Gerade erst wurde das Forschungsschiff »Ella« getauft. Nun geht mit der »Niedersachsen 22« ein echtes Schiff im Dortmund-Ems-Kanal auf Testfahrt.
Autonom fahrende Güterschiffe sollen die Binnenschifffahrt in Nordrhein-Westfalen für die Zukunft bereitmachen. Mit dem Modellschiff »Ella« will das Duisburger Entwicklungszentrum für Schiffstechnik und Transportsysteme (DST) die technischen Voraussetzungen schaffen. Diesem Zweck dient auch das Binnenschiff »Niedersachsen 22« der HGK Shipping, das auf dem Dortmund-Ems-Kanal eingesetzt wird.
Es handelt sich bei der »Niedersachsen 22« um ein 100 m langes und 10 m breites Schiff, das mit Messtechnik ausgerüstet wurde. An Bord sind Radar, Kameras, Laserscanner und weitere Sensoren. Sie sollen nach Angaben des Projektleiters Jan Oberhagemann die Umgebung sowie die Betriebsdaten des Schiffes erfassen. Auf Basis der Daten werde ein kollisionsfreier Kurs berechnet, den das automatische Steuerungssystem dann umsetze.
Die »Niedersachsen 22« habe bereits mehrere Testfahrten absolviert, teilte das DST mit. Mittlerweile transportiert das Schiff auch wieder Güter. So wurde am Montag eine Ladung Erz nach Duisburg gebracht werden, berichtete Frank Goeldner von der HGK Shipping. Die autonome Steuerung funktioniere gut, bisher sei kein Eingreifen nötig gewesen.
Autonomie gegen Fachkräftemangel
Zur Sicherheit ist ein Schiffsführer aber nach wie vor an Bord sein. Langfristig soll die autonome Steuerung auch helfen, den Nachwuchsproblemen der Branche zu begegnen. »Autonome Systeme sind ein notwendiger Schritt, um die Binnenschifffahrt gegenüber Straße und Schiene konkurrenzfähig zu halten«, so IHK-Geschäftsführer Ocke Hamann.
Auf der Fahrt war auch Nordrhein-Westfalens Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) dabei. Er verspricht sich von der Forschung nicht nur eine Antwort auf den Fachkräftemangel, sondern auch auf den Klimawandel. »Wir brauchen die Binnenschifffahrt nicht nur, um große Mengen zu transportieren, sondern auch um Klimaziele zu erreichen«, sagte er in Waltrop.