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Für Binnenschiffe wird es zunehmend schwierig, geeignetes Personal zu finden. Barge Crewing aus Haren/Ems will hier Abhilfe schaffen und stellt für Frachter auf Wunsch auch die komplette Crew zusammen

Eine der großen Herausforderungen der Binnenschifffahrt ist der zunehmende Personalmangel. Branchenexperten sagen, der Engpass sei inzwischen so groß geworden, dass Schiffe teilweise nicht mehr planmäßig fahren könnten. Der wirtschaftliche Schaden für die betroffenen Unternehmer sei beträchtlich, aber auch der Schaden für den Sektor und die Volkswirtschaft nehme zu.

Das im November 2018 gegründete Unternehmen Barge Crewing International ist darauf spezialisiert, Schifffahrtsinteressierte zu finden und ihnen bei Bedarf eine entsprechende Ausbildung zu ermöglichen. Für jeden Frachter und das spezifische Fahrtgebiet wird auf Wunsch auch eine komplette Crew angeboten. Die Kunden kommen aus Deutschland und den Niederlanden.

Barge Crewing beabsichtigt nach eigenen Angaben, das wachsende Personaldefizit in der Binnenschifffahrt bis 2025 umzukehren. Dieses »anspruchsvolle Ziel« will man durch die Rekrutierung neuer Crewmitglieder aus der ganzen Welt erreichen. Durch die Zusammenarbeit mit lokalen Agenturen sei man in der Lage, schnell auf den Personalbedarf zu reagieren.

Fokus auf Asien

Durch Mitarbeiter vor Ort werden Interessierte gezielt auf den Philippinen und in Indonesien angeworben, und auch über die sozialen Medien wie Facebook wird versucht, geeignetes Personal zu finden. Somit zählen auch Russen, Niederländer, Deutsche sowie Personen aus vielen anderen Ländern dazu.

Man verfüge über jahrelange Erfahrung im Management von Binnenschiffen, so das Unternehmen. Entsprechend wisse man genau, was in der Branche vor sich gehe und was erforderlich sei, um die Herausforderungen zu bewältigen.

»Durch die Rekrutierung von neuem Personal für die Binnenschifffahrt kann die Knappheit an Besatzungen reduziert werden. Dadurch wird der Druck im Markt verringert und somit allen Schiffen ermöglicht, wieder voll besetzt zu fahren«, sagt Daniela Tesch, Personaldisponentin bei Barge Crewing.

Das Unternehmen kümmert sich um das komplette Personalmanagement. Anhand des vom Kunden angeforderten Profils werden die Crewmitglieder ausgewählt und gegebenenfalls sogar eingeflogen. Nach eigenen Angaben bezahlt Barge Crewing die Flugkosten sowie die Visagebühren und stattet die Bewerber mit einem Arbeitsvertrag aus. Darüber hinaus übernimmt das Unternehmen alle administrativen Arbeiten, darunter Visa- oder Aufenthaltsangelegenheiten sowie den Erwerb eines Schifferdienstbuches etc. Bei Neulingen wird zudem die nötige Ausbildung organisiert und finanziert und sich um die erforderlichen ärztlichen Untersuchungen gekümmert. Denn oft hätten Personen, die auf den Schiffen arbeiten wollten, nicht die passende Qualifikation, beschreibt das Unternehmen die Situation, das in Dutch Barge Solutions auch eine Tochter in den Niederlanden hat. Dort bietet Barge Crewing in Zusammenarbeit mit Partnern das Training an, um die gesetzlichen Anforderungen an die Schifffahrtspapiere sowie das Verständnis der europäischen Binnenschifffahrt und der westlichen Zollvorschriften zu erfüllen. »Das bedeutet, dass neue Mitarbeiter innerhalb von drei Monaten als Matrosen eingesetzt werden können«, sagt Tesch.

Von den Bewerbern werden eine gute Arbeitsmentalität, eine gute körperliche Verfassung, das Verständnis der europäischen Hygienevorschriften und gute Sprachkenntnisse in Deutsch oder Englisch erwartet. Darüber hinaus dürfen die Interessierten keine rechtlichen Probleme in Europa in der Vergangenheit gehabt haben und nicht polizeilich vermerkt sein. Bei der Ausbildung setzt man auch auf die Unterstützung der Kunden. Man sei darauf angewiesen, dass diese den Decksmännern die nötigen Inhalte an Bord beibringen, bevor sie die Prüfung ablegen könnten. »Dies erfordert eine gute Zusammenarbeit zwischen den Kundenbetrieben und dem Personaldienstleister«, erläutert Tesch. Anders werde es in Zukunft nicht möglich sein, den Schiffseignern qualifiziertes Personal zur Verfügung zu stellen.
Thomas Wägener