Oder, Schubeinheit
Ein flachgehender Schubverband wartet vor dem Schiffshebewerk Niederfinow (© Witlod Szablowski)
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Ein mechanischer Schaden am Sicherungssystem führt zu einer Sperrung des erst Anfang Oktober mit großem Pomp eröffneten Schiffshebewerks in Niederfinow.

Am 16. Dezember sei es bei zweistelligen Minusgraden zu einem Störfall am neuen Hebewerk mit einer Schiefstellung des Troges um 40 mm gekommen, teilte das WNA Berlin mit. In dieser Wanne überwinden die Schiffe auf der Oder-Havel-Wasserstraße einen Höhenunterschied von 36 m – das Sicherungssystem soll verhindern, dass der Trog bei einer Havarie abstürzt. Nach einem »mechanischen Schaden« am Antriebs- und Sicherungssystem wurde kurz vor dem Jahreswechsel die Vollsperrung des 500 Mio. € teuren und erst nach 14 Jahren Bauzeit fertiggestellten Bauwerks angeordnet, da »die betroffenen Ersatzteile erst angefertigt werden müssten.«

Das rief umgehend Vertreter des Gewerbes auf den Plan. Denn auch das alte Hebewerk sollte ursprünglich nicht zur Verfügung stehen, weil vom 3. Januar bis zum 26. Februar eine Revision angesetzt war. Als »nicht akzeptabel« bezeichnete der BDB die Situation und intervenierte beim WNA.

Allein am Tag der Mitteilung hätte eine Sperrung nach Informationen des Verbandes sechs Schiffe betroffen, die von Stettin kommend in Richtung westdeutsches Kanalgebiet unterwegs waren. Weitere sechs Schubverbände waren für die Fahrt von Stettin nach Berlin angekündigt, zudem ein Schubverband für die Fahrt von Berlin nach Stettin.

Und das WNA hat reagiert: Die Revision am alten Hebewerk wurde kurzfristig verschoben. Anstelle der neuen Anlage soll es im Notbetrieb die Schiffe auf ihrem Weg über die Havel-Oder-Wasserstraße (HOW) schleusen, bis die für eine Reparatur erforderlichen Ersatzteile eingetroffen sind. Der Austauch der Seilscheiben muss solange warten. »Wir freuen uns sehr«, hieß es in einem Antwortschreiben des WNA an den BDB, »dass die Schifffahrt die Havel-Oder-Wasserstraße (HOW) erstmals auch in den Wintermonaten nutzen will.« Allerdings wurde vorsorglich darauf verwiesen, dass es »aufgrund der laufenden Reparaturarbeiten am SHW Süd (alt) zu Wartezeiten kommen kann.«

Schon in der Vergangenheit hatte es immer wieder Störungen gegeben, die den Betrieb des alten Hebewerks stilllegten oder den Bau der neuen Anlage verzögerten. Nun sollen laut WNA-Leiter Rolf Dietrich zunächst alle denkbaren Ursachen für die jüngste Fehlfunktion geprüft werden, um die Anlage danach »verantwortbar wieder in Betrieb zu nehmen«. Denn das Ziel lautete eigentlich, Störungen innerhalb von zwei bis drei Stunden zu beheben.

Die Sperrung des Schiffshebewerks soll noch bis zum 15. Januar bestehen bleiben. KF