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Eine neue Studie belegt, wie dringend Investitionen in eine zukunftssichere Infrastruktur benötigt werden. Nur so könne den Folgen einer Niedrigwasserperiode wie 2018 mit einem wirtschaftlichen Schaden von 2,8 Mrd. € begegnet werden

Die neue Studie stammt aus den Niederlanden. Im Auftrag des Centraal Bureau voor de Rijn- en Binnenvaart (CBRB) und Koninklijke BLN-Schuttevaer (BLN) hatte ein Expertenteam der Erasmus Universität die Folgen des Niedrigwassers von 2018 untersucht.

Zentrale Erkenntnis aus der Studie: Die außergewöhnlich lange Niedrigwasserperiode im Jahr 2018 hat für die Binnenschifffahrt, die verladende Wirtschaft und auch für die Industrie zu einem wirtschaftlichen Schaden von insgesamt 2,7 Mrd. € geführt. Da nicht auszuschließen sei, dass es in Zukunft häufiger zu solchen Extremereignissen kommen werde, müsse dringend in die Infrastruktur und in geeignete Schiffe investiert werden.

Der größte Teil der Verluste resultierten mit rund 2,2 Mrd. € aus Produktionsausfällen oder -einschränkungen in der Industrie, deren Rohstoffversorgung hauptsächlich über den Wasserweg erfolgt. Erhebliche Mehrkosten seien auch deshalb angefallen, weil mehr Schiffe eingesetzt werden mussten oder weil Ladung auf andere Verkehrsträger umgebucht werden musste (0,5 Mrd. €). Letztlich mussten nach Ende des Niedrigwassers die Lager wieder aufgefüllt werden, auch das führte zu Mehrkosten (100.000 €). Zieht man wiederum 100.000 € an zusätzlichen Einnahmen für die Binnenschifffahrt durch höhere Frachtraten ab, bleibt ein Gesamtverlust von 2,7Mrd. €.

In Deutschland waren die Auswirkungen (-2,4Mrd. €) sehr viel gravierender als in den benachbarten Niederlanden (-295 Mio. €). Das lag daran, dass vor allem Produktionsbetriebe an Mittel- und Oberrhein sowie an den Nebenflüssen und im Kanalnetz von den Lieferengpässen betroffen waren. Der Chemiekonzern hatte die Verluste mit -250 Mio. € angegeben, bei ThyssenKrupp waren es -100 Mio. €. Auch Chemieunternehmen wie Evonik, Ineos oder Vestolit hatten ihre Produktion zurückfahren müssen, nachdem die Wasserstände gesunken waren.

Gleichzeitig lagen die Mehreinnahmen für die deutschen Binnenschiffe mit +19 Mio. € niedriger als bei den Nachbarn mit +76 Mio. €. Die Lagerkosten hielten sich die Waage.

Ladung geht verloren

Viele Verlader geben in der Studie an, dass sie aufgrund der Ausfälle einen Teil ihrer Ladung »strukturell«, also dauerhaft, auf andere Verkehrsträger verlagert haben und ihre Lagerkapazität erhöhen wollen. Das könnte mittel- und langfristig zu Umsatz- und Einnahmeverlusten in der Binnenschifffahrt führen.

Eine Antwort wären Schiffsdesigns mit einer höheren Tragfähigkeit bei niedrigen Wasserständen. Die technischen Möglichkeiten sind allerdings begrenzt, da dies mit Kapazitätseinbußen bei Normalbdingungen gegenüber herkömmlichen Schiffen verbunden ist.

Wenn die Niederlande und Deutschland ihre führende Position in der Binnenschiffslogistik und als Transitland behaupten wollen, müssten Flüsse wie Rhein und Waal in den Niederlanden widerstandsfähiger gegen Niedrigwasser gemacht werden. Infrastrukturmaßnahmen seien daher dringend erforderlich, sagen die Studienautoren. Die Schifffahrt reduziere Staus und ist ein klimafreundliches Verkehrsmittel. In eine zukunftssichere und klimasichere Infrastruktur zu investieren bedeutet daher, in Nachhaltigkeit und Mobilität zu investieren. Unterstützt durch die Forschung »Wirtschaftliche Auswirkungen von Niedrigwasser« arbeiten BLN und CBRB aktiv daran, die Infrastruktur der Regierung zukunftssicher zu machen.