Aufgrund der positiven Umschlagentwicklung erweitert der Emmericher Hafen seine Fläche. Darüber sowie über die Zukunftspläne sprach die Binnenschifffahrt mit Arndt Wilms, Prokurist, Port Emmerich Infrastruktur- und Immobilien GmbH. Von Anna Wroblewski
Seine Lage ist besonders, denn der Hafen von Emmerich ist der erste Binnenhafen Deutschlands, wenn man von den Niederlanden aus den Rhein stromaufwärts fährt. Besonders ist auch die Entwicklung, die er in den vergangenen Jahren genommen hat: »In den letzten zehn Jahren haben wir eine sehr erfolgreiche Geschichte hingelegt«, sagt Arndt Wilms, Geschäftsführer der Port Emmerich Infrastruktur- und Immobilien GmbH im Gespräch mit der Binnenschifffahrt. »Der Hafen Emmerich hatte immer ziemlich gute Wachstumsraten vor allem was den Umschlag von Containern betrifft Es werden bei uns auch konventionelle Güter umgeschlagen, aber die sind für uns eher von nachrangiger Bedeutung. Unser Kerngeschäft ist der Umschlag von Container.«
In den letzten fünf Jahren habe der Emmericher Hafen, der sich seit Anfang 2018 mit den DeltaPort Häfen Wesel/Voerde und dem NIAG-Hafen in Rheinberg-Orsoy zum Verbund DeltaPort Niederrheinhäfen zusammengeschlossen hat, rein wasserseitig zwischen 85.000 bis 125.000 TEU umgeschlagen, berichtet Wilms. Auf dem heute etwa vier Hektar großen Terminal stehen für den Umschlag zwei Containerbrücken an einem 250 m langen Kai zur Verfügung. Darüber hinaus stehen zwei Reachstacker, zwei Terminalzugmaschinen sowie zwei Leercontainerstapler für den Umschlag bereit. »Wir haben auch einen eigenen Schiffsdienst mit regelmäßig abfahrendem Schiffen in Richtung Seehäfen«, so Wilms. Zum Hafen gehört außerdem ein Bahnanschluss, der nur wenige hundert Meter vom Stammgleis der DB Netz liegt und die Autobahn ist nur gut vier Kilometer entfernt. »Wir sind also trimodal gut vernetzt«, sagt der Prokurist.
Flächenerweiterung erforderlich
Aufgrund der guten Entwicklung der letzten Jahre ist es notwendig geworden, die Hafenflächen zu erweitern. »Bereits vor rund zehn Jahren hat der Port Emmerich eine Flächenerweiterung von rund 10.000 m² durchgeführt. Jetzt stehen die nächsten Flächenerweiterungen ins Haus. Die Hintergründe dafür sind unter anderem die, dass wir unsere Einfahrtsituation zum Terminal verbessern wollen, um eine schnellere Abwicklung zu ermöglichen und um mögliche Rückstaus auf die Straße zu vermeiden. Aber eben auch, um mehr Flächen für den Containerumschlag zu haben, um Umstauvorgänge unter den Kranbrücken dadurch zu vermeiden. Letzten Endes bringt die Flächenerweiterung auch Kostensenkungen mit, da man jeden Container nicht zwei- oder dreimal anfassen muss«, sagt Wilms. Insgesamt 6,5 Mio. € seien für die Maßnahmen vorgesehen.
Die Vergrößerung des Terminals bestreitet der Gesellschaft mit eigenen sowie dazu gekauften Flächen: »Wir hatten eine Fläche im Portfolio, auf die wir sofort zugreifen konnten. Eine andere Erweiterungsfläche haben wir von einem benachbarten Unternehmen, das sich zurückgezogen hat, dazu gekauft«, so der Prokurist. »Es handelt sich dabei um zwei Flächen. Im ersten Schritt wird eine 4000 m² große Fläche ausgebaut. Die Arbeiten haben bereits begonnen und wir rechnen mit der Fertigstellung im Herbst. Diese Fläche wird neben der Aufnahme von Containern, dazu dienen, die Einfahrtsituation in das Terminal zu optimieren«.
Der Bauantrag für die zweite Fläche die mit 8000 m² deutlich größer ist, wurde kürzlich eingereicht. »Wir gehen davon aus, dass wir im zweiten Quartal 2022 diese Fläche fertiggestellt haben. Heißt also, dass wir zum Sommer 2022 über 12.000 m² zusätzliche Flächen verfügen werden«, sagt Wilms. Die Fläche konnte freigeräumt übernommen werden konnten, berichtet er weiter. Das sei sehr vorteilhaft. »Aber nicht desto trotz wissen wir natürlich, dass man mit Störeinflüssen im Untergrund rechnen muss. Wir führen die Flächenerweiterungen schließlich in einem Gebiet durch, das seit knapp 130 Jahren als Industrie- und Hafenfläche genutzt wird. Es macht die Kostenschätzung für ein solches Projekt natürlich anspruchsvoller, aber das ist für uns Tagesgeschäft«.
