Indien will eine große Flotte von 78 Elektrofähren in Betrieb nehmen. Die ersten Neubauten erhalten Antriebs- und Batteriekomponenten aus Deutschland. Das Konzept könnte auch hierzulande Interesse wecken. Von Thomas Wägener
Indiens größte Werft Cochin soll eine ganze Serie von innovativen Schiffen bauen. Für die ersten 23 von insgesamt 78 Fähren wurde Siemens Energy mit der Lieferung der Antriebs- und Batteriekomponenten beauftragt.
Der Rahmenvertrag besteht nach Angaben des Zulieferers bereits seit Juni vergangenen Jahres. Kurz vor Weihnachten ließ die Werft schließlich die Bestellung für die ersten 23 Neubauten folgen. Jedes der Schiffe ist 24 m lang und kann bis zu 100 Personen befördern.
Siemens steuert aus dem eigenen Haus das elektrische Antriebssystem und die Automatisierungstechnologie bei. Das Batteriesystem auf Basis von Lithiumtitanat-(LTO)-Chemie kauft das Unternehmen wiederum bei dem schwedischen Hersteller Echandia Marine ein. Man habe sich frühzeitig für den Einsatz der LTO-Batterien aufgrund ihres Sicherheitsprofils, ihrer Ladekapazität und ihrer zu erwartenden Lebensdauer im Verhältnis zu den Kosten entschieden, sagt der General Manager (Marine) von Kochi Metro Rail Limited, Sajan P. John.
Enchandia bezeichnet LTO als »die sicherste maritime Batterielösung.« Sie sei widerstandsfähig gegenüber externer Hitze und anderen Einflüssen und verhindere thermale Entweichungen. Darüber hinaus bilde sie keine Rückstände im Gegensatz zu anderen Lithium-Ionen-Lösungen. Dadurch ließen sich Kurzschlüsse vermeiden, was die Sicherheit deutlich erhöhe.
Nach Auskunft der Schweden erfordert der Einsatz von E-LTO keine aktiven Maßnahmen zur Wasserkühlung oder Brandunterdrückung. Die Ausbreitung eines thermischen Ausfalls zwischen den Toshiba-Zellen sei nahezu unmöglich, heißt es. Die E-LTO-Batterien seien komplett luftgekühlt, was zu einem einfachen, sicheren und robusten System führe.
Die E-Fähren sollen im Nahverkehrssystem der Küstenmetropole Kochi im Südwesten Indiens zum Einsatz kommen und die Stadt und ihre zehn Inseln über 38 verschiedene Terminals verbinden. Es wird Indiens erster Wasser-Metro-Service. Ein Zeitplan zur Inbetriebnahme wurde bislang allerdings nicht genannt.
»Das Projekt zeigt unser Engagement für die Dekarbonisierung im Verkehrssektor und für mehr Umweltverträglichkeit«, sagt Thorbjoern Fors, Executive Vice President von Siemens Energy Industrial Applications. Die Kombination aus elektrischem Antriebsstrang, Energiespeicher und Automatisierungssystemen werde den Kraftstoffverbrauch deutlich reduzieren. Das niedrige Emissionsniveau der Schiffe könne daher ein Anreiz für andere Kunden sein, solche Lösungen aus der Binnenschifffahrt künftig weltweit für den Transport von Gütern und Passagieren zu nutzen.