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Hülskens hat ein Kranschiff in Dienst gestellt, das sowohl beim Antrieb als auch im Baggerbetrieb neue Maßstäbe bei der Technik und beim Umweltkonzepts setzt. Es kann selbst in Flachwassergebieten und bei geringen Durchfahrtshöhen operieren

Die Vorgaben waren ambitioniert: Das 86 m x 11,45 m große Schiff sollte die neuesten Umweltvorschriften erfüllen und dank einer höheren Tragfähigkeit und einer größeren Hebekraft des Krans die Leistungsdaten bisheriger Schiffe übertreffen, um auch für aufwändige Bergungsarbeiten und Projekte, bei denen große Hubkräfte erforderlich sind, einsetzbar zu sein.

Hierzu verfügt das Schiff über eine maximale Tragfähigkeit von 1.740 t bei einem Volumen des Laderaums von 1.100 m³. Der »Stormvogel« hat bei voller Abladung einen Tiefgang von 3,14 m. Der Lehrtiefgang beträgt lediglich 1,45 m bei einer Fixpunkthöhe des Schiffes bei einer Abladung von 12,50 m von 3,30 m über dem Wasserspiegel. Somit ist der »Stormvogel« auch für Arbeiten bei Flachwasserbedingungen und bei niedrigen Durchfahrtshöhen geeignet.

In Zusammenarbeit mit dem Ingenieurbüro KME aus Zwijndrecht wurden die Ideen und Wünsche in ein völlig neues Schiffsdesign umgesetzt, teilte Hülskens jetzt mit. Der Neubau fährt im technischen Management des langjährigen Partners Oeverwerken, wird aber exklusiv für das Wasserbau-Unternehmen aus Wesel arbeiten.

Optimierungsberechnungen sorgen für einen strömungsgünstigen Rumpf, um den Widerstand im Wasser so gering wie möglich zu halten und die Funktionsfähigkeit auch in flachem Wasser zu verbessern. Auf der anderen Seite mussten die Anforderungen von Lloyds Register, nämlich an einen Kran, der mindestens 90 t heben und auch über den Bug arbeiten kann, und an die Seitenstäben, die für die Antiheilung verwendet werden, berücksichtigt werden. Dies erforderte eine besonders durchdachte und tragfähige Konstruktion.

RensenDriessen Shipbuilding sorgte dafür, dass die Werft Santierul Naval Orsova den Kasko entsprechend den Anforderungen baute. Im vergangenen März kam das Kasko in den Niederlanden an, dort erfolgte der weitere Ausbau durch die Firma Afresh. Das Unternehmen aus Krimpen an der IJssel war von Beginn der Planung an dem Projekt beteiligt und gab dem Schiff bis zur endgültigen Fertigstellung den letzten Schliff. Am Standort des Kranlieferanten PLM Cranes in Heijningen wurden die letzten Montagen ausgeführt, ebenfalls unter der Aufsicht von Afresh.

Der neue vollelektrisch betriebene Kran PLM 2020E mit einem teilbaren Ausleger von 42 m Länge kann bis zu 90 t heben. Das Betriebsgewicht beträgt 199 t. Der Bagger und auch das Schiff sind mit Positionierungssystemen von Trimble sowie der Bagger mit einem Unterwassersichtgerät von Reson ausgestattet.

Für den sicheren Halt des Schiffes, insbesondere Im Bagger- und Hebebetrieb, sorgen zwei Teleskopstelzen mit einer Länge von bis zu 25 m unter dem Schiffsrumpf. Zudem wird die Stabilität durch je zwei beidseitig angebrachte 130 t fassende Ballast­tanks unterstützt. Diese können mit Hochleistungspumpen gelenzt und befüllt werden.

Für die Ausführung von Baggerarbeiten stehen folgende Standard-Grabgefässe zur Verfügung: ein Trimmgreifer mit 6 m³ und einem Eigengewicht von 9,2 t, ein Sandgreifer mit 6,8 m³ und 7,6 t sowie ein Polypgreifer mit 5,4 m³ und 10,0 t.

Die Energie an Bord, sei es für die Fahrt oder für den Kranbetrieb, stammt von bis zu drei mit Diesel betriebenen Generatoren, die je nach Leistungsabruf stufenweise in Betrieb genommen werden können. Die Generatoren werden von drei Scania-Motoren mit je 408 kW Leistung angetrieben, die Abgasstufe Stage V erfüllen und zusätzlich mit Dieselpartikelfilter und SCR-Katalysatoren (Harnstoffeinspritzung) ausgestattet wurden. Der Bagger verfügt außerdem über ein Rekuperationssystem (Schwungscheibe), mit dessen Hilfe Energie im laufenden Betrieb zurückgewonnen und in Batterien von EST-Floattech gespeichert werden kann. Diese Batterien verfügen über eine Kapazität von 368 kWh und können entweder kurzfristige Leistungsspitzen im Kranbetrieb abdecken oder auch das Schiff eine gewisse Zeit völlig emissionsfrei antreiben. Im Bedarfsfall können die Akkus über einen 125-A-Landstromanschluss gespeist werden.

Der Antrieb des Schiffes erfolgt über zwei elektrisch angetriebene Veth-Propeller mit je 553 kW Nennleistung in Düsen, die um 360° drehbar sind. Für den Bugstrahlantrieb wurde ein weiterer Veth Propeller mit 478 kw Leistung liegend mit Strahldüse, um 360° drehbar, eingebaut.

Durch das diesel-elektrische Konzept sei eine deutliche Diesel­einsparung und eine signifikante Verringerung der CO2-Emissionen zu erzielen. »Wenn man von zukunftsweisenden Technologien wie Wasserstoff absieht, die noch nicht serienreif sind, ist in diesem Schiff umwelttechnisch der höchste verfügbare Standard eingebaut«, sagt Hülskens-Geschäftsführer Thomas Gross. »Wir freuen uns gemeinsam mit unserem Partner Oeverwerken über dieses neue und moderne Schiff.«


Krischan Förster