Die Oder könnte verstärkt für die Versorgung der Raffinerie in Schwedt genutzt werden. Flachgehende Binnenschiffe müssten dabei die Pipeline aus Russland ersetzen.
Seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges und dem Embargo gegen russisches Erdöl hat die Raffinerie in Schwedt/Oder ein Versorgungsproblem. Das Werk könnte künftig alternativ von der Wasserseite aus bedient werden, um eine bessere Auslastung zu gewährleisten, heißt es jetzt beim Oderverein.
Laut einem Konzept, das der stellvertretende Vereinsvorsitzende Prof. Horst Linde bereits im Spätsommer 2022 entwickelt hat, könnte Öl mit Seeschiffen über die polnischen Häfen Stettin oder Swinemünde importiert und von Binnenschiffen über die Oder nach Schwedt transportiert werden. Lediglich eine kurze Pipeline vom Hafen Schwedt zur Raffinerie müsste neu gebaut werden.
»Mit diesem Konzept könnten vorübergehend bis zu 100% der Menge des für den wirtschaftlichen Betrieb der Raffinerie fehlenden Erdöls ersetzt werden«, argumentiert der Oderverein. Der Transport über die Oder, die Klützer Querfahrt und die Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße sei möglich.
Das Bundeswirtschaftsministerium habe den Plan allerdings abgelehnt. Das Land Brandenburg habe sich ebenso wenig wie das PCK Schwedt dazu geäußert. Stattdessen werden Bahn- und Pipeline-Projekte vorangetrieben. »Angesichts des drohenden Arbeitsplatzverlustes und der Bedeutung für den regionalen Versorgungsbedarf ist uns diese Haltung unverständlich«, sagt Vereinschef Gerhard Ostwald.
Im Januar die Raffinerie, die 12 Mio. t pro Jahr verarbeiten kann und 1.200 Mitarbeiter beschäftigt, wegen der ausbleibenden Öl-Lieferungen aus Russland nur noch zu 55% ausgelastet. Das Bundeswirtschaftsministerium hatte hingegen 70% angepeilt. Aber auch andere Unternehmen könnten von einer stärkeren Nutzung der Oder profitieren. So hatte der Papierhersteller Leipa bereits vor zwei Jahren einen Ausbau der Klützer Querfahrt gefordert.