Trotz der Einstellung der Schifffahrt für rund ein halbes Jahr konnte der SBO-Hafenverbund (Sächsische Binnenhäfen Oberelbe) annähernd das Umschlagergebnis des Vorjahres erzielen. Der Grund ist die Trimodalität
Immerhin konnten 2,64Mio.t Güter, also nur etwa 1% weniger, umgeschlagen werden als 2017. Und das ohne den baubedingt ruhenden Umschlagbetrieb im Hafen Torgau, betonte SBO-Geschäftsführer Heiko Loroff bei der Bilanzvorstellung in Dresden. Zum SBO-Hafenverbund gehören die Binnenhäfen in Dresden, Riesa, Torgau, Mühlberg, Decin, Lovosice sowie Dessau-Roßlau. Allerdings, räumte Loroff ein, habe sich durch die Verlagerung der sonst in Binnenschiffe verladenen Güter auf Bahn und Lkw die Effiziens verschlechtert. Schließlich könne ein Binnenschiff die Ladung von 46 Lkw aufnehmen oder einen Ganzzug der Bahn. Trotzdem konnte der Umsatz aller sechs Häfen im Verbund um 8% auf 21Mio. € gesteigert werden. Die Belegschaftsstärke der Gruppe liege derzeit bei 150 Mitarbeitern und werde weiter steigen.
»Dafür aber ist es uns gelungen, ein neues Rekordergebnis beim Containerumschlag im Hafen Riesa zu erzielen. 2018 wurden 43.541TEU umgeschlagen. Das ist ein Plus von 634TEU (+1,5%) gegenüber 2017. Damit wurde das beste Ergebnis seit Bestehen des Containerterminals erzielt«, so Loroff. Die Container würden zweimal wöchentlich per Binnenschiff und fünfmal wöchentlich mit der Ganzzugverbindung AlbatrosExpress zwischen Riesa und Hamburg/Bremerhaven transportiert. 4,8Mio. € seien vergangenes Jahr in die Verbesserung der Hafeninfrastuktur investiert worden.
Als Grundlage für die positive Entwicklung des Containerumschlags im Hafen Riesa sieht der Manager das Angebot ganzheitlicher logistischer Lösungen für die angesiedelten Unternehmen und Kunden. In der temperierten Containerservicehalle würden »Leistungen rund um den Container« bereitgestellt. Das Portfolio umfasst Reparaturen, Reinigungen, Sonderbau und Handel von Containern, den Einbau von Inlets und Spezialeinbauten bis hin zu Be- und Entlabelung, das Containerstauen und -packen sowie die Kommissionierung für Kunden.
Die Servicehalle arbeite bereits zweischichtig. Und das Containerterminal Riesa-Nord sei ebenfalls an seiner Leistungsgrenze angelangt. Deshalb sei es dringend notwendig, das gegenüberliegenden Terminal Riesa-Süd fertigzustellen. Umweltschützer verhindern das bisher immer noch durch Einwände gegen das Planfeststellungsverfahren.
Kaum Wasser unter dem Kiel
Durch die sehr niedrigen Wasserstände der Elbe mit Pegelstände von 50cm oder weniger sank während der siebenmonatigen Schifffahrtssperre der Güterumschlag per Binnenschiff in den Oberelbe-Häfen um fast 22% auf 152.000t. Zu den per Binnenschiff transportierten Gütern gehörten Container, Getreide, Sojaschrot, Düngemittel, Schrott und Projektladungen.
Die Häfen Dresden und Lovosice haben sich bereits seit mehreren Jahren als Dienstleistungsstandorte für den Umschlag von Projektladungen etabliert. Das monatelange Elbe-Niedrigwasser im Jahr 2018 hat jedoch den Hafen Dresden besonders stark getroffen. Dennoch wurden dort 83 Großverladungen mit rund 5.500t durchgeführt. Andere Großgüter, die weder auf Bahn noch über die Straße transportiert werden konnten, wurden eingelagert und würden jetzt bei voller Schiffbarkeit per Schiff auf den Weg gebracht.
Loroff gab zudem bekannt, dass die sächsischen Binnenhäfen die Elbe-Container-Linie wieder in Kooperation mit der Deutschen Binnenreederei (DBR) betreiben. Außerdem hat die SBO mit der DBR die Etablierung eines Liniendienstes für den Transport von Projekt- und Schwergutladungen auf der Elbe unter der Bezeichnung »Elbe Project Cargo Line« (EPCL) vereinbart. Ziel der EPCL sei es, der verladenden Wirtschaft ganzjährig eine verlässliche Verbindung zwischen den SBO-Häfen und den Seehäfen zu garantieren. Zum Einsatz kommt dabei flachgehende Schiffstechnik, womit die Projektladungen bis zu einer Fahrrinnentiefe von 120cm effizient auf der Elbe transportiert werden können. Im Rahmen der EPCL werden in den SBO-Häfen Schubleichter stationiert, sodass erforderlicher Schiffsraum unmittelbar verfügbar ist.
Hafen Torgau wieder am Netz
Im Mai 2018 erfolgte nach einer dreijährigen Bauzeit die (wasserseitige) Wiederinbetriebnahme des Hafens Torgau mit neuer Kaimauer, Kranbahn, 25t-Hydraulikkran und technischen Ausrüstungen. Bis Jahresende wurden die Bahnübergänge der Gleisanlage im Stadtgebiet Torgau erneuert sowie die Gleisanlagen zwischen dem Bahnhof Torgau und dem Hafengelände instandgesetzt. Mit dem modernisierten Hafen stünde der hafenaffinen Wirtschaft nun wieder eine leistungsfähige Verkehrsanbindung im Großraum Leipzig zur Verfügung. Im Hafen Torgau werden vor allem land- und forstwirtschaftliche Produkte sowie Schrott umgeschlagen.
Beim Güterverkehr per Eisenbahn konnten besonders die Häfen Roßlau (+21%) und Decin (+70%) zulegen. Per Eisenbahn wurden vor allem Container, Schrott, Düngemittel, Stahlbleche und Stammholz transportiert.
Anfang September 2018 feierte die SBO den 130. Geburtstag des Riesaer Hafens mit einem Hafen- und Familienfest mit vielen Attraktionen für Groß und Klein. Der Hafen Riesa habe sich während dieser 130 Jahre vom einstigen Güterumschlagplatz zum modernen trimodalen Logistikknoten und Partner für Containerlogistik entwickelt. Inmitten einer aufstrebenden Region sei der Hafen ein nicht wegzudenkender Standortfaktor, so Loroff. Wichtige Industrie- und Landhandelsunternehmen nutzen intensiv die Binnenschiffs- und Eisenbahnverbindungen über den Hafen Riesa.
Christian Knoll