Flexibilität ist Trumpf

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Die Spedition Kübler betreibt in Mannheim ein Schwergutzentrum. Ein breites Güterportfolio soll das Unternehmen vor Krisen absichern

Gerade diese Diversifizierung wirkt sich für das Unternehmen positiv aus – insbesondere in Zeiten, in denen das Geschäft schwierig ist. Noch aber, sagt Thorge Clever, Projektmanager bei Kübler, sei die Coronakrise nicht zu spüren. Als Grund nennt er die besondere Warenzusammensetzung im Schwergutzentrum (SGZ), wodurch es bisher keine Auswirkungen auf die Auslastung der Anlage gebe.

Clever meint aber, das sich das spätestens in einem Jahr ändern könnte, weil Kreuzfahrtanbieter massiv von der Krise betroffen seien. Denn es sind gerade Maschinen für diese Luxusliner, die einen nicht unerheblichen Teil der Großmotorenlogistik ausmachen. Einer der Hauptkunden ist MAN Energy Solutions. Der Hersteller liefert seine Komponenten in der Regel per Bahn von Augsburg nach Mannheim.

Bei Kübler werden die Motoren, die neben Kreuzfahrtschiffen auch für große Handelsschiffe bestimmt sind, in der Lager- und Montagehalle zusammengesetzt und anschließend über den Wasserweg per Binnenschiff weitertransportiert. Zielorte sind insbesondere die Häfen der ARA-Region (Antwerpen, Rotterdam, Amsterdam), von wo aus sie nach Übersee weiterverschifft werden.

Gerade für solche schweren Maschinen wie Seeschiffmotoren hat Kübler im Herbst 2018 durch die Installation eines 500-t-Zweiträgerbrückenkran von Brunn­huber Krane einen Meilenstein gesetzt. Nirgendwo sonst gebe es einen so leistungsstarken stationären Hafenkran, der zudem trimodal arbeitee und die Montage- und Lagerhalle bediene, heißt es.

Nach einem Start von »0 auf 100« direkt nach der Inbetriebnahme seien stetig Umsatzsteigerungen festzustellen, sagt Clever. Weitere Branchen seien inzwischen auf die Möglichkeiten aufmerksam geworden und interessierten sich für Lösungen am und auf den Wasserstraßen.

Auch die Montagemöglichkeiten werden immer mehr von anderen Branchen genutzt. Neben MAN Energy Solutions nehmen diese Gegebenheiten weitere namhafte Unternehmen wie Siemens, General Electric und Hitachi war. Diesen und anderen Kunden bietet Kübler darüber hinaus die Möglichkeit, Sozialräume, Büros und Teilelager anzumieten.

»Das SGZ steht grundsätzlich jedermann neutral zur Verfügung«, betont Clever. Willkommen seien alle Versender, Spediteure und Reedereien.

Als weiteren Vorteil können die Nutzer des insgesamt 120.000m2 großen SGZ auch auf das Know-how im Straßentransportbereich der Spedition zurückgreifen. Die Schwerlast-Route von der Autobahn zum Terminal ist bereits für besondere Längen und Breiten ausgebaut. Sollte trotzdem einmal Streckenprüfungen und Transportorganisationen auf dem Weg von und zum Terminal benötigt werden, führt Kübler diese für alle Speditionen und Transporteure aus.

Zusätzliche Kapazitäten geschaffen

Kürzlich wurde die Kapazität an Hallen- und Freilagerfläche durch den Ankauf einer Nachbarimmobilie nochmals erweitert. Hier soll demnächst ein weiteres Lager für ölhaltige Schwerstücke entstehen, da das vorhandene öldichte Lager für Transformatoren bald an seine Grenze stößt. Transformatoren seien für die Energieversorgung unerlässlich und so verstehe es sich, dass bei Störungen schnell auf Reservestücke zurückgegriffen werden müsse. Diese seien mit tausenden Litern Öl gefüllt und bedürften besonderer Lagerbedingungen hinsichtlich Umwelt- und Gewässerschutz, sagt Clever.

Neben Großmotoren werden auch andere Schwergüter bei Kübler umgeschlagen, wie etwa Komponenten für Windenergieanlagen. Durch den Mix von Schwerlastkranen, schnellen Mobilkranen und leichten Umschlagkranen sowie den verschiedenen Freilagerflächen, Lagerhallen, Montagehallen und dem Speziallager könne man schnell und flexibel auf jeden Kundenwunsch eingehen. Auch Kontrollen, Montagen und Verpackungen werden mit übernommen. Sogar die Langzeitanmietung ganzer Hallenschiffe sei möglich.

»Insgesamt lebt unser SGZ von seiner Flexibilität«, unterstreicht Clever. Der Umschlag und die Lagerung von Breakbulk jeglicher Art sei an der Tagesordnung und sorge für die regelmäßige Befrachtung der Binnenschiffe zu den ARA-Häfen.

Auch wenn sich die Coronakrise gewissermaßen mit Verspätung auf das Geschäftsfeld der marinen Großmotoren auswirken sollte, ergäben sich im Gegenzug durch die Umstellung auf erneuerbare Energie wieder Potenziale beim Bau von fossil betriebenen Reservekraftwerken, so der Manager. Und auch Übertragungsstationen, die helfen, den Strom der Offshoreanlagen von Nord nach Süd zu transportieren, würden Schwerlastlogistik benötigen. Deshalb sei ihm vor der Zukunft nicht bange.