Ein schwieriges Jahr geht zu Ende. Sicher gibt es Branchen, für die die Lage weitaus bedrohlicher ist als für die Binnenschifffahrt. Ausgenommen natürlich die Fahrgast- und Flusskreuzschifffahrt, die mit voller Wucht getroffen wurde. Auch für das zweite Halbjahr weist die ZKR einen Umsatzrückgang von -72% aus.
Für die deutschen Güterschifffahrt beziffert der Bericht den Rückgang im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahres mit -9%, wobei dies nach Gütersegmenten und Regionen durchaus unterschiedlich ist. Auch wenn nicht alles auf die Pandemie zurückzuführen ist, hoffen wir, dass sie sich im Laufe des kommenden Jahres eindämmen lässt und die europäische Wirtschaft wieder wachsen kann.
Auch in der Verbandsarbeit war in diesem Jahr vieles anders. Der BDS hat im Herbst auf seine Mitgliederversammlung verzichtet, um unsere Mitglieder und uns selber nicht unnötigen Risiken auszusetzen. Viel Arbeit kam hinzu, um im ersten Halbjahr zunächst die Regelungen für den Grenzübertritt in den verschiedenen europäischen Staaten zu erfassen, wobei die Vorschriften ständig wechselten. Das Green Lane Verfahren der EU und die Formulare der ZKR brachten mit der Zeit mehr Verlässlichkeit.
Unnötiger Wirrwarr
Im November brach dann mit den Einreise- und Quarantänebestimmungen wieder das Chaos aus. Wären sie konsequent umgesetzt worden, wäre ein großer Teil der Binnenschiffstransporte zum Erliegen gekommen. Mit wenigen Ausnahmen hielten sich die Bundesländer an die sogenannte Muster-Verordnung des Bundes, die jenseits der Realität im Gütertransport war. Zunächst sollte es nur bei weniger als 72 Stunden eine Freistellung von Test und Quarantäne geben. Ob sich dies aber auf den Aufenthalt im Risikogebiet oder aber im jeweiligen Bundesland oder gar generell in Deutschland bezog, war zum Teil unterschiedlich geregelt – oder völlig unklar.
Nach vielen Gesprächen und einem gemeinsamen Schreiben von BÖB, BDB und BDS an die Regierungschefs aller Bundesländer wurden einige Verordnungen wenigstens soweit angepasst, dass die Binnenschifffahrt damit leben kann.
Positives und neue Erfahrungen
Es gab aber auch Positives zu berichten. Die GDWS hat seit Beginn der Pandemie eine regelmäßige Telefonkonferenz mit den Verbänden eingerichtet, in der über Corona-bedingte Einschränkungen informiert wurde, notwendige Maßnahmen mit den Verbänden erörtert und immer Hilfe und Unterstützung angeboten wurden. Ziel war stets, trotz Lockdown und Quarantäneregelungen einen weitgehend uneingeschränkten Verkehr auf den Wasserstraßen zu gewährleisten. Abgesehen von einigen Behinderungen, wie etwa durch verdi-Streiks, ist dies gelungen.
Auch die Parlamentarische Gruppe Binnenschifffahrt organisierte die Treffen mit Vertretern der Verbände und des BMVI per Video, wir hatten stets das Gefühl, dass wir mit unseren Anliegen bei den Parlamentariern und im Ministerium ein offenes Ohr gefunden haben.
Allen ein herzliches Danke!
Sacharbeit geht weiter
Die Sacharbeit sowohl auf internationaler als auch auf nationaler Ebene hat trotz allen Einschränkungen auch per Video funktioniert. Auch wenn dies natürlich nicht mit persönlichen Gesprächen und Sitzungen verglichen werden kann, ging es erstaunlich gut. Natürlich hat es hier und da Verzögerungen gegeben, manche Projekte wurden etwas aufgeschoben, aber in den wirklich wichtigen Fragen sind wir weitergekommen.
Dazu gehören zum Beispiel die Erarbeitung einer Europäischen Besatzungsregelung oder der im Rahmen der Richtlinie Berufsqualifikationen erforderlichen Standards. Die immer hervorragend organisierten Video-Sitzungen der CESNI-Gremien fanden im gleichen Rhythmus und Umfang statt, wie sie für dieses Jahr auch als Präsenzveranstaltung geplant waren. Daher ist die sogenannte Roadmap für eine europäische Besatzungsordnung, die auf der Grundlage des TASCS-Projektes die möglichen Wege darlegen soll, nicht mehr weit von ihrer Fertigstellung entfernt. Bei diesem Thema konnte das Gewerbe bisher seine Vorstellungen sehr gut einbringen.
Im Januar 2020 fand zum Thema Besatzungsordnung in unserem Platform Committee die für dieses Jahr letzte Präsenzveranstaltung in Form eines Brainstormings mit Gewerbevertretern statt. Alle anderen internen Besprechungen wurden dann ebenfalls zu Videokonferenzen. Das Gleiche galt für die Sitzungen des Sozialen Dialoges, die bestehenden Unterarbeitsgruppen der Sozialpartner, für alle anderen Komitees der europäischen Platform oder die regelmäßigen Sitzungen der ESO. Zwangsläufig gewöhnt man sich langsam daran.
Trotzdem hoffen wir, dass es im Laufe des nächsten Jahres wieder möglich sein wird, sich persönlich zu treffen. Denn irgendwas fehlt dann doch!
Ein ungewöhnliches Jahr mit ungewöhnlichen Herausforderungen geht zu Ende. Video- und Telefonkonferenzen an Stelle von persönlichen Gespräche oder Präsenzveranstaltungen. Wir alle hoffen, dass dies im Laufe des Jahres 2021 wieder anders werden wird!
Wir möchten uns bei allen Verantwortlichen sehr herzlich für die gute Zusammenarbeit in dieser schwierigen Zeit bedanken und wünschen allseits ein frohes Weihnachtsfest und alles Gute, vor allem Gesundheit, für das Neue Jahr!