Vor mittlerweile zweieinhalb Monaten stürzte die Dresdner Carolabrücke ein und behindert seither die Binnenschifffahrt vor Ort. Die Kritik an der Stadt wird immer lauter, nun auch von Politikern wie dem ehemaligen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich.
„Der Katastrophenstab hat seine Arbeit bereits vor Wochen eingestellt, doch die Katastrophe ist längst noch nicht vorbei“, hieß es jetzt bei einer Sitzung auf dem Salonschiff „Gräfin Cosel“ der Weißen Flotte GmbH.
Fast 30 Geschäftsführer, Politiker, Verwaltungsleiter und Vertreter von grenzübergreifenden Institutionen aus Deutschland und Tschechien waren gekommen. Hintergrund des Treffens war das aus Sicht der Teilnehmer viel zu langsame Handeln der Stadt Dresden beim Abriss der Brücke und den weiteren Schritten für die zwei noch stehenden Brückenteile.
Zu den Teilnehmern des Treffens gehörten unter anderem Ministerpräsident a.D. Stanislaw Tillich, der CDU-Bundestagsabgeordnete Lars Rohwer, der stellvertretende Generalkonsul der Tschechischen Republik in Dresden Jozef Špánik sowie Personenschifffahrtsunternehmer aus Dresden und Pirna, Reedereivertreter aus Tschechien, die Sächsische Binnenhäfen Oberelbe GmbH, die Verwaltungsspitze des Dresdner Wasser- und Schifffahrtsamtes und die Wasserschutzpolizei.
Auch der Dresdner Oberbürgermeister Dirk Hilbert und Baubürgermeister Stephan Kühn waren den Angaben zufolge eingeladen. Beide hätten allerdings abgesagt und einen Mitarbeiter aus dem Straßen- und Tiefbauamt als Vertreter geschickt.
Es ist nicht das erste Mal, dass sich die Weiße Flotte kritisch äußert. Schon zwei Wochen nach dem Unfall hatte sie „das Schweigen“ der Stadt moniert.
„Normales Verwaltungshandeln genügt nicht“
Der ehemalige Ministerpräsident Stanislaw Tillich erklärte, die Elbe sei ein Tschechien „vertraglich zugesicherter Zugang zum Hamburger Hafen“, dem müsse auch der Dresdner Umgang mit der Brückenkatastrophe entsprechen. Dies sei nicht nur eine deutsche Angelegenheit, sagte Jirí Aster, Vizepräsident der Kammerunion Elbe/Oder, die 30 Industrie- und Handelskammern, Handwerkskammern und Wirtschaftsverbände aus Polen, Tschechien und Deutschland vertritt.
Die Elbe sei in ein europäisches Netz von Binnenwasserstraßen eingebunden und Tschechien auf den Fluss angewiesen, betonte Aster die Bedeutung des Flusses weit über Dresden hinaus. Rohwer stellte fest, das jetzt für den Abriss zuständige Straßen- und Tiefbauamt der Stadt habe die Brücke als Straßenquerung des Flusses im Blick. Seine Bedeutung als internationale Wasserstraße werde zu wenig beachtet.
Neues Treffen zur Carolabrücke im Januar?
„Normales Verwaltungshandeln genügt da nicht“, so der Bundestagsabgeordnete, Dresden müsse zur Stabsarbeit im Katastrophenfall zurückkehren, schließlich sei der Brückeneinsturz eine Katastrophe mit internationalen Auswirkungen. Dass noch in diesem Monat ein neues Vertragswerk für diese europäische Wasserstraße in Kraft treten soll, das Deutschland und Tschechien gemeinsam erarbeitet haben und das die Rolle der Elbe als Verkehrsweg zum Thema hat, sei der Dresdner Stadtverwaltung bereits bekannt. Dieser Vertrag müsse auch auf der politischen Ebene der Stadt und beim Umgang mit der Brückenkatastrophe berücksichtigt werden.
Die Teilnehmer des Treffens haben für Januar ein weiteres Meeting vereinbart, wenn – wie von der Stadt angekündigt – dann die in der Elbe liegenden Brückenteile beseitigt sind und Aussagen zur Standfestigkeit der Brückenteile B und A vorliegen.