Die erste Reise hatte der neue Koppelverband »Reinhold Deymann« bereits absolviert. Gleichwohl gab es nun in Werkendam (NL) eine kleine Taufzeremonie
Die Rücksichtnahme auf coronabedingte Vorgaben führte zu einem eher kleinen Rahmen für die Taufe des bei Damen Concordia gebauten Koppelverbandes. Franka und Maxine Deymann, letztere eine Tochter des Reeders Martin Deymann, übernahmen die Rolle der Taufpatinnen. Sie benötigten nur einen Anlauf bis zum Zerplatzen der Champagnerflasche am Bug des Schiffes. Pater Bernhard van Welzenes, Schifferpastor in den Niederlanden, spendete den geistlichen Segen.
Nur wenige Gäste aus dem Umkreis der Reederei sowie der am Ausbau beteiligten Firmen waren bei der Zeremonie anwesend. Gleichwohl zeigte sich Martin Deymann als Chef der gleichnamigen Reederei gut gelaunt: »Wir sind sehr zufrieden mit dem neuen Koppelverband, da er durch die spezielle Bauweise 15% mehr Tragfähigkeit aufweist als vergleichbare Modelle.« Deymann hat mittlerweile 40 Schiffe in der Flotte.
Ausdrücklich dankte er dem Auftraggeber HTAG und dem künftigen Frachtkunden RWE für das entgegengebrachte Vertrauen. Finanziert wurden die beiden Einheiten von der Ostfriesischen Volksbank in Haren in Kooperation mit der DZ Bank.
Der auf 3.650 t ausgelegte Koppelverband wird künftig für Kohletransporte zwischen Rotterdam und dem RWE-Kohlekraftwerk in Schmehausen am Ende des Datteln-Hamm-Kanals eingesetzt. Mit 9,60 m Breite ist der 172 m lange Neubau (2 x 86 m) speziell für die Kanalfahrt ausgelegt.
Sollte eines Tages der Transport von Kohle nicht mehr gefragt sein, kann der Verband bis zu 240 TEU aufnehmen, darunter auch eine Anzahl an Reefer-Containern. Zudem bietet die »Reinhold Deymann« Einsatzmöglichkeiten für den Transport von Schüttgut und Trockenladung.
Insofern ist auch mit Blick auf die bevorstehende Energiewende die Investition in den Koppelverband als zukunftssicher anzusehen. »Heutzutage werden kaum noch neue Schiffe für die Kanäle gebaut, aber wir werden sie weiterhin brauchen. Denn die bestehende Kanalflotte altert rasch. Mit diesen beiden Einheiten können wir bis nach Magdeburg fahren«, sagt Martin Deymann.
Während die Kaskos des Koppelverbandes auf der Jiangsu New Yangzijiang Shipbuilding Werft in China gebaut wurden, erfolgte der Ausbau mit überwiegend niederländischen Partnern. Von Koedood Dieselservice kamen die beiden Hauptmaschinen, die ZKR II-konform sind. Die Mitsubishi S6R-MPTAW-3 CCR2-Motoren liefern jeweils 470 kW (640 PS) bei 1.600 U/min. Den Vortrieb übernehmen Schrauben in Düsen, die einen Durchmesser von 1.200 mm haben. De Waal ist der Hersteller der vier »Easy Flow«-Ruderblätter, während Alphatron das nautische Paket geliefert hat, das Radar, Autopilot und Equipment für die Einmannbedienung umfasst.
Die Wohnungseinrichtung, die Tischler-, Fliesen- und Sanitärarbeiten und auch die Ausstattung des Steuerhauses und der Masten kommen von der Harener Tischlerei & Alubau Wessels, einem langjäjhrigen Partner der Reederei. Das »Bak« (Leichter) erhält zwei Veth-Bugstrahler, jeweils im Vor – und im Achterschiff. Verbunden werden die beiden jeweils 86 m langen Einheiten durch Stahlseile, die auf zwei Winden mit einer Zugkraft von je 40 t liegen. Das Steuerhaus kann mittels einer dreiteiligen Hebekolonne auf die gewünschte Höhe angehoben werden, wenn in Zukunft zwei oder drei Lagen Container zu fahren sind.
Weitere Schiffsneubauten stehen bei Deymann in nächster Zukunft nicht auf der Agenda. Im Fokus stehen für einerseits Investitionen bei Deymann Tankrode sowie die Stärkung der Position im norddeutschen Kanalnetz. Wichtig ist dem Reeder auch die Nachwuchsförderung. Junge Menschen mit Interesse an der Binnenschifffahrt zu finden, sei derzeit sehr schwer.
Ein weiteres Problem bleiben die Einschränkungen durch die fehlende Infrastruktur. »Die Bundesregierung muss die überfällige Instandhaltung der Kanäle und Flüsse in Angriff nehmen«, fordert Deymann. »Wir befahren mit dem Koppelverband künftig siebzig mal im Jahr den Wesel-Datteln-Kanal, wo die Poller an Schleusen seit mehr als zwei Jahren nicht mehr benutzt werden dürfen und die Schiffe für die Schleusen manuell gesichert werden müssen.« Dies gehe für den Übergang, doch besser wäre es, wenn die Bauwerke endlich modernisiert werden würden«, so der Reeder.
Hermann Garrelmann