Print Friendly, PDF & Email

Die »Rostocker 7« ist den Hansestädtern bestens bekannt. Die nunmehr dritte Einheit, die so heißt, setzt nicht nur hinsichtlich der Kapazität neue Maßstäbe

Die neue »Rostocker 7«, das Flaggschiff der Rostocker Personenschifffahrt, ist seit Mitte Mai 2019 in Betrieb. Das bei der Lux-Werft in Mondorf am Rhein bei Bonn unter der Baunummer 219 gefertigte Fahrgastschiff ist 38,50m lang, 9,80m breit und hat einen Tiefgang von 1,43m. Mit einer Kapazität für bis zu 400 Personen bietet es deutlich mehr Platz als die übrigen drei Einheiten der Flotte, die maximal jeweils zwischen 220 und 250 Gäste befördern dürfen.

Zur Antriebsanlage des Neubaus gehören zwei Hauptmotoren der Serie D7 von Volvo Penta mit einer Leistung von je 182 kW sowie ein Ruderpropeller von Schottel mit der Bezeichnung SRP 100. Der Hilfsdiesel kommt aus dem Hause Hatz. Der Bugstrahler STT 050 stammt ebenfalls von Schottel. Eine enorme Laufruhe und kaum Vibrationen im täglichen Betrieb sprächen nicht nur für die Leistungen der Konstrukteure, sondern machten den Ausflug besonders angenehm, sagt Kapitän und Eigner Olaf Schütt. Über das Farbdisplay InteliVision5 von ComAp bekommt der Schiffsführer auf der Brücke Kraftstoffverbrauch, Öldruck und die Kühltemperatur der Hauptmaschine visualisiert.

Zur weiteren Ausstattung gehören LED-Lampen. Die »Rostocker 7« sei seines Wissens nach das erste Fahrgastschiff, auf dem das Casambi-Lichtsystem installiert sei, berichtet Schütt. Sämtliche Lampen ließen sich per Smartphone bedienen, beispielsweise ein- und ausschalten, aber auch dimmen. Deckma lieferte die Brandmeldeanlage FMS 3000, die von DNV GL und von Lloyd’s Register zugelassen ist. Kameras an Bord sollen die Sicherheit zusätzlich erhöhen. Die JMA 610 Flussradaranlage wurde von Alphatron entwickelt. Derselbe Hersteller stellte auch den JLR-31/JLR-21 GPS-Kompass bereit, auch als 3D Dynamic Sensor bekannt. Hier werden Kursinformationen wie Speed Over Ground (SOG) und Course Over Ground (COG) angezeigt. Laut Hersteller werden die Daten alle 200 Millisekunden aktualisiert. Darüber hinaus lassen sich Informationen über die Bewegungen in allen Achsen verfolgen.

Schwierige Überführung

Bevor das Schiff in Rostock ankam, stand die Überführung in die Hansestadt an. Diese nahm allerdings deutlich mehr Zeit in Anspruch als geplant, da das Wetter nicht mitspielte. Zunächst ging es den Rhein abwärts. Für die Passage musste extra ein Flusslotse an Bord genommen werden, zudem fuhren Mitarbeiter der Lux-Werft mit, um bei Problemen eingreifen zu können. Für Schütt, der beispielsweise auch die vorherige »Rostocker 7« bei der Lux-Werft bauen ließ, ist das ein willkommenes Gefühl zusätzlicher Sicherheit. »Wenn es Probleme gibt, steht die Werft mit Rat und Tat zur Seite.« Dies sei ein wesentlicher Grund, weshalb er auch die neue »Rostocker 7« wieder bei dem Schiffbauunternehmen aus Mondorf in Auftrag gegeben habe.

Über die Ijssel führte die Fahrt weiter bis zum Ijsselmeer und bei Haarlingen ins Wattenmeer. Für die Überführung über die Nordsee galt es, im Vorfeld eine Sondergenehmigung bei der BG Verkehr einzuholen, berichtet Schütt. Zudem musste das Schiff seefest gemacht werden, beispielsweise die Fenster gegen Seeschlag verblendet werden.

Es folgte ein fast anderthalb-wöchiger Zwischenstopp in Wilhelmshaven, denn für die weitere Passage war zu viel Wind vorhergesagt, sodass das Schiff nicht weiterfahren konnte. »Wir haben stetig den Wetterbericht verfolgt«, sagt Schütt. Für die Zeit in Wilhelmshaven sei ihm ein Liegeplatz zugewiesen worden. Die Leute dort hätten Verständnis für seine Situation aufgebracht und seien sehr hilfsbereit gewesen, die Versorgung habe bestens funktioniert.

Als sich das Wetter endlich beruhigt hatte, konnte das Schiff seine Fahrt nach dem unfreiwilligen längeren Zwischenstopp an der Jade über die Elbe, den Nord-Ostsee-Kanal und die Ostsee bis nach Rostock fortsetzen. »Wegen der Witterung hat die gesamte Überführungsfahrt fast einen Monat lang gedauert«, sagt Schütt. Nachdem der Neubau seinen künftigen Einsatzort erreicht hatte, konnte der Eigner die alte »Rostocker 7« schließlich verkaufen, die er 2003 in Betrieb genommen hatte. Für das neue Flottenmitglied plant Schütt eine feierliche Taufe. Einen Termin dafür hat er jedoch noch nicht ins Auge gefasst. Voraussichtlich wird das kurz vor der Saisoneröffnung geschehen.

Kein weiterer Neubau vorgesehen

Die Rostocker Personenschifffahrt ist vor allem im Linienverkehr im Bereich Rostock-Warnemünde im Einsatz. Zum Angebot zählen Hafenrundfahrten, Tagesausflüge, Charterfahrten oder auch die Begleitfahrt von Kreuzfahrtschiffen. Auch für Veranstaltungen können die Schiffe genutzt werden. Die Flotte des Familienbetriebs umfasst derzeit vier Einheiten. Ein weiterer Neubau sei vorerst nicht geplant, sagt Schütt, der in seinem Betrieb insgesamt fünf Mitarbeiter hat.

Die Zahl »7« habe für die Stadt Rostock eine besondere Bedeutung und gelte als Glückszahl, erläutert der erfahrene Kapitän. Das Familienunternehmen bietet nun schon in der dritten Generation auf der Warnow seine Dienste an. Der Firmenverbund von Schütt besteht aus drei selbstständigen Reedereien. Olaf Schütt gilt als Rostocker-Urgestein, der als aktiver Segler an vielen Regatten im In- und Ausland teilgenommen hat, bevor 1993 er als Kapitän selbst das Ruder übernommen hat.


Thomas Wägener