Das neue Schiffshebewerk Niederfinow wechselt endgültig aus dem Probe- in den regulären Betrieb. Das WNA Berlin übergibt das Bauwerk an das WSA Oder-Havel.
Rund 6.000 Bestandszeichnungen wurden übergeben, das »ausgeliehene« Personal wechselt wieder zurück in die angestammten Behördenstuben: Nach jahrelanger Bauzeit sei das neue Schiffshebewerk Niederfinow jetzt zu 100% verfügbar und werde künftig in Zuständigkeit des WSA Oder-Havel betrieben, teilte das Wasserstraßen-Neubauamt (WNA) in Berlin mit.
Die Inbetriebnahme des neuen Schiffshebewerkes an der Kanalstufe Niederfinow war bereits im Oktober 2022 erfolgt. Seither habe man durchgängig an allen Kalendertagen geschleust, heißt es in einer Mitteilung des WNA Berlin, des zuständigen Neubauamtes.
Bis einschließlich April 2024 seien 2.613 Güterschiffe, 1.111 Fahrgastschiffe und 2.295 Sportboote über das neue Schiffshebewerk geschleust worden. In Abstimmung mit dem WNA Berlin, und stellvertretend für alle Projektbeteiligten, hat sich die Tractebel Hydroprojekt GmbH Weimar mit dem Bauvorhaben auf den derzeit durch das Bundesbauministerium und die Bundesingenieurkammer ausgelobten Deutschen Ingenieurbaupreis 2024 beworben.
Niederfinow geht ins Rennen um Ingenieurspreis
Die Konstruktion der hochkomplexen Anlage, die vergleichbar in Deutschland zuletzt in Lüneburg-Scharnebeck (Verkehrsfreigabe 1975) errichtet wurde, hätten die beteiligten Planer und Bauausführenden vor außergewöhnliche Herausforderungen gestellt. Die virtuelle Inbetriebnahme eines digitalen Zwillings habe es schon vor der Fertigstellung der Anlage ermöglicht, Betriebs- und Störfallsituationen in Echtzeitabläufen zu simulieren und mit dem Betriebspersonal zu trainieren.
Mit der konstruktiven Gestaltung in Anlehnung an den Sakralbau des nahe gelegenen Klosters Chorin sei das neue Schiffshebewerk zu einer neuen »Kathedrale der Ingenieurbaukunst in Deutschland« geworden, heißt es.
14 Jahre Baustelle in Niederfinow
Die Errichtung des Bauwerks hatte rund 14 Jahre gedauert. Das neue Hebewerk ist ein wesentlicher Bestandteil der Wasserstraßenverbindung zwischen Berlin und Stettin als auch der Havel-Oder-Wasserstraße. Es ist direkt neben der alten Anlage von 1934 errichtet wirden.
Das neue Schiffshebewerk Niederfinow ist 54,55 m hoch, 46,40 m breit und 133,00 m lang. Mit Hilfe des Senkrechthebewerks überwinden moderne Binnenschiffe einen Höhenunterschied von 36 m. Die Baukosten wurden zuletzt mit 520 Mio. € angegeben. Insgesamt wurden ca. 65.000 m³ Beton und Stahlbeton und 8.900 t Stahl verbaut, hinzu kommen ca. 40.000 m² Spundwandstahl. Darüber hinaus wurden im Rahmen der Bauarbeiten ca. 400.000 m³ Erde bewegt.
Seit der Inbetriebnahme können sowohl zweilagige Containerschiffe, moderne Großmotorschiffe und Schubverbände als auch verlängerte Europaschiffe mit einer Länge von bis zu 110 m das neue Schiffshebewerk nutzen. Dies gilt ebenso für Fahrgastkabinenschiffe in dieser Größenordnung.