In der Planungseinheit mit den Flächenerweiterungen ist außerdem der Ersatz einer Containerportalbrücke im Hafen in den Jahren 2022/23 vorgesehen. Vorlaufend vor dieser Maßnahme werde die gesamte Gründung der Kranbahn komplett erneuert. Damit wolle man einen sicheren Umschlag in den nächsten 20, 30, vielleicht auch 40 Jahren gewährleisten.
Für den Fall, dass der Umschlag sich auch in Zukunft so positiv entwickeln wird, hat der Hafen Emmerich schon weitere Flächen in petto. »Das Hafenbecken ist in Ost-Westrichtung ausgerichtet. Die gesamte nördliche Seite ist bebaut. Aber die südliche Seite nur etwa zur Hälfte«, sagt Wilms. »Auf der südlichen Seite des Hafenbeckens ist eine Fläche, die in unserem Besitz ist. Diese Fläche mit etwa 35.000 bis 40.000 m² würden wir als Langfristperspektive für eine weitere Hafenentwicklung vorsehen. Aktuell ist dieser Bereich jedoch als FFH-Fläche gewidmet. Das planerisch umzusetzen ist anspruchsvoll. Wir haben bis zum Beginn der Pandemie zu dieser Flächenentwicklung mit der Politik, aber auch Bezirksregierung und der Landesregierung vielfältige Gespräche geführt. Eine solche mögliche Erweiterung ist durchaus positiv aufgenommen worden. Allerdings haben wir aufgrund von Corona dieses Projekt in Warteposition gestellt. Wir möchten jetzt erst mal abwarten, bis sich der Umschlag wieder stabilisiert. Wenn wir wieder den alten Stand erreichen können, können wir natürlich auch weitere Hafenentwicklung anstoßen«.
Wie Wilms berichtet, hat die Corona-Pandemie eine Umschlagdelle hinterlassen. Im Jahr 2020 gab es einen Rückgang bei den Umschlagzahlen, der sich im ersten Quartal 2021 fortgesetzt hat, aber das zweite Quartal zeige jetzt schon eine deutliche Besserung. »Wir gehen davon aus, wenn sich die Pandemie-Situation weiter so positiv entwickelt, dass sich der Umschlagrückgang in den nächsten zwei Quartalen ›ausgewachsen‹ hat. Und wir in etwa die Umschlagzahlen auf dem Vor-Corona-Niveau erreichen werden«.
Was aktuell außerdem eine Auswirkung auf den Umschlag hat, ist der Ausbau der Betuwe-Linie. Es handelt sich dabei um ein Projekt der DB Netz, bei dem auf einer Strecke von 70 km bis 80 km ein dreigleisiger Ausbau erfolgt. »Unser Bahnanschluss wird derzeit immer wieder beeinträchtigt durch die Ausbaumaßnahmen der Betuwe-Linie, der Gütervekehrslinie, die von den Westhäfen in den Niederlanden bis nach Arnheim an der Grenze verläuft. Schon seit 20 Jahren ist sie in den Niederlanden in Betrieb. Auf deutscher Seite wird nach wie vor geplant. Auf dem Streckenabschnitt von der Grenze bis nach Oberhausen gibt es jedoch einige Planstellungsabschnitte, an denen die Bauarbeiten bereits laufen und das führt auf der Strecke immer wieder zu Engpässen und zur Gleissperrungen«, sagt Wilms. Mit Beginn der Pandemie und der Störempfindlichkeit des maritimen Containerverkehrs habe man gesehen, dass sich Ladungsströme auf die Bahn verlagert haben, berichtet er. So konnten viele Terminals entlang der Rheinschienen von den China-Zügen profitieren. »Das konnten wir leider nicht, weil wir am Ende dieser Ausbaustrecke liegen und mit den grade erwähnten Komplikationen zu kämpfen haben«. Wenn der Betuwe-Ausbau abgeschlossen ist, werde es sich ändern, ist der Prokurist sicher. Man gehe jedoch davon aus, dass es noch einige Jahre dauern wird, weshalb in den kommenden Jahren immer wieder mit Störungen zu rechnen ist.
Logistik-Projekte stärken Hafen
Um sich gegen solche externen Einflüsse, besser abzusichern, fährt der Emmericher Hafen »zweigleisig«. »Wir haben hier am Standort eine Immobilienentwicklungsgesellschaft. In den letzten 14 Jahren haben wir auf einer Gesamtfläche von rund 50 ha Flächen für Logistikentwicklungen bereitgestellt«, sagt Wilms. Dabei sei es gelungen, große Player wie die Bremer Lagerhausgesellschaft oder Fiege Logistik an den trimodalen Hafenstandort Emmerich am Rhein zu holen. »Wir gehen davon aus, dass große Logistiker große Containermengen hier am Standort generieren. Durch solche Gewerbeflächenentwicklungen stärken wir das Hafengeschäft . Gerade in solchen pandemiebedingten Krisenzeiten hat das einen stabilisierenden Effekt auf den Hafenumschlag in Emmerich am Rhein.«