Etwa 10.000 Binnenschiffe laufen jedes Jahr die Umschlaganlagen der Elbmetropole an.
Das Hamburg Vessel Coordination Center (HVCC) entwickelt nun eine digitale Plattform eigens für Binnenschiffe, über die Schiffsanläufe künftig zentral koordiniert werden können
Damit werde ein weiterer Schritt zu effizienteren, digitalisierten Abläufen im Hamburger Hafen gegangen, heißt es. Das Konzept wurde jüngst anlässlich der Jubiläumsveranstaltung zum zehnjährigen Bestehen des HVCC erstmals präsentiert. Seit zehn Jahren optimiert das HVCC als zentrale, neutrale und überbetriebliche Koordinationsstelle Schiffsverkehre, die sich im Zu- und Ablauf des Hamburger Hafens befinden. Ursprünglich gründeten die beiden Gesellschafter – die Hamburger Hafen und Logistik AG und Eurogate Container Terminal Hamburg – zur effizienteren Koordination von Feederschiffen 2009 die Feeder Logistik Zentrale (FLZ), über die später auch erste Binnenschiffe abgebildet wurden. Es folgte mit der Abteilung Nautische Terminal Koordination (NTK) der Aufbau der Großschiffskoordination in enger Zusammenarbeit mit der Hamburg Port Authority (HPA).
Seit 2015 trägt das Gemeinschaftsunternehmen den Namen Hamburg Vessel Coordination Center. Daten austauschen und durch möglichst viele Beteiligte das Gesamtsystem Hafen stetig verbessern – das ist die Aufgabe des HVCC. Mit Erfolg: Mittlerweile nutzen laut HVCC fast alle Großcontainerreeder die Leistungen der NTK, zudem steuert die FLZ die Rundläufe von jährlich mehr als 4.000 Feeder- und Binnenschiffsanläufen an den Hamburger Terminals.
Angesichts der zunehmenden Transporte von Containern mit dem Binnenschiff in Hamburg entwickelt das HVCC nun eine eigene Binnenschiffsplattform. Seit 2012 sei das jährliche Containervolumen, das den Hamburger Hafen per Binnenschiff erreicht oder verlässt, um 40% auf mehr als 128.000 Standardcontainer (TEU) gestiegen. Hinzu kamen im vergangenen Jahr über 100.000TEU an »nassen Umfuhren«, also Transporten zwischen den Terminals per Binnenschiff.
Reedereien planen noch separat
»Die neue Plattform wird die Planung von Binnenschiffsanläufen in Hamburg, die Koordination der Rundläufe im Hafen sowie die Liegeplatzvergabe und Terminalabfertigung digitalisieren und transparenter gestalten«, sagt HVCC-Geschäftsführer Gerald Hirt. Die Plattform vernetzt Binnenschiffsreeder, Schiffsführer, Terminals sowie die Behörden miteinander und soll für einen reibungslosen Datenaustausch zwischen allen Beteiligten sorgen. Neben dem HVCC-Kunden BCF Börde Container Feeder sind auch die Deutsche Binnenreederei, Carl Robert Eckelmann und Walter Lauk Ewerführerei als Partner an dem Projekt beteiligt.
Bisher nimmt jede Reederei die Vorplanungen für ihre Schiffe unabhängig voneinander vor, sodass ein hohes Maß an bilateraler Abstimmung zwischen den beteiligten Stellen erforderlich ist. Ein wesentliches Ziel einer zentralen Binnenschiffskoordination durch das HVCC ist der Abbau von Ineffizienzen entlang der Transportkette, eine erhöhte Transparenz von Plandaten und somit eine verbesserte Verlässlichkeit der Abfertigung – und zwar für alle Beteiligten.
BCF-Geschäftsführer Hergen Hanke begrüßt die Weiterentwicklung des HVCC-Angebots: »Wir sind bereits seit drei Jahren Partner des HVCC und erhoffen uns von der Binnenschiffsplattform eine weitere Optimierung der Hafenrotation und Minimierung der Hafenaufenthaltszeit«. Eine bessere Planbarkeit der Schiffsanläufe und die optimale Auslastung der Terminalinfrastruktur stehen für die Terminals im Vordergrund.Insgesamt soll das Binnenschiff als leistungsstarkes und umweltfreundliches Verkehrsmittel aufgewertet und sein großes Potenzial als wesentliche Stütze im Hinterlandverkehr genutzt werden. Hamburgs Wirtschaftssenator Michael Westhagemann: »Eine Einrichtung wie das HVCC ist europaweit einzigartig. Der Aufbau einer Koordinierungsplattform für die Binnenschifffahrt wird die Wettbewerbsfähigkeit dieses nachhaltigen Verkehrsträgers weiter erhöhen.«
Die Entwicklung der neuen Binnenschiffsplattform, die durch die DAKOSY Datenkommunikationssystem AG erfolgt, wird von der Hamburger Wirtschaftsbehörde gefördert. Im 3. Quartal soll ein Pilotsystem in die Testphase gehen. Die Inbetriebnahme ist für Anfang 2020 geplant.