Das Landesumweltamt NRW (LANUV) hat die Behauptung widerlegt, dass Binnenschiffe für erhöhte Emissionen in den Innenstädten sorgen.
Der Einfluss der Binnenschifffahrt auf die Luftqualität am Rhein ist geringer als vermutet – auf diese kurze Formel bringt das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes NRW (LANUV) die Ergebnisse einer umfassenden Untersuchung zu den Emissionen von Binnenschiffen. Der BDB sieht sich damit in seiner Auffassung bestärkt: Das Binnenschiff ist die klimaschonende Alternative zum Gütertransport auf der Straße.
Von 2016 bis 2022 hat das LANUV mit Partnern aus vier europäischen Ländern den Einfluss von Binnenschiffen auf die Luftqualität am Rhein im Rahmen des Forschungsprogramms CLINSH untersucht. Dabei wurden umfangreiche Messprogramme durchgeführt und Maßnahmen zur Emissionsminderung an den Schiffen getestet. Die Ergebnisse wurden nun ausgewertet. »Die in öffentlichen Diskussionen mehrfach aufgestellte These, in den rheinnahen Großstädten verursache der Schiffsverkehr einen dominierenden Anteil an der Belastungssituation, wurde nicht bestätigt«, lautet die Botschaft der Behörde.
Der BDB hatte sich in der Zeit, als Fahrverbote für Diesel-Fahrzeuge den Innenstädten diskutiert wurden, wiederholt gegen die rufschädigenden Unterstellungen zur Wehr gesetzt, vorbeifahrende Binnenschiffe seien für hohe NOx-Werte in den Innenstädten verantwortlich. Die wenig fachliche Debatte gipfelte im Dezember 2018 in der kuriosen Forderung der Kölner Oberbürgermeisterin, Binnenschiffe sollten mit einem Tempolimit während der Vorbeifahrt an der Domstadt belegt werden.
BDB-Geschäftsführer Jens Schwanen erklärt hierzu: »Ich bin zuversichtlich, dass mit diesen Untersuchungen die Basis für eine sachliche Debatte über weitere Emissionsminderungen in der Schifffahrt geliefert wird.«
Hintergrund: An zwei stark befahrenen Rheinabschnitten in Bimmen/Lobith und in Bad Honnef sowie in den Häfen Duisburg und Neuss/Düsseldorf hat das LANUV den Effekt der Binnenschifffahrt auf die NOx-Belastung in der Luft untersucht. Messungen am Rhein zeigten, dass der Anteil der Stickoxidbelastung, der durch die Binnenschiffe verursacht wird, mit zunehmendem Abstand zum Rhein schnell kleiner wird. Bereits in 100 bis 150 m Abstand zum Rhein wurden signifikante Belastungsanteile aus anderen Quellen ermittelt.
Messungen an Verkehrshotspots in den Städten zeigen ein deutlich anderes Belastungsprofil als direkt am Rhein. Im urbanen Raum hat der Straßenverkehr oft einen Anteil von mehr als 50% an den Emissionen. Die Belastung durch Schiffe liegt in der Regel unter 10%. Das gilt selbst für die unmittelbar neben dem Hafengebiet liegenden Verkehrsmessstellen in Neuss.
Für die Untersuchungen in den Hafengebieten wurden sehr dichte Messnetze mit 19 Messstellen im Hafen Neuss/Düsseldorf bzw. 28 Messstellen im Hafen Duisburg aufgebaut. Die Messnetze waren damit erheblich dichter als im Rahmen der amtlichen Luftüberwachung erforderlich.