Gleesen ist die erste von fünf neuen Schleusen, die auf der Nordstrecke des Dortmund-Ems-Kanals (DEK) errichtet werden. Trotz Corona sind die Arbeiten im Plan, so dass das Bauwerk wie vorgesehen 2023 in Betrieb gehen soll
Seit dem Frühjahr 2016 laufen die Arbeiten am Schleusenstandort Gleesen, Hauptauftragnehmer der Maßnahme mit einem Gesamtvolumen von rund 98,97Mio. € ist Johann Bunte Bauunternehmung mit Sitz in Papenburg.
Wie das Wasserstraßen-Neubauamt (WNA) Datteln mitteilt, das den Auftrag an die Emsländer vergeben hat, kommen die Arbeiten vor Ort trotz Corona gut voran. Die Uferspundwand auf der Südseite ist bereits fertiggestellt, derzeit laufen im Unteren Vorhafen die Arbeiten an den neuen Uferspundwand auf der Nordseite sowie Umbauarbeiten an der kleinen Schleuse, die dauerhaft als Baudenkmal erhalten bleibt. Im Oberen Vorhafen hat sich auch schon einiges getan, dort wurde auf der Nordseite der neue Kanalseitendamm mit der neuen Uferspundwand hergestellt.
Des Weiteren wurde die Alte Fahrt im Ober- und Unterwasser mit Boden verfüllt. Am späteren Standort der neuen Schleuse ist bereits eine große Baugrube zu sehen. Derzeit ist sie noch mit Wasser gefüllt. Von der Wasseroberfläche aus würden rund 1.000 Anker in den Untergrund gebohrt, die später die Baugrubensohle vor dem Auftrieb sichern sollen, wenn das Wasser abgepumpt und in die Baugrube gelenzt wird, so das WNA Datteln.
Aktuell reinigen Taucher die Baugrubensohle. Dies sei eine Maßnahme zur Vorbereitung der Unterwasserbetonsohle, die Anfang August hergestellt werden soll. Zeitgleich erfolgt die Herrichtung der Baustelle für den eigentlichen Stahlbetonbau des Schleusenbauwerks. So wurden durch das Lingener Unternehmen Liesen zwei Transportbetonmischwerke auf der Baustelle aufgebaut. Die Mitarbeiter der Firma Bunte bereiten zurzeit die Schalung für das Schleusenbauwerk vor. Weitere Arbeiten finden im unteren Vorhafen statt.
Wenig Folgen durch Corona
Wie überall im Bundesgebiet mussten aufgrund der Corona-Krise auch an der Baustelle in Gleesen die üblichen Pandemiepläne erstellt werden. Für die Arbeiter gilt es, die obligatorischen Abstands- und Hygieneregeln einzuhalten. Anstelle von Baubesprechungen vor Ort würden Telefon- und Videokonferenzen durchgeführt. Dennoch geben sich die Projektbeteiligten zuversichtlich, da die Baustelle bisher »ohne große Probleme weitergeführt« werden konnte, wie es heißt.
Wesentliche Leistungen des aktuellen Bauauftrages sind die Betonarbeiten für die Baugrube und das neue Schleusenbauwerk. Insgesamt müssen demnach rund 50.000m³ Beton eingebaut werden. Da das Baufeld relativ beengt sei, habe das WNA Datteln ursprünglich die Lieferung und den Einbau von Transportbeton ausgeschrieben. Man hatte damit gerechnet, dass insgesamt mehr als 6.000 Transportbetonfahrten erforderlich werden würden. In Spitzenzeiten wurde mit bis zu 15 Fahrzeugen pro Stunde kalkuliert. Hierfür wurden in Gleesen bereits im Vorfeld Teile der öffentlichen Straßen ertüchtigt.
Dennoch sei der Transport des Betons auf der Straße zur Baustelle eine aufwendige Angelegenheit, die aufgrund der langen Fahrwege für Mensch und Umwelt eine erhebliche Belastung darstelle.
Beton wird auf Baustelle hergestellt
Seitens der Firma Bunte wurde deshalb zusammen mit dem Betonlieferanten Liesen aus Lingen ein Konzept entwickelt, das vorsieht, den Beton direkt auf der Baustelle zu mischen. Dies sei bei Projekten für die Binnenschifffahrt im Allgemeinen zwar eher unüblich, wie Björn Kranz sagt, der bei Bunte Projektleiter für den Schleusenneubau ist. In diesem Fall habe sich das aber angeboten, weil der Weg vom Betonwerk bis zur Baustelle relativ lang sei. Die Vorteile der kurzen Wege zwischen Mischwerk und Einbaustelle und die deutlich geringere Belastung der Anwohner durch Lkw-Transporte seien insgesamt größer als die Nachteile, die im Wesentlichen die Kosten für das Mischwerk betreffen.
Sand und Kies kommen per Schiff
Der Sand und Kies, die für die Herstellung des Betons benötigt werden, werden über den DEK mit Binnenschiffen der Firma Bergschneider über Weser, Mittellandkanal und DEK angeliefert und somit so umweltschonend wie möglich zu Baustelle gebracht. Laut Kranz werden etwa 90.000t Kies und Sand über die Wasserstraße befördert. Die Binnenschiffe, die im Einsatz sind, haben Fassungsvermögen zwischen rund 1.000 und 1.400t. Der Zement und die Zusatzstoffe wie Basaltmehl kommen per Silo-Lkw.
Bereits im Sommer vergangenen Jahres konnte sich das Konzept bewähren. Zur Herstellung des Baugrubenverbaus wurden die ersten etwa 12.000m3 Beton mit einem »kleinen« transportablen Mischwerk direkt auf der Schleuseninsel hergestellt. Für die Errichtung des Schleusenbauwerks reicht die Leistung dieses Mischwerks jedoch nicht aus. Daher wurde jüngst eine zusätzliche, größere Anlage des Herstellers SBM aus Österreich nach Gleesen geliefert und praktisch direkt neben der Baugrube aufgebaut. Die neue Anlage hat eine Leistung von maximal 160m3 Beton je Stunde – genug um das Schleusenbauwerk sicher in der bauvertraglich vorgegebenen Zeit herstellen zu können, wie es heißt.
Die Unterwasserbetonsohle der Baugrube wird in zwei Abschnitten hergestellt. Technologisch bedingt müssten beide Abschnitte als monolithische Körper ohne Fugen gebaut werden. Insgesamt werden rund 7.000m³ Beton benötigt. Mit einer Einbauleistung von etwa 80m³ pro Stunde müsse auf der Baustelle fast 90 Stunden ohne Pause betoniert werden. Somit seien auch Arbeiten während der Nacht erforderlich. Durchgeführt werden sie ausschließlich werktags. Innerhalb der Baustelle sind Transportbetonfahrzeuge im Einsatz. Eingebaut wird der Beton mit Betonpumpen. Nach dem Aushärten des Betons kann die Baugrube gelenzt werden. Anschließend wird mit dem Bau der neuen Schleuse begonnen.