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Mit dem Einschlag der Baunummer und der Platzierung des traditionellen Glücks-Cents hat die Schiffbau- und Entwicklungsgesellschaft Tangermünde (SET) die Fertigung eines neuen Schwimmgreifers für das WSA Magdeburg begonnen

SET-Geschäftsführer Holger Heidenreich begrüßte David Gräbing, stellvertretender Leiter der Fachstelle für Maschinenwesen Südwest (FMSW) mit Sitz in Koblenz, dessen Kollegen Volker Platt, den Baubevollmächtigten der FMSW, sowie Christian Müller, den Leiter Schiffbau beim WSA Brandenburg.

In seiner feierlichen Ansprache vor der versammelten Belegschaft in der großen Schiffbauhalle der Werft betonte Heidenreich seine Genugtuung für das Vertrauen der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) in den qualitätsgerechten Schiffbau seines Unternehmens.

»Hier können wir als Schiffbau- und Entwicklungsgesellschaft für Sie als Auftraggeber und Betreiber aus unserem reichhaltigen Erfahrungsschatz der Vorbauten profitieren und diese auch umsetzen«, sagte Heidenreich. Außerdem, fuhr er fort, trage der Auftrag dazu bei, den Werftstandort Genthin und die Arbeitsplätze für die Belegschaft und der Zulieferer aus der Region zu sichern. Er versprach der FMSW, in einigen Monaten ein Baggerschiff zu liefern, das alle Erwartungen des Auftraggebers erfüllen werde.

Das neue Baggerschiff mit der Bau­nummer 201* soll ein bestehendes ersetzen. Es hat eine Länge von 36m, eine Breite von 9,50m und einen Tiefgang von 0,90m. Angetrieben wird es von zwei VolvoPenta-Motoren, die auf zwei Navigatoren der Firma Stahlbau Müller arbeiten. Der Neubau erhält außerdem eine moderne Navigationsausrüstung von Alphatron.

Das Schiff soll im Zuständigkeitsbereich des WSA Magdeburg, also hauptsächlich im Elbstromgebiet eingesetzt werden. Hauptaufgaben sind Verkehrssicherungsmaßnahmen wie die Beseitigung von Untiefen und Kolken. Hebearbeiten und Havarieeinsätze gehören ebenfalls zum Einsatzprofil, so Gräbing.

Bei einem Rundgang über die Werft konnten sich die Gäste ein Bild von der Slipanlage sowie den davor und dahinter liegenden Ausrüstungskaien machen, die allesamt voll belegt waren. An fast allen Schiffen wurde eifrig gearbeitet.

In der großen Schiffbauhalle, in der auch das Baggerschiff gebaut wird, lag das Stromschubschiff »Edo« aufgepallt. Es erhält im Unterwasserbereich praktisch einen neuen Rumpf und einen neuen Schiffsboden. Auf der Slipanlage lag das polnische Schubschiff »Nawa S3« aus Wroclaw (Breslau), das eine aufwändige Reparatur seiner Antriebsanlage erfuhr. Darüber hinaus wurden an mehreren Gütermotorschiffen wie »Ygdrasil« (ex Chemotanker »Sternberg«), »Weststrand« (ex »Piesteritz«) und anderen Reparaturen ausgefürt.

Ohnehin ist der Genthiner Standort nicht nur wegen seiner guten Qualitätsarbeit bei Schiffsreparaturen sehr gefragt, sondern er liegt auch an dem relativ stark befahrenen Wasserweg des Projektes 17 der Deutschen Einheit. Jeder vorbeifahrende Schiffer sieht, dass die Werft nicht nur voll belegt ist, sondern hört auch an den Schiffbaugeräuschen, dass hier emsig gearbeitet wird.

Zwei Schiffbauhallen, die große mit den Maßen 76 x 36m und eine kleinere von 60 x 17,50m garantieren einen witterungsgeschützten Schiffbau. In einer dritten kleineren Halle werden Schiffsmaschinen zum Einbau vorbereitet oder repariert. In ihr werden auch Lehrlinge ausgebildet, die den Bedarf an Nachwuchs decken sollen.

Zunehmend nehmen auch Wasserbaufirmen die Werft für Reparaturen an ihren Schiffen in Anspruch und mehr und mehr auch die Freizeitschifffahrt mit großen Motorbooten und -yachten. Arbeit gibt es also genug für die Genthiner.

Schiffbauliche Leistungen

Bis 1949 Unterhaltung der Fahrzeuge der Wasserbauverwaltung

1954/55 Entwicklung und Bau von Stoßbooten (50 PS) zur Motorisierung kleiner Schleppkähne

seit 1955/56 Ausrüstung von Schleppkähnen mit Z-Antrieben

seit 1962 Bau von Finow Schubschiffen mit Z-Antrieb

1967 bis 1976 Bau von neun Eisbrechern (305 PS) vom Typ »Havel«

• seit 1971 Neu- und Umbau von Fahrgastschiffen und Fähren

1980 bis 1988 Bau von sechs flachgehenden Stromschubschiffen (600 PS) und Bau des Peilschiffs »Domfelsen«

ab 2001 Bau mehrerer Serien von Polizeibooten sowie zwei Brückenuntersuchungsschiffen und Baggerschiffen.

*)

Die SET-Werften Tangermünde und Genthin werden in der Rönner-Gruppe als gemeinsames Unternehmen geführt. Olaf Deter in Tangermünde und Holger Heidenreich in Genthin sind gleichberechtigte Geschäftsführer des Unternehmens. Die Reihenfolge der Baunummern gilt somit gleichzeitig für beide Werften


Christian Knoll