Viking River Cruises hat ein neues Arbeitsschiff von der Lux-Werft auf den Namen »Viking Orvar« getauft. Es wird hauptsächlich zur Verlegung und Wartung von Landebrücken eingesetzt
Das Hauptgeschäft von Viking River Cruises ist seit vielen Jahren die Flusskreuzschifffahrt. Alleine die bekannte Serie der sogenannten Longships umfasst mittlerweile mehr als 50 Einheiten. Gebaut werden sie auf der Neptun Werft in Rostock-Warnemünde.
Auch im kommenden Jahr stoßen wieder sechs Schiffe zur Flotte hinzu, zwei davon sind für das Fahrtgebiet Mosel-Rhein-Main-Donau vorgesehen, die übrigen vier für die Seine in Frankreich. Um oberhalb des Eiffelturms anlegen zu können, sind diese Neubauten 10m kürzer als die übrigen Schiffe der Longships-Klasse, die 135m messen. Sie ersetzen die vorher auf der Seine verkehrenden Einheiten, die dann ihr Fahrtgebiet wechseln und künftig auf Mosel, Rhein, Main und Donau anzutreffen sind. Erstes Schiff, das verlegt wird, ist die 2016 abgelieferte »Viking Rolf«. Per Schwerlastschiff wird sie von Frankreich zunächst nach Rotterdam transportiert.
Die Reederei verfügt jedoch nicht nur über eigene Schiffe, sondern auch über insgesamt 63 Landebrücken. Wie Thomas Bogler, Vizepräsident von Viking Cruises, gegenüber der »Binnenschifffahrt« sagte, sind an verschiedenen Standorten an Mosel, Rhein, Main und Donau zwölf weitere dieser Anlegestege geplant.
Vielseitige Einsatzmöglichkeiten
Um diese zu verlegen und zu warten, hat Viking bei der Lux-Werft in Mondorf bei Rhein-km 660 Anfang Dezember 2018 das neue Arbeitsschiff in Auftrag gegeben, mit dessen Fertigstellung der Schiffbaubetrieb Ende März 2019 begonnen hat. Etwas mehr als ein halbes Jahr später wurde der Neubau nun auf dem Werftgelände auf den Namen »Viking Orvar« getauft und wenige Tage danach der Reederei übergeben.
Das Mehrzweckschiff ist 27,30m lang und 6m breit. Für den Antrieb sorgen zwei C9.3-Hauptmotoren von Caterpillar. Sie geben ihre Leistung von 2 x 280kW über ein ZF-Getriebe an die Propeller, die aus dem Hause Promarin stammen. Zusätzlich zu den Hauptmotoren lieferte die Firma Zeppelin Power Systems den Generator mit einem C4.4-Motor von Caterpillar, der 86kVh Strom zur Verfügung stellt.
Über Kameras kann der Schiffsführer die vier Winden von Steger & Windhagen ebenso verfolgen, wie die Arbeiten mit dem achtern auf dem Deck angeordneten Kran, der von NMF hergestellt wurde. Die Ausrüstung stammt von der Firma Wittig aus Duisburg.
An Deck befindet sich zudem eine Werkstatt für kleinere Arbeiten an den Landebrücken. Im Schiffsinneren im Bereich des Bugs gibt es eine Wohnung für die dreiköpfige Besatzung.
Die »Viking Orvar« ist ein Unikat, denn sie wurde extra für die Wartung und Verlegung der Landebrücken entworfen und gebaut. »Solch ein Schiff bauen wir nicht alle Tage«, sagt Rainer Miebach, Geschäftsführer der Lux-Werft, die hauptsächlich auf die Fertigung von Fahrgastschiffen spezialisiert ist.
Neubau bereits im Einsatz
Für den Schiffbaubetrieb ist es der erste Auftrag für die renommierte Flusskreuzfahrt-Reederei. Zunehmend in den Fokus der Mondorfer rückt seit einiger Zeit auch das Thema Elektromobilität. Von der Expertise auf diesem Gebiet profitiert auch die »Viking Orvar«, die laut Miebach so konzipiert wurde, dass sie den Generator für rund einen Tag abstellen und währenddessen per Batterie den für das Bordnetz benötigten Strom beziehen kann.
Miebach und Bogler kennen sich noch von gemeinsamen Projekten auf der Neptun Werft, bei der der Lux-Werft-Geschäftsführer bis 2011 beschäftigt war. Die Zusammenarbeit mit Viking sei damals wie heute sehr angenehm und vertrauensvoll, sagt Miebach. Auch Bogler stellt die fruchtbare Kooperation heraus. »Wir haben die richtige Werft für unseren Neubau ausgewählt«, betont er. Besonders habe er den konstruktiven Austausch während der gesamten Bauphase geschätzt.
Die ersten Einsätze hat die »Viking Orvar« bereits hinter sich. Auf der Mosel hat sie Landebrücken abgebaut und zudem Assistenzdienste in Andernach für die Firma SBS geleistet. Eine 32m lange, 18m breite und 8,50m hohe Bootsgarage für die Polizei Mannheim musste vom Kranplatz etwa 2km zum Zwischenlagerplatz transportiert werden. Inzwischen ist sie an ihrem Bestimmungsort in Mannheim montiert worden und befindet sich nun neben der Halle für die Feuerwehr, die im vergangenen Jahr ebenfalls von SBS gefertigt wurde.
Für das Unternehmen aus Andernach war es nicht der erste Berührungspunkt mit Viking, denn die auf Planung, Konzeption, Herstellung, Montage, Wartung, Prüfung und Reparatur beziehungsweise Instandhaltung von schwimmenden Anlagen spezialisierte Firma hat bereits einige Landebrücken für die Reederei hergestellt.
Nach diesen Arbeiten kommt die »Viking Orvar« auf dem Mittelrhein zum Einsatz, denn auch hier hat das Schifffahrtsunternehmen eigene Landebrücken, die es zu warten gilt.
Die Reederei will die kommenden anderthalb bis zwei Jahre zunächst einmal Erfahrung sammeln mit dem neuen Schiff. Wenn es sich bewährt und Bedarf besteht, will Bogler einen weiteren Neubau nicht ausschließen.
Thomas Wägener