Print Friendly, PDF & Email

Khaled Tachi vom EICB in den Niederlanden gilt als Experte für die »Vergrünung« in der Binnenschifffahrt. Auf dem Motorenevent 2020 stellte er ein neues grünes Label vor, als Zeichen für die Umweltfreundlichkeit eines Schiffes

Mit einer Neuerung wandte sich Khaled Tachi, Direktor des EICB ( an die Zuhörer des Webinars Motorenevent 2020. Tachi warb für ein Label, das den Verladern und der Öffentlichkeit auf einen Blick die Umweltleistung eines Binnenschiffes verdeutlicht und stellte die Eckdaten dazu vor. Vorbild sind ähnliche Labels, wie sie bei Waschmaschinen, Lampen, Autos oder Kühlschränken längst eingeführt sind.

Das Label werde auf den verschiedenen Emissionen der Schiffsmotoren basieren. Unterschieden wird zwischen Treibhausgasemissionen (CO2) und gesundheitsschädlichen Emissionen (NOx, Feinstaub). Für die Treibhausgasemissionen kann das Label von A bis D laufen, ergänzt beispielsweise durch eine Zahl von 1 bis 5 für die anderen schädlichen Emissionen. Zum Beispiel erhält jeder, der mit Biokraftstoff mit einem Motor der Stufe V fährt, ein A1-Label, während jeder, der mit einer alten, rauchenden Zweitakt-GM unterwegs ist, ein D5-Label erhält.

»Das Kennzeichnungssystem ist Teil des Green Deal«, lässt Tachi wissen. Noch sei das Konzept niederländisch, aber es werde auch auf europäischer Ebene präsentiert werden. Da es in der Binnenschifffahrt keine Kraftstoffsteuer gebe, seien steuerliche Anreize für umweltfreundlichen Kraftstoff zur Erlangung des A1-Labels nicht möglich. Tachi sieht jedoch Möglichkeiten, einen Fonds zur Unterstützung eines solchen Energiewandels einzurichten, mit Beiträgen der Europäischen Kommission und der einzelnen Mitgliedsstaaten, auch aus den Niederlanden.

Aus der Reihe der Webinar-Teilnehmer, die sich per Chat-Funktion einbringen konnten, wurde gefragt, ob beispielsweise auch niederohmige Ruder, effizientere Propeller und Düsen, optimierte Heckschiffe oder sonstige kraftstoffsparende Einrichtungen für das grüne Label angerechnet würden. Tachis Antwort: »Wenn die Einsparungen groß genug sind, wird das sicherlich einen Effekt haben.«

Darüber hinaus lobte er das Konzept des jüngst vorgestellten ZESPack-Systems von Zero Emission Services (ZES), mit dem austauschbare Batteriebehälter gemietet werden können. Dies ermögliche, den Energiebedarf der Binnenschifffahrt mit dem Energiebedarf an anderer Stelle zu kombinieren. Ein wichtiger Vorteil sei, dass das Risiko und die Investitionskosten nicht allein beim Binnenschifffahrtsunternehmer liegen würden. Bezeichnend sei, dass sich mit Wärtsilä auch ein Dieselmotorenhersteller im Bereich Batterien und Elektroantrieb engagiere.

Tachi betonte, dass mehr Nachhaltigkeit die Attraktivität der Binnenschifffahrt erheblich steigere. »Der Energiewandel ist daher eine Chance für die Binnenschifffahrt, auch wenn jetzt zunächst die Auswirkungen von Corona spürbar werden.«
Hermann Garrelmann