die Rheinschifffahrt gewährleistet die wirtschaftliche Landesversorgung mit lebensnotwendigen Gütern«, so die SRH.
Im Vergleich zum starken 1. Quartal 2019 sind der mengenmäßige Güter- und der wasserseitige Containerumschlag, insbesondere im März 2020, zurückgegangen. Der Rückgang des weltweiten Handels und der Binnennachfrage aufgrund der Covid-19 Pandemie hat neben aktuell niedrigen Wasserständen zu dieser Entwicklung geführt.
1.208.314 t wurden im ersten Quartal 2020 umgeschlagen, 1.535.982 t waren es in der Vergleichszeit des Vorjahres. Dies entspricht einem Rückgang um 21,4%. Deutlich stärker betroffen war der Exportverkehr, der mit 185.353 t ein Minus von 34,4% verbuchen musste. Im zahlenmäßig bedeutenderen Importverkehr betragen die Einbußen bei einem Total von 1.022.961 t gegenüber dem Vergleichsquartal 18,4%.
Containerverkehr: erst Rückgang, dann März auf Vorjahresniveau
28.835 TEU wurden im Berichtszeitraum in den Schweizerischen Rheinhäfen wasserseitig umgeschlagen. Gegenüber dem 1. Quartal 2019 (31.468 TEU) bedeutet dies eine Verminderung um 8,4%. Vergleicht man die einzelnen Monate, so lag der Januar (10.469 TEU) mit -8,4% leicht unter Vorjahresniveau. Gleich eine 15-prozentige Verminderung verbuchte der Februar (9.252 TEU). Der März dagegen blieb trotz Coronavirus mit 9.114 TEU auf demselben Niveau des Vorjahrsmonats (9.119 TEU).
Der Lockdown, erst in China, dann auch in Europa und damit der Schweiz, war im Berichtszeitraum nach Angaben der SRH bereits zu spüren. Rückläufig war der beladene Exportverkehr (volle, abgehende Container) mit einem Total von 9.450 TEU und einem Minus von 10,2%. Der beladene Importverkehr blieb dagegen gegenüber dem Vergleichsquartal 2019 mit 1% Zuwachs auf 11.902 TEU etwa auf Vorjahresniveau.
Stärker sind die Veränderungen bei den Leercontainern: Im ankommenden Verkehr wurden 4.675 TEU abgewickelt (-12%), im abgehenden Verkehr 2.808 (-33%). Der Transport leerer Behälter zwischen Binnen- und Seehäfen dient dem Ausgleich in den Depots.
»Eine Prognose für den weiteren Verlauf 2020 ist schwierig. Zum einen hängt dies von der Dauer der Bewältigung der Corona-Pandemie und damit der Binnennachfrage in der Schweiz und in Italien (Transitverkehre) ab. Sodann muss eine Negativtendenz aufgrund der Verkehre aus Fernost, speziell China und Südkorea, erwartet werden. Dort beginnt nach Eindämmung des Virus zwar die Wirtschaft wieder zu laufen, bis die Güter aber in den Häfen und von dort nach Europa verschifft sind, dürfte einige Zeit vergehen«, kommentiert der Hafenbetreiber.
Flüssige Treib- und Brennstoffe auch von Coronavirus betroffen
Im ersten Quartal 2020 sind 584.035 t flüssige Treib- und Brennstoffe über die Schweizerischen Rheinhäfen importiert worden. Gegenüber den 684.328 t in der Vergleichszeit des Vorjahres entspricht dies einem Rückgang um 14,7% gegenüber dem Vergleichsquartal 2019. Dieses hatte allerdings mit einer Zunahme um über 30% gegenüber dem ersten Quartal 2018 brilliert, so dass nun von einer gewissen Konsolidierung gesprochen werden kann. Ausserdem brachte der relativ milde Winter 2019/20 keine Notwendigkeit nach verstärkten Heizölimporten mit sich.
Der Corona-Effekt auf diesen Güterbereich ist laut des Quartalsberichts vielfältig. Aufgrund des nahezu vollständigen Groundings der weltweiten Luftfahrt sei die Nachfrage nach Jet Fuel natürlich ebenfalls am Boden. Im Bereich Benzin und Diesel brachte das Virus und die Empfehlung, auf den öffentlichen Verkehr möglichst zu verzichten, nebst den niedrigeren Produktpreisen erst mal eine kleinere Steigerung. Diese Entwicklung flachte aufgrund des verstärkten Wechsels zu Homeoffice aber rasch wieder ab. Heute ist den Angaben zufolge in diesem Bereich eine Verminderung der Umschläge um mindestens 30% feststellbar. Beim Heizöl führten die sehr tiefen Produktpreise dazu, dass die Kunden bestrebt sind, alle Lager aufzufüllen. »Sind diese einmal voll, wird sich aber auch hier eine Abflachung ergeben«, lautet die Prognose.
