Mit einem gewaltigen Sprung beim Schiffsumschlag hat der Hafen am Neckar seine Einbußen aus dem Niedrigwasser-Jahr 2018 wieder wettgemacht.
Vor Ort wird weiter investiert, daher richtet sich der Appell an den Bund, die Wasserstraßen offen zu halten.
Der Stuttgarter Hafen hat das vergangene Jahr mit einem Rekorderlös in Höhe von 6,5 Mio. € und einem erstarkten Schiffsumschlag abgeschlossen. Knapp 1,2 Mio. t an Gütern gingen aufs Binnenschiff, das war eine Steigerung um satte 56% gegenüber dem Vorjahr.
»Damit sind wir zunächst einmal zufrieden«, sagt Hafenchef Carsten Strähle. Der Gesamtumschlag lag allerdings mit fast 3,5 Mio. t leicht unter dem Vorjahresergebnis (-2,1%). Das Niedrigwasser von 2018, das auch den Stuttgarter Hafen am Neckar schwer getroffen hatte, machte sich damit zweifach bemerkbar. Zunächst 2018 durch eine Verlagerung von Gütern vom Schiff auf die Bahn. Im Folgejahr aber büßte die Schiene (-492.830 t, (-18,5%) nahezu in dem Maße wieder an Mengen ein wie die Wasserseite (+419.465 t, +56,2%) dazugewinnen konnte. Dazu kam eine Abkühlung der Wirtschaft, vor allem beim im Südwesten stark vertretenen Maschinenbau.
Den größten Anstieg im Schiffsumschlag gab es innerhalb der Gütergruppe »Kraftstoffe und Heizöl« von 27.157 t auf 253.491 t. Auch bei Containern gab es eine ordentliche Steigerung von 18.000 TEU auf 27.500 TEU, wie die Jahresstatistik ausweist. Insgesamt wurden 74.000 TEU in Stuttgart verladen. Das zeigt sich auch bei der Zahl der Schiffe, die um 283 auf 1.108 Einheiten zunahm.
Das Verkehrsaufkommen der Hafenbahn erreichte knapp 2,2 Mio. t, was einem Rückgang von –18,5% gegenüber 2018 entsprach. Besonders stand auch hier wieder das Gütersegment »Kraftstoffe und Heizöl« (–206.394 t, -20,1%) wegen der Verlagerung auf den wasserseitigen Umschlag im Fokus. Dazu hatten auch Arbeiten an den Hafengleisen beigetragen, weil am Tanklager nur ein Gleis zur Verfügung stand. So konnte das Schiff den Nachteil des längeren Transportweges gegenüber der Bahn ausgleichen.
Jahresergebnis verbessert
Unterm Strich konnte die Hafengesellschaft ein noch einmal verbessertes Jahresergebnis ihn Höhe von 6,5 Mio. € (2018: 6,2 Mio. €) einfahren bei einem nahezu stabilen Umsatz von 10,7 Mio. € (2018: 10,6 Mio. €). Dies habe auch an Einmaleffekten gelegen, räumt Strähle ein, weil einige Baumaßnahmen auf 2020 verschoben worden seien. »Da wussten wir noch nicht, dass wir es mit dem Coronavirus zu tun bekommen.« Auch in Stuttgart ist die nähere Zukunft seit dem Ausbruch der Pandemie vorerst ungewiss. »Wir hoffen trotzdem, dass wir noch einige Projekte umsetzen können«, sagt Strähle.
Zwischen 1 Mio. € und 2 Mio. € investiert die Hafengesellschaft, die ihre wesentlichen Einnahmen aus Vermietung und Verpachtung sowie aus dem Betrieb der Hafenbahn bezieht, jedes Jahr in die Wartung und Erneuerung der Infrastruktur, vornehmlich für einen durchgehend zwei- bis dreigleisigen Ausbau der Schienenstrecken für 740 m lange Ganzzüge. Für 2020 sind 1,5 Mio. € geplant.
Ursprünglich war der Hafen, malerisch gelegen zu Füßen der Burg Württemberg, für Massengüter wie Kohle, Kies, Sand oder Bims konzipiert worden und wies zu Spitzenzeiten einen jährlichen Umschlag von rund 8 Mio. t aus. Inzwischen hat sich Stuttgart zu einer führenden trimodalen Verladeplattform für die Metropolregion entwickelt und profitiert von den starken Industriekunden im Ländle.
Seit mehr als zehn Jahren unterhält der Automobilkonzern Daimler sein zentrales Versandlager auf dem Areal. Etwa ein Drittel der aus den Mercedes-Werken eintreffenden Motoren, Getriebe und Achsen werden per Binnenschiff und Bahn in die Seehäfen Rotterdam, Antwerpen oder Bremerhaven transportiert. Auch das 2015 von DP World übernommene Containerterminal wird ausgebaut. Insgesamt haben sich im rund 100 ha großen Hafengebiet mehr als 50 Unternehmen niedergelassen, die insgesamt rund 3.000 Mitarbeiter beschäftigen.
In der angekündigten Einschränkung der Betriebszeiten an den Neckarschleusen sieht Hafenchef Strähle deshalb ein Problem. »Die Unternehmen sind auf Rohstoffe und Vorprodukte angewiesen. Jede Störung oder Verzögerung in der Versorgung wirkt sich unmittelbar auf die Produktion aus.«
Krischan Förster