Mit 20 Jahren ist Merlin Thieke der jüngste Binnenschifffahrtskapitän Deutschlands. Der gebürtige Berliner bestand die Prüfung im ersten Anlauf.
Zur Schifffahrt kam er über ein Praktikum bei einer Berliner Reederei. Nach seiner Ausbildung heuerte er bei Lüdicke an.
Thieke: »Die Arbeit in der Schifffahrt ist vielseitig«
Vor seinem Praktikum hatte Thieke laut eigener Aussage mit der Schifffahrt »nichts am Hut«, abgesehen von einem Sportboot, das seiner Familie gehört. Den Praktikumsplatz fand er über Verwandte, danach entschied er sich für die Lehre zum Binnenschiffer. Damit wählte er ein Berufsfeld, in dem sich der Fachkräftemangel besonders stark bemerkbar macht. »Die Arbeit in der Schifffahrt ist vielseitig«, sagte der junge Kapitän. »Hier hat man jeden Tag etwas anderes zu tun. Man ist draußen, man ist unterwegs, und ein bisschen Handwerk ist auch dabei.«
Thieke wird zukünftig auf der Havel, der Spree und den Seen um Berlin im Einsatz sein. Er hat vor, auf längere Zeit bei Lüdicke zu bleiben und sich weiter zu qualifizieren, beispielsweise durch das Patent für Nachtfahrten mit Radar oder die Erlaubnis für weitere Strecken. Sein persönliches Ziel ist es, Dampferfahrten auch für junge Menschen attraktiv zu machen. »Das Image ist: Omis durch die Gegend fahren«, sagte er. Dabei sei eine Dampferfahrt ein vielseitiges Erlebnis: »Es gibt viele Partys, alle können entscheiden, was sie machen wollen, feiern oder entspannen oder runterkommen.«
Fachkräftemangel in der Branche
Hendrik Prössel-Jürgensen, seit 2011 Inhaber der Reederei Lüdicke, zeigte sich stolz angesichts des neuen Mitglieds seines Unternehmens. Die bestandene Prüfung ist für ihn nicht nur die Bestätigung als Ausbilder – Thieke sichert auch die Zukunft des Unternehmens.
»Wir bekommen natürlich auch zu spüren, dass es schwer geworden ist, junge Menschen für den Beruf des Fahrgastschiffers zu begeistern«, sagte er. Seiner Reederei gelinge es trotzdem, auf den Fachkräftemangel in der Branche zu reagieren. Besonders wichtig dabei sei ein freundlicher und aufmerksamer Kontakt zu Kunden sowie Teamarbeit auf Augenhöhe, heißt es in einer Mitteilung der Reederei.
Einen Grund für den Fachkräftemangel sieht man bei Lüdicke in veränderten Bedingungen für die Ausbildung. Entsprechend der europäischen Richtlinie 2022 müssen angehende Schiffsführer anspruchsvolle praktische Prüfungen an einem Simulator durchführen – und viele von ihnen fallen durch.