Landwirtschaftliche Erzeugnisse / Nahrungs- und Futtermittel deutlich unter Vorjahr
Die landwirtschaftlichen Erzeugnisse schlossen im 1. Quartal 2020 mit 33.849 t im einkommenden und 11.624 t im ausgehenden Verkehr ab; dies entspricht einem Ergebnis von 41.5% unter dem Vorjahr oder einem Rückgang um 32.000 t. Konnte der Monat Januar noch auf Vorjahresniveau abgeschlossen werde, brachen die Mengen in den Monaten Februar und März markant ein. Der Rückgang in diesen zwei Monaten auf das Vorjahr betrug über 56% resp. 32.000, dies trotz normalen Wasserverhältnissen. Bei den Nahrungs- und Futtermitteln sank die Menge bei 93.118 t im Import und 19.823 im Export zum Vorjahr um 19% resp. 27.000 t dies aufgrund eines schwachen Starts in den Monaten Januar und Februar; im März entsprach die Menge dann dem Vorjahresniveau.
Es gibt nach SRH-Angaben diverse Gründe für diese Rückgänge. Ankünfte aus China welche sich aufgrund der aktuellen Lage verzögern, Exportstopp von Komponenten aus dem asiatischen Raum und nach wie vor sehr grosse Mengen an europäischer- und auch Überseeware, welche über den Landweg in die Schweiz gelangt. Weiter kommen im Getreidebereich aktuell hohe Einfuhrzölle dazu, welche den Import grosser Mengen hemmen. »Vor allem die vielen Transporte über den Landweg in die Schweiz geben Anlass zur Sorge, sind diese Direktimporte doch ebenfalls entscheidend dafür, dass die in den Rheinhäfen verbleibende Ware nicht mehr ›dreht‹. Ein Umstand, der sich im 4. Quartal 2019 sehr akzentuiert hatte und sich auch im 1. Quartal 2020 weiter fortsetzt«, heißt es.
Übrige Güter
Die Zufuhr von Eisen, Stahl und NE Metallen zeigte einen positiven Trend von Januar bis März mit jeweils steigenden Mengen von insgesamt 55.664 t, total nur 4.5% weniger als im Vorjahr. Die Abfuhren jedoch sind im Februar und März auf extreme Niedrigwerte von nur 483 t respektive 513 t gefallen. Während die Mitte März 2020 international und national beschlossenen Massnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus die Importmengen im ersten Quartal noch wenig beeinflusst haben, sind die Exporte sehr stark gesunken. Insgesamt wurden nur 3.536 t exportiert, was einem Rückgang von 65.8% gegenüber der gleichen Periode des Vorjahres entspricht. Dieser Rückgang ist zum Teil durch die Schliessungen von Automobilfabriken in Frankreich und Italien zurückzuführen.
In der Gruppe Steine, Erden und Baustoffe lagen die Zufuhren mit 137.907 t um 13.6% niedriger als im Vorjahr, während im Durchschnitt alle anderen Gruppen einen Rückgang um 18.4% zu verzeichnen hatten. Die Abfuhren sind, nach einem langsamen Beginn im Januar und Februar mit Exporten von nur 18.720 t respektive 15.239 t im März wieder auf 37.028 t gestiegen. Dies entspricht einer Steigerung um 44.1% gegenüber der durchschnittlichen Menge im Jahr 2019. Dank den guten Pegelständen, den niedrigen Ölpreisen und dem günstigen Schiffsraum sei für die folgenden Monate eine weitere positive Entwicklung zu erwarten, so die SRH.
Nach einem kleinen Hoch im Vergleichsquartal verzeichneten die Chemischen Erzeugnisse mit einer Ausfuhrmenge von knapp 30.000 t eine Halbierung. Bei den Einfuhren verminderte sich die Menge um einen Drittel auf knapp 44.000 t. »Die Entwicklung ist äusserst volatil, wenn man die einzelnen Monate betrachtet. So verminderten sich die Exporte im Januar um 45%, stiegen dann im Februar um 67% an, um im März wieder um über 40% zurückzugehen«, heißt es.