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Der Schweizer Motorenhersteller ABB liefert die Technik für das erste mit einer Brennstoffzelle ausgerüstete Schubschiff. Der Neubau wurde von der französischen Reederei CFT für die Rhône bestellt

ABB liefert eine brennstoffzellenbasierte Antriebslösung für ein emissionsfrei agierendes Schubboot, das von der französischen Sogestran-Konzerntochter Compagnie Fluviale de Transport (CFT) ab 2021 eingesetzt werden soll. Die Energie, die zur Erzeugung von Wasserstoff benötigt wird, stammt aus erneuerbaren Quellen von Land. Ablieferung und Taufe sind für 2021 geplant.

»Mit diesem Projekt wollen wir zeigen, dass ein emissionsfreier Betrieb sowohl machbar als auch wirtschaftlich sinnvoll ist«, sagt Matthieu Blanc, COO bei CFT. Initiiert wurde das Projekt im Rahmen der EU-Initiative Flagships. ABB ist Mitglied dieser Initiative. »Als einer der weltweit führenden Anbieter setzt sich ABB dafür ein, die Schifffahrt sauberer und effizienter zu machen«, sagt Peter Terwiesch, COO des Geschäftsbereichs Industrial Automation bei ABB.

Seit Projektbeginn im Januar arbeitet ABB nach eigenen Angaben eng mit der finnischen Forschungsorganisation VTT und Ballard Power Systems Europe, einem weltweit führenden Anbieter innovativer Brennstoffzellenlösungen zusammen. Ziel ist es, eine 400-kW-Brennstoffzelle für den Schiffsbetrieb zu entwickeln und zur Einsatzreife zu bringen.

Der Einsatzbereich geht über das geplante Schubboot hinaus. Die Brennstoffzelle soll zu einer zuverlässigen Antriebslösung für mittelgroße Schiffe werden, die mehr als 100 Passagiere oder eine vergleichbare Gütermenge im Binnen- oder Küstenbereich transportieren. Daher sollen bei diesem Pilotprojekt auch die betrieblichen Auswirkungen bei der Umstellung auf Wasserstoff als Kraftstoff untersucht werden. Dazu gehöre auch, im täglichen Betrieb das Betankungsverfahren zu erproben und zu optimieren. Man erhoffe sich daraus Erkenntnisse, wie die erforderliche Infrastruktur verbessert werden könne.

Die Brennstoffzellentechnologie gilt weithin als eine der vielversprechendsten nachhaltigen Energielösungen zur Reduzierung der Emissionen von Schiffen weltweit. Brennstoffzellen wandeln durch eine elektrochemische Reaktion Wasserstoff in Strom um.

Das Flagships-Projekt wird von der Fuel Cells and Hydrogen Joint Undertaking (FCH JU) unterstützt, einer öffentlich-privaten Partnerschaft der Europäische Kommission mit der Brennstoffzellen- und Wasserstoffindustrie. Am Neubauprojekt der CFT sind als weitere Partner LMG Marin, NCE Maritime CleanTech und PersEE beteiligt.

Klimavorgaben für die Schifffahrt

Angesichts eines Schadsroffaustoßes von schätzungsweise rund 940Mio.t CO2 steigt der Druck auf die Schifffahrts­industrie, die Emissionen drastisch zu senken. Die Internationale Seeschifffahrtsorganisation IMO will die Treib­hausgase bis 2050 um mindestens 50% gegenüber 2008 verringern. Daher wird die Suche nach alternativen Kraftstoffen und Antriebslösungen verstärkt, auch in der Binnenschifffahrt.

Projekte mit Brennstoffzellen sind wegen der hohen Kosten allerdings noch rar. Die Berliner Hafen- und Lagerhausgesellschaft (BEHALA) plant zusammen mit Projektpartnern, ein Elektro-Schubschiff zu bauen, das künftig zwischen Berlin und Hamburg eingesetzt werden soll. Voraussichtlich im Oktober soll der 7Mio. € teure Neubau bei der Barthel-Werft in Derben an der Elbe auf Kiel gelegt werden. Der Wasserstoff für die 300-kW-Anlage soll in Wechseltanks an Bord mitgeführt werden. Ein Nachtanken ist unter anderem in Lüneburg geplant.

Im Auftrag des Essener Energieunternehmens innogy wurde 2018 ein Ausflugsschiff auf einen Brennstoffzellen-Antrieb umgerüstet. Seit dem Sommer 2018 verkehrt die »Innogy« auf dem Essener Baldeneysee. Energieträger ist nicht Wasserstoff, sondern Methanol – ein flüssiger Alkohol mit sehr hoher Energiedichte. Erzeugt wird dieser direkt am Baldeneysee im Wasserkraftwerk am Stauwehr. Die Brennstoffzelle an Bord nutzt das Methanol zur Stromerzeugung auf dem Schiff und speist einen batteriegepufferten Elektromotor.

Die Reederei Compagnie Maritime Belge (CMB) setzt, ebenfalls seit dem vergangenen Jahr, mit dem Shuttle »Hydroville« ein Passagierschiff auf der Schelde ein, das mit Wasserstoff betrieben wird und Berufspendler befödert.
Krischan Förster