Der Finowkanal ist vor allem für die Freizeitschifffahrt eine wichtige Wasserstraße. Das sieht auch die Bundesregierung so, die sich für einen Erhalt der Wasserstraße ausspricht
Seit mehr als 20 Jahren gab es Bestrebungen, den Finowkanal von einer Bundeswasserstraße in eine Landeswasserstraße Brandenburgs zu überführen. Das Land Brandenburg bemüht sich, die touristisch als wichtig angesehenen Wasserstraßen auf seinem Gebiet zu erhalten und für den Wassertourismus zu ertüchtigen. Aber die Verantwortung für den ganzen Kanal will es nicht übernehmen. Es hat sich an der Wiederschiffbarmachung des Werbellingrabens, der den Finowkanal ehemals mit dem Werbellinsee verbunden hat, mit Fördermitteln beteiligt. Mit der Wassertourismusinitiative Nordbrandenburg mit Sitz in Wandlitz und Zerpenschleuse hat sichdas Land Brandenburg ein Unternehmen geschaffen, das diese Ertüchtigungsmaßnahmen realisiert. Durch die Wiederschiffbarmachung des Langen Trödels – eines 10km langen Kanalstücks zwischen Liebenwalde und Zerpenschleuse – und dem Bau der Zerpenschleuse einschließlich der Wiederherstellung der historischen Klapp- und Hubbrücken hat sie den Kanal auf seiner ganzen Strecke von 32km die Havel wieder durchgängig mit der Oder verbunden (siehe BS Nr. 7/2016).
Jetzt hat der Bund eine Entscheidung getroffen und bekanntgegeben, dass er die Kanalufer und das Kanalbett in seiner Regie behält. Er begründet dies mit der Bedeutung des Finowkanals »als wassertouristisch attraktive Wasserstraße«. Darüber hinaus will er sich für eine Fortsetzung der Gespräche mit der Region zur Übernahme einsetzen sowie in einen engen Dialog mit dem Land Brandenburg eintreten. Vorausgegangene Gespräche mit den Kommunen für eine Kostenbeteiligung für den Betrieb und die Unterhaltung der Schleusen waren im Sommer 2018 ins Stocken geraten, weil sich einige Kommunen nicht beteiligen wollten.
Grundlage der Verhandlungen war eine 50%ige Finanzierungsbeteiligung des Bundes für die erforderliche Grundinstandsetzung der zwölf Schleusen und der zwei beweglichen Brücken bei einer dauerhaften Übernahme des Betriebs durch die Kommunen, das Land oder Dritte.
Hans-Heinrich Witte, Präsident der GDWS, äußerte sich wie folgt dazu: »Die dauerhafte Nutzung des Finowkanals als attraktive Freizeitwasserstraße bietet für die Kommunen, den Landkreis und das Land Brandenburg eine große Chance, diese wunderbare Wassersportregion weiter zu entwickeln. Der Bund bekräftigt die 50%ige Finanzierungsbeteiligung bei den Anlagen des Finowkanals und wird darüber hinaus die Kanalstrecken weiter betreiben. Unter diesen erweiterten Eckpunkten können die Gespräche nun fortgesetzt werden.«
Bei den weiteren Gesprächen werde sich die Abgabe also auf die Schleusenanlagen und Brücken beschränken, die Kanalstrecken werden weiterhin seitens des Bundes instandgehalten und betrieben.
Der Vorsitzende des Vereins »Unser Finowkanal«, Hartmut Ginnow-Merkert, nahm zu dieser Nachricht wie folgt Stellung: »Die Bewohner der Region am Finowkanal wissen um die historische, kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung dieses historischen Wasserwegs. Seit zwei Jahrzehnten kämpfen verschiedene Initiativen um dessen Erhalt.« Der Erhalt der Schiffbarkeit sei unabdingbar für die weitere Entwicklung dieses Kanals. Beispiele aus dem In- und Ausland belegten überdeutlich die Attraktivität des Wasserwegs nicht nur für Boote und Schiffe, sondern auch für Radfahrer, Erholungssuchende, Zuzug und Hausbau.
Wertschätzung steigt
»Nach Jahren der Ungewissheit zeichnet sich endlich eine allseitige Wertschätzung des Finowkanals ab. Wir freuen uns über die Initiative des Bundes und hoffen sehr auf die entsprechende Verhandlungsbereitschaft der Landesregierung in Potsdam. Passend hierzu verweisen wir auf das von uns verkündete ›Biennium 2019/20 – 400 Jahre Schifffahrt auf dem Finowkanal‹, mit dem wir feiern, dass der Finowkanal erstmals vor 400 Jahren durchgängig befahrbar war. Das macht ihn zur ältesten noch befahrbaren, von Menschen angelegten Wasserstraße Deutschlands.«