Der wasserseitige Güterumschlag im Rheinhafen Kehl ist im Jahr 2019 dank der guten Fahrwasserverhältnisse auf dem Rhein um 8,2% auf knapp 4,3 Mio. t gestiegen. Die Bahn hat dagegen wieder verloren
Im ersten Halbjahr lag die Gütermenge dagegen noch um 5,4% unter dem Vorjahrergebnis. Erst im zweiten Halbjahr hätten sich die gegenüber dem trockenen Vorjahr deutlich verbesserten Fahrwasserverhältnisse auf dem Rhein positiv ausgewirkt, heißt es im Jahresbericht.
Die Bahntransporte, die im vergangenen Jahr noch um mehr als 8% zugelegt hatten, verringerten sich allerdings wieder auf 2,3 Mio. t. Das entsprach einem Minus von 7%. Das Gesamttransportvolumen erreichte 6,6 Mio. t, gegenüber dem Vorjahr ein Anstieg um 2,3%. Ein Drittel des Umschlags erfolgt in Eigenregie des Hafens. »Diese Entwicklung zeigt, dass wir sehr gut in der Lage sind, die Nachfrage nach verschiedenen Verkehrsträgern kurzfristig zu bedienen«, sagt Hafendirektor Uwe Köhn.
Kehl verweist damit auf eine ähnluche Entwicklung wie die anderen, benachbarten Häfen am Oberrhein. In Mannheim gab es im wasserseitigen Umschlag ein Plus von 5,3% auf knapp 7,8 Mio. t, in Karlsruhe um 7,7% auf fast 7 Mio. t, in Breisach um 20% auf 549.00 t und in Weil um 22% auf 472.697t. Auch die Neckarhäfen Heilbronn (+6,8% auf 2,3 Mio. t) und Stuttgart (+56,2% auf knapp 1,2 Mio. t) konnten in ähnlicher Größenordnung zulegen. Auf der französischen Rheinseite in Straßburg war es bei 7,6 Mio. t ein Anstieg um 28,5%. »Die Zahlen unterstreichen die große Bedeutung der Binnenhäfen für eine flexible Logistik«, so Köhn.
Mehr als 3.500 Schiffe waren im vergangenen Jahr in Kehl be- und entladen worden. Das waren zwar 84 Einheiten weniger als im Vorjahr, doch die durchschnittliche Lademenge pro Schiff stieg aufgrund der verbesserten Fahrwasserverhältnisse um 27% auf durchschnittlich 1.211t pro Anlauf. Zwei Drittel der Schiffe stammten aus den Niederlanden, ein Viertel führte die deutsche Flagge.
Kehl ist vor allem ein Einfuhrhafen zur Versorgung der Region. Zwei Drittel der Umschlagmenge wurde entladen, nur ein Drittel auf Schiffe geladen. Unter den Güterarten dominieren Eisen- und Stahlwaren mit knapp 2,8 Mio. t und einem Anteil von 65,1% an der Ladungsmenge. Grund dafür sind die Badischen Stahlwerke (BSW) als Großkunde. Andere wichtige Unternehmen sind unter anderem Koehler, Weltmarktführer für hochwertiges Thermo- und Dekorpapier, un der Wohnmobilhersteller Bürstner.
Bei Mineralölprodukten waren es mehr als 400.000 t (9,6 %) knapp vor Baustoffe mit 388.951 t (9,1%). Alle übrigen Güter, darunter feste Brennstoffe oder Getreide, brachten rund 700.000 t in den Hafen. Auffällige Steigerungen gab es vor allem im Bereich der Baustoffe und der Mineralölprodukte.
Die Zahl der per Schiff umgeschlagenen Containereinheiten sank nach einer Steigerung um 30% über die vergangenen Jahre zuletzt um -7,2% auf 31.192 TEU. Die Tonnage der in Schiffscontainern umgeschlagenen Güter ging auf 237.116t (-9,4%) zurück. Zählt man die über Lkw und Bahn abgewickelten Container hinzu, kommt das Terminal Kehl auf insgesamt 138.478 TEU – damit habe das Ergebnis auf Vorjahresniveau gelegen.
Im Bahnverkehr gab es eine erneute Trendwende. Der Anstieg der auf der Schiene transportierten Gütermenge im Jahr 2018, hervorgerufen durch lange Niedrigwasserphasen des Rheins, wurde im vergangenen Jahr komplett wieder zurückgenommen. Die Bahn kam mit gut 2,3 Mio. t auf ein ähnliches Volumen wie 2017, gegenüber dem Vorjahr bedeutet das ein Minus von 7%. Knapp 90% entfallen auf die Eisen- und Stahlindustrie.
Der Rheinhafen Kehl und seine Anrainer sorgen für mehr als 4.500 Arbeitsplätze, darunter allein 3.100 Stellen in der Industrie. Unter normalen Umständen pendelt ein Fünftel der Belegschaft aus dem benachbarten Elsass ein.
Im laufenden Jahr 2020 sollen nach Angaben der Hafenverwaltung rund 4,3 Mio. € in Schienenanlagen, Kaimauern und Krananlagen investiert werden, um die Infrastruktur zu modernisieren und den Bedürfnissen der Kunden gerecht zu werden.
Krischan Förster