Zwischen Alphen aan den Rijn und Moerdijk ist seit kurzem das erste niederländische Binnenschiff – die »Alphenaar« – mit Batteriecontainern unterwegs. Künftig sollen weitere Einheiten mit den aufladbaren ZESpacks ausgerüstet werden
Anfang September nahm das emissionsfreie Binnenschiff des Unternehmens Zero Emission Services (ZES) seinen Betrieb auf. ZES wurde im vergangenen Jahr von Engie, ING, Wärtsilä und dem Hafenbetrieb Rotterdam mit Unterstützung des niederländischen Ministeriums für Infrastruktur und Wasserwirtschaft gegründet. Das Ziel dabei war, ein emissionsfreies Antriebssystem zu entwickeln.
Die »Alphenaar« wird durch das entwickelte ZES-Energiesystem, die sogenannten ZESpacks, angetrieben. Es handelt sich dabei um 20-Fuß-Standardcontainer, die mit Batterien gefüllt sind. Diese werden mit Ökostrom aufgeladen.
Die ersten beiden ZESpacks werden an der ersten Ladestation am CCT-Terminal in Alphen aan den Rijn geladen und ausgetauscht. ZES ist laut eigenen Angaben zufolge bestrebt, kurzfristig zu expandieren und will bis zum Jahr 2030 insgesamt 30 emissionsfreie Schifffahrtsrouten realisieren.
Die Binnenschifffahrt spielt eine wichtige Rolle bei der Reduzierung der Umweltemissionen. Innerhalb des Verkehrssektors ist die Binnenschifffahrt für fünf Prozent der CO?-Emissionen in den Niederlanden verantwortlich, so ZES. Darüber hinaus würden 11 % der gesamten niederländischen NOx-Emissionen durch die Binnenschifffahrt verursacht. Um die Ziele des Klimaabkommens zu erreichen, sollen mit dem Green Deal für die Seeschifffahrt, die Binnenschifffahrt und die Häfen die Emissionen der Binnenschifffahrt bis 2030 um 50 % reduziert werden.
Um dieses Ziel zu erreichen, ist ein »Übergang zur vollständig elektrisch betriebenen Schifffahrt erforderlich«, ist sich ZES sicher. Daher biete das Unternehmen die Lösung für diesen Systemwechsel: ein komplettes Dienstleistungspaket, das auf austauschbaren Energiecontainern mit grüner Energie, einer frei zugänglichen Ladeinfrastruktur und einem »Pay-per-Use«-Bezahlkonzept für Schiffseigner basiert. Die Ladestationen können als Energieknotenpunkte fungieren, die das Netz bei Spitzenbelastungen stabilisieren können und an denen auch andere Fahrzeuge laden können. Dank ihrer Mobilität können die ZESpacks zur Energieversorgung und -speicherung an allen möglichen Orten eingesetzt werden, zum Beispiel auf Baustellen und Festivals.
Geringere Emissionen
Das ZES-Energiekonzept trägt direkt zur Verringerung der Emissionen bei, indem pro Schiff und Jahr rund 1.000 t CO? und sieben Tonnen NOx eingespart werden, heißt es seitens des Unternehmens. »Darüber hinaus verursachen Schiffe, die mit ZES fahren, keinen Feinstaub und keinen Lärm«, sagt Willem Dedden, CEO von ZES. Das Konzept umfasst auch die Organisation der erforderlichen Ladeinfrastruktur und eine Pay-per-Use-Konstruktion, die es den Schiffern ermöglicht, nur für die verbrauchte Energie zu zahlen. Die Investition in ZESpacks gehe auf das Konto von ZES.
Eines der ersten Unternehmen, die das Antriebskonzept anwenden, ist Heineken, das zusammen mit CCT Shipping der erste ZES-Kunde mit einem Zehnjahresvertrag ist.
Standardisieren beschleunigen
Dedden: »Die ZES leistet nicht nur einen direkten Beitrag zur Realisierung der emissionsfreien Binnenschifffahrt, sondern setzt auch einen Standard, der den Übergang zur emissionsfreien Binnenschifffahrt beschleunigt. Mit unserem ZESpack und einem Standardanschluss legen wir den Grundstein. In Kombination mit dem von ING entwickelten Finanzierungs- und Pay-per-Use-Paket bietet ZES den Schiffern eine zugängliche, zukunftssichere Open-Access-Innovation.
Das ZESpack-System passt sich dem technologischen Fortschritt an: Die derzeit verwendeten ZESpacks arbeiten mit Lithium-Ionen-Batterien, aber in Zukunft könnte es auch Wasserstoff, Ammoniak oder etwas anderes sein. Das ZESpack passt immer auf den Anschluss, unabhängig von der Art der Energie im Behälter. Aus diesem Grund gibt ZES die Profile für den Anschluss ohne Rechte frei, so dass der Markt mit verschiedenen Anbietern von Energiebehältern arbeiten kann.«
ZESpacks von Wärtsilä
Wärtsilä, Lieferant der ersten ZESpacks, war für die Montage und Erprobung der Energiecontainer verantwortlich, die mit Sicherheits- und Kommunikationssystemen und 45 Batteriemodulen mit einer Gesamtkapazität von 2 MWh – vergleichbar mit der Kapazität von etwa 36 Elektroautos – ausgestattet sind. Das ZESpack ist komplett auf den ZES zugeschnitten. Einzigartig sei vor allem die Austauschbarkeit der Container, die bisher stationär installiert sind.
Die ZESpacks werden an der ersten ZES-Ladestation am Alpherium, dem CCT-Containerterminal in Alphen aan den Rijn, mit zertifiziertem Ökostrom aufgeladen. Diese Ladestation, die von Engie entwickelt wurde, wurde im April geliefert. Im Juli wurde das »Alphenaar« umgebaut und unter anderem mit der Standard-Steckverbindung für die Aufnahme der ZESpacks ausgestattet. Die erste erfolgreiche Probefahrt fand Ende August statt. Mit der Aufnahme des Betriebs wird ZES beginnen, Nutzererfahrungen zu sammeln, um so bald wie möglich eine vollständig emissionsfreie Schifffahrt zu erreichen.
Flottenausbau geplant
ZES hat sich zum Ziel gesetzt, kurzfristig auf acht Schiffe, acht Ladestationen und vierzehn ZESpacks aufzustocken. Bis 2030 will das Unternehmen 30 emissionsfreie Schifffahrtsrouten realisieren, wodurch insgesamt bis zu 360.000 t CO? und 2.800 t NOx eingespart werden können. »Um wirklich mit fossilen Brennstoffen konkurrieren zu können, sind gleichzeitige Maßnahmen und das Engagement der Regierung, der Häfen und Terminals sowie der Wirtschaft erforderlich«, so das Unternehmen.
Man arbeite eng mit nationalen, regionalen und lokalen Behörden und vorausschauenden Spediteuren wie BCTN zusammen, um die nächsten Schiffe unter Vertrag zu nehmen und das dazugehörige Netz von Ladestationen zu entwickeln – beginnend in Rotterdam, Moerdijk und Alblasserdam. AW